„Killer´s Bodyguard“ Filmkritik — Die 1980er sind zurück!

  

Ein Film wie „Killer´s Bodyguard“ lädt zu allerlei schlechten Wortspielen in Zusammenhang mit typischen Buddy-Komödien der 1980er Jahre ein. Ein Umstand, der vor allem der Fantasielosigkeit von Regisseur Patrick Hughes („Killing Hasselhoff“, „The Expendables 3“, „Red Hill“) geschuldet sein dürfte, welcher seinen Film strikt nach dem Baukastenprinzip zusammengeschustert hat. Wie das Budget so spielt, landet er damit auch noch einen Volltreffer. Tja, Glück kommt zu denen, die warten können und wie ein Blatt im Wind treiben, um sich keine wunden Füße zu holen.

Killers-Bodyguard

Omas Rezeptbuch

Diese Action-Komödie ist für Leinwand-Eulen ein altbekannter Freund. Jemand, dessen Namen ihr nie gelernt habt und den ihr auch nicht unbedingt zum Weihnachtsessen einladen würdet; trotzdem grüßt man sich höflich und verspürt eine eigenartige Art von freundschaftlichem Zugehörigkeitsgefühl. „Killers Bodyguard“ ist ebenso — ein typisches Buddy-Konzept, dass vor drei Jahrzehnten noch zum schnöden Alltag gehörte und kaum aus der Welt des Kino wegzudenken war.

Dabei haben sich gewisse Vorgehensweisen und Kniffe als erfolgreicher als andere herausgestellt und wie der Hase nun einmal so läuft, ihren Kopf letztendlich auch durchgesetzt. Hughes schaut sich weitgehend in diesem Bereich nach Inspiration um, findet keine und begnügt sich daher mit einer kleinen, kreativen Leihgarbe. Wer mit dieser Art von cineastischer Actionkost vertraut ist, wird keine, aber auch wirklich gar keine neuen Ansätze finden.

Neueinsteiger sowie Gelegenheits-Kinogänger haben es um Längen einfacher, scheitern allerhöchstens an ihrer eigenen Empathie und Intelligenz. Zu viel davon mit ins Kino genommen und der Plot breitet sich ab Minute 10 vor euch aus, wie ein Teppich auf einem Hinterhof-Basar. Die — nennen wir es ausnahmsweise mal so — Vielschichtigkeit der Figuren sollte mit etwas Hirnschmalz schnell gescannt worden sein; abseits davon hält „Killer´s Bodyguard“ in Sachen Plot und Wendungen keine Überraschungen für euch bereit.

It´s a piece of cake to bake a pretty cake

Was Patrick Hughes euch jedoch zu bieten hat, sind die allerfeinsten Zutaten; für solch einen Film fast schon unanständige Verschwendung. Dieser Actionfilm schickt Deadpool-Star Ryan Reynolds („Adventureland“, „Safe House“, „Life“) in den Ring und stellt ihm niemand anderes als Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“, „Django Unchained“, „Jackie Brown“) zur Seite. Schon diese beiden Namen könnten für den einen oder auch anderen Grund genug sein, besagten Film sehen zu wollen.

Und dabei bleibt es meist ja auch. Fans der Stars stürmen die Kinos, für die Breite Masse ist das Filmchen nicht spannend genug, doch am Ende reicht es irgendwie für eine Fortsetzung, welche die ungeborene Filmreihe schlussendlich auch beerdigt. Hier dürfte ein solches Schreckensszenario kaum eintreten, denn die Namen auf dem Poster müssen das Werk nicht alleine tragen. Jeder Erwartung gerecht werdend, harmonieren Raynolds und Jackson zum Beispiel ganz wunderbar miteinander.

Ihre Charaktere sind zwar nichts anderes als eine Art Best-Of ihrer beliebtesten Rollen (was bei Raynolds nicht wirklich viel Spielraum übrig lässt), davon lassen sich die zwei jedoch nicht beeindrucken und schaffen es trotzdem, maximale Leistung aus diesem billigen Vorsatz heraus zu holen. Die Chemie zwischen den Superstars ist ein Teufelselixier, welches ich in Zukunft nicht mehr missen möchte. Action und billiges Krachbumm werden so in Windeseile zweitrangig, Situationskomik der abgedrehten Art drängt sich nach vorne, während das Duo den Humor im Alleingang stellt und diesen Auftrag meistert.

Gary Oldman („The Dark Knight“, „Leon — Der Profi“, „Bram Stoker´s Dracula) - ein weiterer Name, der für leuchtende Augen sorgen sollte — hat zwar eine recht undankbare Rolle, die noch weniger Spielraum übrig lässt als es bei Jackson und Raynolds der Fall war, macht aber ebenfalls das Beste daraus. Im Falle des bösen Diktators Vladislav Dukhovich mag das zwar nur wenig bedeuten, ich schreibe es aber dennoch Oldmans Leistung zu, dass mir dieser 08/15-Bösewicht nicht allzu schnell langweilig wurde.

Die Liste fantastischer Schauspieler, die in diesem Unfug einen Part eingenommen haben, endet nicht mit diesen Namen und vor allem Salma Hayek („From Dusk Till Dawn“, „Dogma“, „Desperado“) sollte für ihre absolute over the top Darstellung noch lobend Erwähnung finden. Nichtsdestoweniger dürfte die eigentliche Aussage übermittelt worden sein: Was die Grundidee, den gesamten Aufbau angeht, wurde kein sonderlich überzeugender Job abgeliefert; die Akteure in diesem Theater gleichen diesen Umstand jedoch mehr als aus.

Salz, Zucker und Napalm

„Killer´s Bodyguard“ darf als Gesamtwerk nicht allzu ernst genommen werden. In den fast 120 Minuten wird mit jeder verstreichenden Szene etwas deutlicher, wie wenig dieser Film überhaupt auf grimmige Miene setzt und tatsächlich nur albern/unterhaltend sein möchte. In Erinnerung an Hughes Leistung mag das ein schwacher Trost sein, die Performance der Darsteller und den grandiosen, wenn auch nicht immer soliden Humor betrachtend, rundet es das Gesehene und Gehörte jedoch gut ab.

Die Stunteinlagen und furiosen Szenen sind zwar alles andere als spärlich eingepflegt worden, wirken jedoch eher wie der gezielt und recht erfolgreich ausgesuchte Rahmen für ein kostbares Gemälde. Passend, nicht den Fokus vom eigentlichen Werk ablenkend. Alles andere als schlicht, keine Frage, doch manchmal ist es genau das, was wir uns wünschen, nicht wahr? Für solch einen Hunger gibt es eben Filme wie „Killers Bodyguard“. Nicht sonderlich clever, dafür äußerst unterhaltsam.

Fazit

Durchschaubar wie ein frisch geputztes Fenster an einem milden Sommertag. Einfallsreich wie Mathematik in der ersten Klasse und mit Überraschungen versehen, da würde nicht einmal ein Patient unter dem Defibrillator zucken. Klingt nicht so toll, oder? Doch keine Angst. Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson ziehen den Karren nicht nur aus dem Dreck … sie werfen sich das Ding auf den Rücken, haken die Arme ineinander und joggen zur nächsten Ortschaft. Die Chemie zwischen den beiden stimmt auf allen Ebenen.

Der Rest ist ebenfalls die Geschichte einer glückliche Fügung. Um die Gestirne Reynolds und Jackson kreisen namhafte Nebendarsteller, die in ihren Rollen aufgehen, satte Action und ein zumindest witzig geschriebenes Drehbuch. Jeglicher Einfallslosigkeit, Faulheit und Impertinenz gegenüber dem zu erreichenden Ziel zum Trotz, ist aus „Killer´s Bodyguard“ eine der besten Komödien dieses Jahres geworden. Ihr müsst natürlich Schwächen im Detail verzeihen - dafür lädt dieser Film förmlich dazu ein, einfach mal wieder abzuschalten und sich berieseln ... nein, wirklich unterhalten zu lassen.

Bewertung: 4/5****

Filmktitik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 15.08.2017