Kritik zum Horrorfilm Conjuring 2

  

Ein Horrorfilm im Kino ist in den meisten Fällen mit viel Adrenalin verbunden. Doch wenn man sich danach nicht mehr alleine nach Hause traut, weiß man - James Wan ist zurück. Und mit ihm das Ehepaar Warren, drei Jahre nach dem erfolgreichen ersten Teil. Poltergeister, Dämonen und paranormale Aktivitäten sind auch in der Fortsetzung von "Conjuring - Die Heimsuchung" wieder hoch im Kurs und von James Wan auf eine unglaublich gruselige Art und Weise in Szene gesetzt worden. Das Böse ist von der ersten Minute an präsent und das Ehepaar Warren ist nach wie vor davon überzeugt, dass es eine gottgegebene Gabe ist, andere Menschen davor zu beschützen. James Wan überzeugte bereits in Filmen wie Insidious und Saw, dass er die Gabe besitzt, die Zuschauer in einen Dauerschock zu versetzen und dennoch das überzeugende Storytelling nicht vergisst.

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Conjuring 2 ist ab dem 16.06.2016 in den deutschen Kinos zu sehen

Conjuring 2: Anspannung ab der ersten Minute

Wir erleben bereits zu Beginn von Conjuring 2 eine Vera Farmiga als Lorraine in Höchstform. Sie nutzt ihre Gabe und es wird einmal mehr deutlich, wie es von ihr zehrt. Sie durchlebt den Amoklaufs eines Vaters, welcher seine komplette Familie auslöschte. Im Anschluss daran findet sie sich in einer Vision wieder, die ihren Ehemann Ed, gespielt von Patrick Wilson, betrifft und diese sieht alles andere als rosig aus. Daraufhin beharrt Lorraine Warren darauf, dass sich beide eine Auszeit von ihrem Job nehmen und Ed willigt ein. Doch diese Vereinbarung soll nur kurz währen. Nach einer kurzen und spannenden Einführung finden wir uns im trüben und kalten Enfield, London wieder.

Die Atmosphäre entspannt sich etwas, doch das Gefühl währt nur kurz. Die Zuschauer begegnen nun der alleinerziehenden Peggy Hodgson, hervorragend gespielt von Frances O´Connor, und ihren vier Kindern. Sie wohnen in einem heruntergekommenen Haus am Rande der Stadt. Ein verwahrloster Garten, abblätternden Tapeten und ein unheimlicher Keller bieten die beste Kulisse für paranormale Aktivitäten. Und diese lassen auch nicht lange auf sich warten. Wieder einmal sind es die Kinder, die es zuerst trifft und die schauspielerische Leistung der kleinen Madison Wolfe, welche die zehnjährige Janet Hodgson spielt, sollte an dieser Stelle besonders lobend erwähnt werden.

Der Horror in London bahnt sich den Weg durch zahlreiche Medien und gelangt schnell nach Amerika zu dem Ehepaar Warren. Lorraine Warren erinnert an ihre gewünschte Auszeit, doch Ed überzeugt sie mit ihm nach London zu reisen. Dort angekommen werden sie von einem örtlichen Dämonologen empfangen. Eine Parapsychologin, gespielt von Franka Potente, versteckt ihre Skepsis keineswegs und macht dem Ehepaar Warren deutlich, dass ihre Reise umsonst war. Die enorme Medienaufmerksamkeit lässt an der Echtheit des Falles zweifeln und eine verzweifelte Mutter setzt ihre ganze Hoffung in das Dämonologen-Paar. Auch die kleine Janet ist inzwischen völlig verstört und hat sich komplett zurückgezogen. Lorraine Warren lässt sich von ihrem Ehemann überreden, den Fall zu übernehmen und ahnt bereits, dass sie sich selbst in große Gefahr begeben.

Bei "Conjuring - die Heimsuchung" konnten sich die Zuschauer entspannen, sobald es taghell war. In Conjuring 2 kitzelt James Wan die letzten Vorräte an Adrenalin permanent heraus. Es vergeht keine Minute, in dem die Anspannung nicht spürbar ist. Momente, in denen das ganze Kino zusammenzuckt, sind garantiert. Besonders der anfängliche Hinweis, dass auch diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, lässt einen umso mehr erschaudern. Ein Mädchen, welches von einem Geist gesteuert wird, Spielzeuge, die sich plötzlich selbstständig machen und Möbel, die sich in Gegenwart der Polizei von selbst bewegen sind nur einige Momente, die Conjuring 2 zu einem absoluten Kinoabenteuer machen.

Ein Schocker jagt den nächsten

Die Stimmung, welche James Wan in Enfield erzeugt, versetzt den Zuschauer bereits in eine sehr unheimliche Atmosphäre. Kamera und Schnitt sind so flüssig und ziehen die Kinobesucher förmlich in die Leinwand. Eigentlich vorhersehbare Momente werden zu absoluten Schrecksekunden und auch die vorkommenden Dämonen sind optisch so gut getroffen, dass man deren Anblick so schnell nicht vergisst. Sowohl die grandiose Rollenbesetzung als auch das fulminale Bühnenbild nehmen den Zuschauer mit auf eine adrenalingeladene Geisterfahrt, welche ohne Blutrünstigkeit und extreme physische Brutalität auskommt und einen dennoch schockt.

Zwischendrin wird in kurzen Ausschnitten auch immer wieder Bezug zum ersten Teil genommen und der berühmteste Fall des Ehepaars wird erneut aufgegriffen, bedeutender denn je. Ebenso müssen sich Lorraine und Ed Warren einmal mehr für ihren Beruf, welchen sie als Berufung sehen, rechtfertigen und werden inzwischen sogar in diversen Fernsehformaten bloßgestellt. Das Zweifeln an paranormalen Tätigkeit verbunden mit einer gewollten Medienaufmerksamkeit wird zum zentralen Thema in diesem Film. Im Gegensatz dazu wird die fundamentale Liebe der Beiden und auch die Sicherheit, dass sie das Richtige tun immer wieder spürbar, was die jeweiligen Situationen sehr authentisch macht. Trotz der permanenten Gruselstimmung gibt es hin und wieder entspannte und sogar witzige Momente, was die Familie und das Ehepaar Warren unglaublich liebenswert macht. Sie unterstützen die Kinder und ihre verzweifelte Mutter nicht nur im Kampf gegen das Böse, sondern auch in ihrer hilflosen alltäglichen Situation. Spätestens als Ed Warren im Kreise der Familie einen Elvis-Kracher auf der Gitarre dahin schmettert, kann sich der von Schockmomenten gebeutelte Zuschauer kurz entspannen und die liebevolle Atmosphäre genießen.

Fazit

Conjuring 2 ist ein Horrorfilm, der absolut zu empfehlen ist. Erschrecker sind garantiert und dank der realistischen Effekte verliert der film zu keiner Zeit an Glaubwürdigkeit. Der einzige kleine Makel, was das Storytelling angeht, ist bei der Aufklärung der Dämonen zu finden. Dort wird sich am Ende doch zu sehr auf die Probleme der Warrens konzentriert und die ein oder andere Auflösung zur Besessenheit des kleinen Mädchens wäre wünschenswert gewesen. Aber auch hier kann sich jeder Zuschauer seinen Teil denken.

Die vorkommenden Ausgeburten des Bösen lassen einen großen Spielraum für eine Fortsetzung oder auch das ein oder andere Spin off. Letzteres ist bereits offiziell bestätigt worden. Hierbei kann man nur hoffen, dass James Wan im Regiesessel sitzen bleibt und es nicht so eine enttäuschende Performance wie Annabelle wird. Dieser Film ist eine absolut gelungene Fortsetzung des ersten Teiles und hat nicht den Funken an Spannung verloren. Die Performance der Darsteller tut ihr Übriges. Wir sind gespannt auf weitere phänomenale Geistergeschichten der Familie Warren.

Bewertung: 4 von 5 Sternen.****

Kinofans-Team, 24.06.2016