Let the Right One In – Erstaunlich gut! (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 19.12.2022

Die Vampirserie „Let the Right One In“ ist demnächst (alter Termin: 29. Dezember) bei Paramount+ zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie.

let the right one inBild: "Let the Right One In" (c) Paramount+/Showtime

Zuerst wurde John Ajvide Lindqvists Roman 2008 als „So finster die Nacht“ verfilmt, das US-Remake „Let Me In“ folgte 2010. Über die letzten Jahre hinweg gab es immer wieder Bestrebungen, aus dem Stoff eine Serie zu machen – jetzt ist „Let the Right One In“ da. Und es ist erstaunlich gut! Tatsächlich stand zu befürchten, dass gerade ein Stoff wie dieser alles andere als serientauglich ist, aber Showrunner Andrew Hinderaker ist das Kunststück gelungen, den Kern des Romans zu transportieren, rundherum aber neue Figuren und eine weitergehende Mythologie einzubauen.

Let the Right One In – Zur Handlung

Seit zehn Jahren ziehen Mark (Demian Bichir) und seine Tochter Eli (Madison Taylor Baez) durchs Land – seit sie ein Vampir geworden ist. Er hat nach ihrem Schöpfer gesucht, nach einer Heilung, und hofft nun, in ihrer Heimatstadt New York dem näher zu kommen, da hier einige brutale Morde geschahen, die auf eine Kreatur wie Eli hinweisen. Eli freundet sich mit dem Nachbarsjungen Isaiah (Ian Foreman) an, aber das macht Mark nervös, denn dessen Mutter ist eine Polizistin bei der Mordkommission.

Derweil muss die Wissenschaftlerin Claire (Grace Gummer) das Werk ihres Vaters übernehme. Sie sucht nach einem Heilmittel für ihren Bruder Peter, der vor zehn Jahren von einer Kreatur angefallen wurde und seitdem ein Vampir ist.

Let the Right One In – Eine Kritik

Die Erwartungen waren nicht gerade groß, weil man sich nur schwer vorstellen kann, wie aus dieser Geschichte, die in zwei Filmen sehr gut konzentriert wurde, eine langlebige Serie entstehen könnte. Aber schon nach der ersten Folge hat sich der Eindruck relativiert, denn die Show ist richtig gut. Schon die ersten Momente ziehen in den Bann. Sie beginnen, wie man das kennt – jemand geht barfuß über den Schnee. Ein Vampirjunge, der den Sonnenaufgang sehen will. Mit brutalen Konsequenzen.

let the right one in Szene aus der SerieBild: "Let the Right One In" (c) Paramount+/Showtime

Der Kern der Geschichte ist weiterhin da – die Freundschaft zwischen dem Vampirmädchen und dem Jungen. Ob der Twist des Romans und der bisherigen Filme auch hier zum Tragen kommen wird, ist noch unklar – in der ersten Staffel weist nichts daraufhin, aber es spricht auch nichts dagegen. Die Freundschaft der beiden Kinder ist toll umgesetzt. Überhaupt: Die beiden Darsteller sind perfekt. Ian Foreman als gemobbter Junge, der endlich eine beste Freundin findet und aufblüht, und Madison Tayor Baez als Mädchen, das nicht älter wird und in einem Albtraum lebt. Baez ist erstaunlich gut, sie weist eine schauspielerisch enorme Bandbreite auf!

Ein Problem, das eine Serie hat: Vampire altern nicht. Aber wie macht man einer Serie mit einem elfjährigen Mädchen, wenn sie jahrelang laufen soll? So befasst sich die erste Staffel auch damit, dieses Problem anzugehen. Denn ohnehin ist die Geschichte größer aufgezogen. Mit der Polizistin, die nebenan wohnt, mit der Wissenschaftlerin und ihrem Bruder, aber auch mit den Notwendigkeiten, um ihre Forschung am Laufen zu halten, und natürlich mit der Frage nach dem Ursprung – der Kreatur, die für alles verantwortlich ist.

let the right one in Szene aus der Serie 002Bild: "Let the Right One In" (c) Paramount+/Showtime

Eindrucksvoll ist die Serie aber auch, weil es um noch mehr geht. Um die Frage, was man bereit ist, für die, die man liebt, zu tun. Das macht Mark zur tragischsten Figur dieser Serie, denn er hat über zehn Jahre hinweg seine Tochter am Leben erhalten und dafür das eigene Seelenheil geopfert. Er wurde zu einem Serienkiller, um zu verhindern, dass seine Tochter morden muss. In Demian Bichirs ist immer der Schmerz dieser Entscheidung und die Last seines Handelns zu sehen. Er ist ein gequälter Mann. Grace Gummers Figur Claire befindet sich auf demselben Weg. Überhaupt sind die Figuren sehr schön gezeichnet – sie alle sind klar und glaubwürdig strukturiert, ihr Handeln immer nachvollziehbar.

Die Serie setzt bei Interieurs häufiger auf einen gelblichen Ton – eine klare Verneigung vor dem Remake, das auch auf diese Farbe zurückgriff, während der schwedische Film eher eine blaukühle Farbchoreographie einsetzte.

Fazit

Überraschend gute, mit starken Figuren gestaltete Serie, die die Geschichte größer aufzieht, ohne dass geopfert werden würde, was den ursprünglichen Film so gut gemacht hat.

Bewertung: 4/5****