„Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter“ Filmkritik: Aus alt mach neu

  

von Heiner Gumprecht | 08.06.2022

Das Jurassic-Park-Franchise ist seit seinen Anfängen in 1993 gehörig gewachsen und umfasst mittlerweile sechs Kinofilme, eine Fernsehserie, fünf Bücher und diverse Videospiele. Die meisten Teile dieses Filmuniversums sind weitgehend erfolgreich gewesen und es darf angenommen werden, dass der neueste Eintrag, „Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter“, ebenfalls gehörig Kohle in die Kassen spülen wird. Es bleibt nur die Frage nach dem Warum, denn wirklich Neues gibt es seit dem Erstlingswerk nicht zu sehen.

jurassic world 3 Filmszene 001Bild: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) ©Universal Studios

Jurassic World 3: Eine Kritik

Irgendwer hat irgendwo Dinosaurier gezüchtet, aus irgendeinem Grund geht irgendwas schief und die Urzeitbiester werden zur Gefahr für das leibliche Wohl von unschuldigen Zivilisten. Nun muss irgendein Held eine Lösung für das Problem finden, während die Echsen ihm oder ihr und manchmal auch beiden nach dem Leben trachten. Die Fähigkeiten und insbesondere die Intelligenz der Dinos passt sich stets der Situation an, die Guten sind eigentlich nie wirklich in Gefahr und die Bösen werden früher oder später zu Dinosaurierhinterlassenschaften.

Wirklich neue Ansätze gab nur sehr selten, stattdessen haben die Schöpfer*innen dieser Werke versucht, den Oho-Effekt aus „Jurassic Park“ so einfach wie nur möglich zu kopieren, meist, indem man den Zuschauer*innen immer größere, brutalere und auch klügere Dinos präsentiert hat. „Jurassic World 3“, der bei uns planmäßig am 08. Juni 2022 in den Lichtspielhäusern anläuft, versucht dem eingestaubten Schema zumindest oberflächlich den Rücken zuzukehren, indem man die Handlung auf die ganze Welt ausweitet.

Wirklich, auf die ganze Welt? Nein, natürlich nicht. Obwohl die gefährlichen Echsen nun mit Mensch und Tier gemeinsam auf unserem schönen Planeten leben, beschränkt sich die Handlung von Colin Trevorrows Werk auf wenige Schauplätze, ein sehr großer Teil des Films spielt hingegen in einem Reservoir, dass den Äquivalenten der ersten Filme zum verwechseln ähnlich sieht. Aber natürlich komplett anders ist, denn hierbei handelt es sich um eine Forschungseinrichtung und keinen Freizeitpark. Äpfel und Birnen.

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Bild: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) ©Universal Studios

Wer die Vorgängerwerke gesehen und sich dabei jedes Mal auf noch mehr von allem gefreut hat, wird hier dennoch wieder auf seine/ihre Kosten kommen, denn trotz all der kleinartigen Veränderungen macht „Jurassic World 3“ doch nichts anders, außer hier und dort in Detailfragen. Und natürlich in Sachen Alltagsretter*innen, denn die ursprüngliche Heldengruppe aus Alan Grant (Sam Neill), Ellie Sattler (Laura Dern) und Ian Malcolm (Jeff Goldblum) trifft im neuesten Ableger auf die Nachfolger Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und Owen Grady (Chris Pratt).

Leider ist in dem sechsten Kinofilm kaum noch zu unterscheiden, welche Szenen Anspielungen auf die Originale sein sollen und wo den Drehbuchautoren einfach nichts mehr eingefallen ist. Die eh schon schrecklich seichte Handlung wird durch diverse Actionsequenzen in die Länge gezogen, manche Charaktere dienen nur einem Zweck und verschwinden danach für immer und alle anderen Figuren sind schrecklich traurige Abziehbildchen von ebenso schrecklichen Klischees. Die Logik bleibt auf der Strecke und wird durch einen Batzen Nostalgie erschlagen.

jurassic world 3 Filmszene 003Bild: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) ©Universal Studios

Jurassic World 3: Hauptsache Dinos

Wer über diese Probleme und Problemchen hinweg sehen kann, wird aber wahrscheinlich dennoch Spaß im Kino haben, denn zumindest als bloßes Popcornkino funktioniert der neueste Teil der „Jurassic Park“-Filme ganz gut, auch wenn man schon beide Augen stark zusammenkneifen und das Gehirn auf Durchzug schalten muss. Das Prinzip Mensch gegen Dino funktioniert tatsächlich immer noch weitgehend gut, selbst wenn die Verantwortlichen dieser Filme längst nicht mehr wissen, was sie mit ihren Figuren darüber hinaus anstellen sollen.

So darf Chris Pratt hauptsächlich wegrennen und gefährliche Echsen mit seiner Einhalt gebietenden Hand in die Schranken weisen, Jeff Goldblum spielt noch ein bisschen mehr einfach sich selbst als seine Rolle, Laura Dern und Sam Neill sind auch da und die anderen Charaktere sind höchstens zweckdienlich. Wie der Steve-Jobs-Bösewicht, eine zweidimensionale Ausrede, damit unsere Heldengruppe etwas zu tun bekommt. Oder Kayla (DeWanda Wise), die Frau die helfen will, weil sie helfen kann.

Was am Ende des Tages für einen Besuch im Kino spricht, ist das hochwertige CGI, ein paar wirkliche nette und rasante Szenen, der große Nostalgiefaktor und natürlich die Tatsache, dass Fans der ersten fünf Filme im Grunde alles bekommen, wovon sie einfach nicht genug bekommen können. Sollte euer Anspruch an die Handlung und die Ausarbeitung der Szenen gering sein, euer Wunsch nach Dinosauriern und etwas Nervenkitzel dafür um so höher, dann kann euch „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ wohl durchaus empfohlen werden.


Fazit

Trotz des Titels „Ein neues Zeitalter“ hat der sechste „Jurassic Park“-Film eigentlich nicht viel Neues zu bieten. Es gibt ein paar frische Echsen, die alte Heldengarde trifft auf die neue Generation und immer wieder versucht ein hungriger Dinosaurier eine Hauptfigur zu verputzen, scheitert aber stets an der eigenen Doofheit, am persönlichen Pech oder weil die Drehbuchautoren nein gesagt haben. Ganz viel Action, gutes CGI sowie jede Menge Anspielungen auf das Original. Wieder und wieder und wieder. Typischer Film der Marke hübsch aber doof.

Bewertung: 3/5***

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Bild: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) ©Universal Studios