„Made In Italy“ Filmkritik

  

Der Schauspieler James D'Arcy („Avengers: Endgame“, „Das Boot“) feiert mit dem komödiantischen Familiendrama Made In Italy sein Regiedebüt und konnte sich direkt einen hochkarätigen Schauspieler für sein Werk sichern. Niemand geringeres als Liam Neeson („Schindlers Liste“, „Batman Begins“, „96 Hours“) wird an der Seite von Darstellern wie Micheál Richardson, Lindsey Duncan und Valeria Bilello zu sehen sein, wenn die britisch-italienische Produktion am 03. September 2020 in die Kinos kommt.

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Made In Italy – Zur Handlung

Die Handlung von Made In Italy dreht sich um den jungen Leiter einer Kunstgalerie, Jack, der von Neesons leiblichen Sohn Micheál Richardson verkörpert wird. Jack muss sich damit abfinden, dass seine Frau die Scheidung will und plant, die Galerie ihrer Familie zu verkaufen. Da der junge Mann kein anderes Leben kennt, möchte er den Laden gerne übernehmen, doch fehlt ihm dafür das nötige Kleingeld.

Seine letzte Hoffnung ist sein von ihm entfremdeter Vater, der Künstler Robert (Liam Neeson), welcher zusammen mit Jack je die Hälfte eines Hauses in Italien besitzt. Sollte er es schaffen, seinen Vater zu überreden, das Haus zu verkaufen, hätte er genügend Geld, um die Galerie von seiner Ex-Frau in spe abzukaufen. Tatsächlich ist Robert bereit, das Haus wieder in Schuss zu bringen und fährt mit seinem Sohn an den Ort, an welchem er vor vielen Jahren eine kleine Familie gegründet hat.

Es gibt jedoch ein paar Probleme. Um das Haus hat sich seit Jahrzehnten niemand mehr gekümmert und entsprechend heruntergekommen sieht es dort aus. Außerdem ist das Anwesen voll mit Erinnerungen an Roberts verstorbene Ehefrau, Jacks Mutter. Und zudem haben die beiden nur einen Monat zeit, einen Abnehmer dafür zu finden, denn länger ist Jacks Frau nicht bereit, die Galerie leer stehen zu lassen. Wenig Zeit, um ein Haus in einem solchen Zustand wieder instand zu setzen und noch weniger Zeit für Vater und Sohn wieder zueinander finden.

Made In Italy – Eine Kritik

James D'arcy, der auch das Drehbuch zu Made In Italy geschrieben hat, liefert mit seinem Regiedebüt einen sehr freundlichen, warmen Film ab, der das Rad jedoch nicht neu erfindet. Ganz im Gegenteil. Seinem komödiantischen Drama fehlt es weitgehend an eigenen Ideen und der Fortlauf der Handlung ist nicht nur äußerst durchschaubar, der Aufbau kann stellenweise sogar als faul bezeichnet werden. Tatsächlich ist dies aber auch schon der größte negative Kritikpunkt an dem Werk.

Hat man sie damit abgefunden, dass Made In Italy nicht viel Eigenes zu bieten hat, fällt es deutlich leichter, sich auf die Stärken des Films zu konzentrieren. Wie die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, welche die Geschichte visuell angenehm untermalen und oftmals gut mit der Musik harmonieren. Oder die herzliche Art, mit welcher fast alle Figuren in Erscheinung treten und die dafür sorgt, dass der dramatische Teil der Handlung kaum belastet, während der Humor sich bodenständig und echt anfühlt.

Gerade die Komik und die markanten aber vor allen Dingen charmanten Persönlichkeiten, die manche Figuren an den Tag legen, werten den Film deutlich auf und tragen dafür Sorge, dass d'Arcys Film sich nicht nur natürlich und liebenswert anfühlt, sondern dem empathischen Kinobesucher auch ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann. Abgesehen von Protagonist Jack, der Gründe für seine verschlossene, unbeholfen wirkende Art hat, wirken alle relevanten Charaktere sehr sympathisch.

Gerade die Chemie zwischen Neeson und seinem Sohn Richardson stimmt auf allen Ebenen und macht es um so einfacher, die Beziehung ihrer Figuren zu verstehen, zu akzeptieren und sich für diese zu interessieren. Dank ihres natürlichen Schauspiels fällt es dem geneigten Zuschauer leicht, den traurigen Witz darin zu erkennen, dass Jack verbittert wirkt, aber eigentlich lebensfroh ist, während Robert mit seinem bissigen Humor eine tiefe Trauer kaschiert.

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Made In Italy – Im Detail

Die Dramatik, die sich Hand in Hand mit dem Humor durch den gesamten Film zieht, wird angenehm in die Geschichte eingeflochten. Und auch wenn es in der ersten Hälfte so scheint, dass nicht alle Storyfäden und Charaktere wirklich storyrelevant sind, wird man zum Ende hin, so vorhersehbar und kitschig es stellenweise auch sein mag, doch eines Besseren belehrt. Abgesehen von einer einzigen Ausnahme, bei der ich noch immer rätsel, welche Aussage damit getroffen werden sollte.

Doch im Detail gibt es ein paar Abstriche, die hier zumindest schon der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollten. So sind einige Szenenwechsel und Übergänge in Made In Italy sehr hart, manch eine Kameraeinstellung ist viel zu lang und ein/zwei sogar völlig unnötig. Außerdem gibt es zwei Details in der Handlung, die keinerlei Mehrwert für diese haben und den recht kurzen Film unnötig aufplustern.

Dafür ist die schauspielerische Leistung aller Beteiligten lobenswert, wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau. So darf von Liam Neeson und Valeria Bilello behauptet werden, dass sie einen ganz formidablen Job abgeliefert haben, während Lindsey Duncan an ihrer zweidimensional ausgearbeiteten Rolle verzweifelt und nicht zeigen kann, ob sie zu mehr fähig ist als das Klischee einer Nebenfigur zu porträtieren. Und Richardson macht zwar wenig falsch, kommt an die Kunst von Neeson jedoch zu keiner Zeit heran.

Unterm Strich macht Made In Italy also nicht alles richtig und es gibt gewisse Patzer auf der Strecke, doch im Vergleich zu den Stärken des Films fallen diese Negativpunkte kaum ins Gewicht. Wer sympathische Werke mag, die gleichsam zum Lachen als auch zum Weinen einladen, das Herz am rechten Fleck tragen und schlussendlich dazu in der Lage sind, ein Lächeln auf dem Gesicht des Zuschauers zu zaubern, der sein Herz gerne solchen Geschichten öffnet, macht mit einem Kinobesuch nichts falsch.

Fazit

James D'Arcys Regiedebüt ist ein sympathischer, warmer Film, der zwar kaum eigene Ideen hat und ein sehr vorhersehbares Ende abliefert, dafür aber das Herz am rechten Fleck trägt. Liebenswerte Figuren, eine schöne Mischung aus Drama und Komödie und eine angenehme Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern machen Made In Italy zu einem sehenswerten Film für alle, die sich selbst als empathisch bezeichnen und einfach mal gute eineinhalb Stunden entspannen wollen.

Gerade im Jahr 2020, wo die Menschen dazu neigen, sich nur auf die schlechten Dinge zu konzentrieren, ist D'Arcys Werk eine angenehme Abwechslung und ein guter Lückenfüller, bis die großen Blockbuster wieder in die Lichtspielhäuser zurückkehren.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 10.08.2020