Jupiter’s Legacy – Generationenkonflikt der Superhelden

  

von Peter Osteried | 07.05.2021

Die neue Comic-Serie „Jupiter’s Legacy“ ist ab dem 7. Mai bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur neuen Superhelden-Serie.

jup5Bild: Poster zu Jupiter´s Legacy (c) Netflix

Netflix erwarb vor ein paar Jahren die Firma Millarworld – und damit alle Comic-Projekte, die Mark Millar („Wanted“, „Kick-Ass“) noch nicht anderweitig lizensiert hatte. Das erste Ergebnis ist nun die neue Superhelden-Serie „Jupiter’s Legacy“, die von „Daredevil“-Macher Steven S. DeKnight umgesetzt wurde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein Blick auf das Goldene Zeitalter der Superhelden, aber auch auf den Moment, wenn alles bricht und die Moderne ins Schlingern gerät.

Jupiter’s Legacy – Zur Handlung

Seitdem Sheldon Sampson und fünf andere nach dem Schwarzen Freitag ihre Superkräfte erhielten, änderte sich die Welt, es begann aber auch ein Vermächtnis. Seit mehr als 80 Jahren kämpfen der Utopian und seine Familie und Freunde für das Gute. Sie leben nach einem Codex: Niemals werden sie führen, niemals werden sie töten. Doch nicht jeder sieht das so wie der Utopian. Das war schon in den 1960er Jahren so, als Skyfox sich gegen die Union of Justice stellte, das ist heute wieder so. Denn die Zeiten haben sich geändert, die Superschurken sind brutaler geworden, und der Sohn des Utopian ist gezwungen, zu töten, um seine Familie zu schützen.

Doch was hat diese neue Ereigniskette ausgelöst? Und wohin wird es führen, wenn die Helden den alten Codex abstreifen?

jup3Bild: Poster zu Jupiter´s Legacy (c) Netflix

Jupiter’s Legacy – Eine Kritik

Mark Millar erzählte seine Geschichte in zwei Volumes und ließ dem später ein ebenso umfangreiches Prequel folgen. Die Fernsehserie deckt mit ihrer ersten Staffel mit acht Folgen nur einen Teil der Geschichte ab. Es gibt auch Änderungen in Hinblick auf den Comic. Manche sind kosmetischer Natur, andere etwas tiefgreifender, im Kern bleibt die Serie jedoch ihrer Vorlage getreu. Auf jeden Fall transportiert sie ihren Geist.

War der Comic eine Verbeugung vor dem Goldenen Zeitalter der Comics, so ist die Serie eine vor dem Hollywood der 1930er Jahre. Das akzentuiert man auch damit, dass die Rückblicksequenzen allesamt in einer anderen Ratio präsentiert werden, als die gegenwärtige Handlung, womit man den Kontrast älterer Filme und neuerer Produktionen wahrt. Die Ausstattung ist dabei superb. Gerade die Sequenzen der vergangenen Handlung sind immens schön und leben von ihren Hommagen – die Reise zur geheimnisvollen Insel ist offenkundig von „King Kong und die weiße Frau“ inspiriert. Das, was auf der Insel gefunden wird, ist natürlich etwas anderes.

jup2Bild: Poster zu Jupiter´s Legacy (c) Netflix

Die Geschichte deckt die Entwicklung der Comics ab, vom hoffnungsvollen Anfang der 1930er bis zur grimmigen Gegenwartsliteratur, wie sie in den bunten Bilderheften in den 1980er Jahren populär wurde. Man könnte sagen, die Comics wurden damals erwachsen. Die Fernsehserie ist es auch. Sie erzählt vom Ende einer Ära, vom langsamen Tod der Ideale und der romantischen Ideen und vom Beginn von etwas weit Düstererem. Von einer Ära, in der Helden sich anschicken, zu Schurken zu werden, und Schurken zu Helden werden müssen – aber das ist hier noch Zukunftsmusik. Hier erlebt man die ersten Brüche mit, wenn der vom Utopian aufgestellte Codex immer mehr ausgehöhlt wird.

Das ist dramaturgisch sehr schön gestaltet. Die Figuren sind glaubwürdig, ihre Handlungsweise authentisch motiviert. Der Wechsel zwischen vergangener und gegenwärtiger Handlung ist schön gelöst und lässt den Zuschauer immer wieder mitfiebern. Das Ende mag nicht gar so überraschend sein, es deutet aber an, was in der nächsten Staffel folgen muss.

Einziger Wermutstropfen: Die Perücke und der falsche Bart von Josh Duhamel als Utopian sind echt erbärmlich schlecht. Das Alters-Make-up einiger anderer Figuren lässt auch zu wünschen übrig. Das geht besser, umso mehr bei einer sündhaft teuren Produktion wie „Jupiter’s Legacy“.

Fazit

Die Comic-Verfilmung ist eine gelungene Hommage an eine längst vergangene Zeit, aber auch ein schöner Kommentar darauf, wie sich das Superhelden-Genre in den Jahrzehnten seit seiner Initialisierung verändert hat. „Jupiter’s Legacy“ ist aufwendig gestaltet, dramatisch erzählt und kommt mit einer großen Geschichte daher, die von den großen Superhelden-Universen von Marvel und DC inspiriert ist, aber eigene Wege geht.

Bewertung: 4/5****

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Bild: Poster zu Jupiter´s Legacy (c) Netflix