„Maleficent 2: Mächte der Finsternis“ Filmkritik

  

Die Fortsetzung der Dornröschen-Realverfilmung „Maleficent - Die dunkle Fee“ steht an. Da Kritiken über das Werk von Regisseur Joachim Ronning („Max Manus, „Kon-Tiki“, Pirates Of The Caribbean 5“) erst kurz vor Kinostart veröffentlicht werden dürfen, könnt ihr euch vielleicht schon ein/zwei Dinge über die Qualität des Streifens denken. Selbst überzeugen könnt ihr euch davon am 17. Oktober, denn dann startet der Film in den deutschen Kinos durch.

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Zur Handlung

Prinzessin Aurora schützt mittlerweile die magischen Moore und erhält sie so, wie sie von jeher waren, während sie gleichzeitig liebevoll über das Waldkönigreich herrscht. Quasi-Adoptivmutter Maleficent (Angelina Jolie) hat ihre boshafte Vergangenheit abgelegt und steht der jungen Frau mit Rat und Tat zur Seite. Als Prinz Philipp von Ulstead (Harris Dickinson) um die Hand von Aurora anhält, scheint das Glück perfekt zu sein.

Doch trotz aller Fortschritte, die in den letzten Jahren erzielt wurden, gibt es immer noch Anspannungen zwischen Menschen und Feen und ausgerechnet Auroras zukünftige Schwiegermutter, Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer), möchte dies anscheinend ausnutzen und gibt sich schon bei der ersten Begegnung mit Maleficent alle Mühe, die dunkle Fee gegen sich aufzubringen.

Das alte Leid

Bereits der Vorgänger dieser stark verdrehten Version von Dornröschen hatte mit einigen Logiklöchern und weit hergeholte Wendungen zu kämpfen, die das Werk davon abgehalten haben, mehr zu sein, als nette Abendunterhaltung ohne Tiefgang. Von dem großartigen Kostüm und der beachtenswerten schauspielerischen Leistung Angelina Jolies („Der fremde Sohn“, „Unbroken“, „Der Knochenjäger“) einmal abgesehen, konnte die Vorgeschichte lediglich auf visueller Ebene begeistern.

Maleficent 2“ gibt sich keine Mühe, dies zu ändern und es ist bereits nach wenigen Minuten klar, dass der Fokus erneut auf der Hauptdarstellerin und ihrer Performance liegt, nicht aber auf einem ausgeklügelten Drehbuch. Um so mehr die Geschichte ins Rollen kommt, und um so stärker der Film versucht, uns mit neuen Einfällen und unvorhersehbaren Wendungen zu beeindrucken, um so dünner wird die Glaubwürdigkeit.

Über Logik wird sich hier keinerlei Gedanken gemacht, stattdessen wird darauf gesetzt, den Zuschauer zu überraschen, komme, was wolle. Vor diesem Vorgehen sind nicht einmal Inhalte aus dem Vorgänger sicher, die einfach so abgeändert wurden, dass sie in die neue Geschichte passen. Erklärt werden diese Veränderungen nicht, Sinn ergeben sie auch keinen, lediglich unvorhersehbar sollen sie sein. Was sie damit ja auch sind, leider auf eine Art, die einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Über fast zwei Stunden präsentiert sich „Maleficent 2: Mächte der Finsternis“ wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Ideen, die nicht zu Ende gedacht und lose miteinander verbunden wurden. Es wirkt, als sei dieser Film der Auftakt zu einer längeren Serie oder auch einer Filmreihe, die noch viele Jahre Bestand haben soll. Ein Pilot, der mehrere Grundpfeiler setzt, die später einmal wichtig sein könnten und erst dann eine deutlich umfangreichere Geschichte erzählen.

Stattdessen werden solche Einfälle genutzt, um krude Wendungen zu rechtfertigen und auf ein Ende hinzuarbeiten, welches lediglich in visueller Hinsicht beeindruckt, aber inhaltlich knapp an der Lächerlichkeit vorbeischrammt. „Maleficent 2“ ist Hirn-aus-Kino, das sich nur ertragen lässt, wenn man Märchen wirklich liebt und der Meinung ist, dass Filme wie „Das singende, klingende Bäumchen“ von 1957 besser gewesen wäre, wenn Angelina Jolie mitgespielt hätte und es einen Drachen darin geben würde.

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Jolie vs. Pfeiffer

Was der Streifen in Sachen Storytelling nicht auf die Reihe bekommt, stützen die Schauspielerinnen Angelina Jolie und Michelle Pfeiffer („Scarface“, „Der Sternwanderer“. Ich Bin Sam“) mit ihrer grandiosen Performance. Ihre Rollen mögen hauchdünn ausgearbeitet worden sein und dienen eigentlich nur einem vordergründigen Zweck, doch wie die beiden Damen aus Hollywood diese zweidimensionalen Charaktere verkörpern, ist mehr als ein müdes Lob wert.

Leider stehen sie damit recht alleine da. Die anderen Darsteller in „Maleficent 2“ schaffen es nicht, ihren Figuren auch nur einen Hauch Mehrwert zu verleihen. Sei es Elle Fanning („Super 8“, „Trumbo“, „Jahrhundertfrauen“) als Prinzessin Aurora, Chiwetel Ejofor („12 Years A Slave“, „Doctor Strange“, „American Gangster“) in der Rolle des Conall oder Harris Dickinson („Beach Rats“, „The Darkest Minds“, „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“) als Prinz Phillip.

Allesamt spielen an sich gut, doch gibt die Ausarbeitung ihres Charakters einfach nicht mehr her und ihre Art der Performance ändert an diesem Umstand rein gar nichts. So bleiben Figuren, die an sich Potenzial haben, ein wandelndes Klischee, welches lediglich eine Aufgabe zu erfüllen hat und dann bereits jegliche Bedeutung im Fortgang dieser Geschichte wieder verliert.

So dreht sich die gesamte Handlung letztendlich nur um Maleficent und Königin Ulstead, während alle anderen Charaktere um diese beiden herumschwirren wie Insekten. Und wenn es dann zum großen Finale kommt, ist eigentlich der ganze Weg dorthin wieder irrelevant und es zeigt sich, dass alle Ereignisse nur existiert haben, um einen Ausgang zu rechtfertigen, der eigentlich von Anfang an klar war.

Das Auge isst mit

Zumindest aus visueller Sicht ist „Maleficent 2: Mächte der Finsternis“ ziemlich gut geworden. Zwar kann das CGI stellenweise nicht mit den Ambitionen der Macher mithalten, doch darf wohl behauptet werden, dass sich die Qualität des Gezeigten durchgehend im oberen Bereich befindet. Von den Kostümen über die Landschaften bis hin zu den verschiedenen Kreaturen ist alles absolut sehenswert. Nur den Mund dürfen besagte Wesen halt nicht aufmachen, da meist nur Blödsinn rauskommt.

Die technische Herangehensweise bei dem Werk ist ebenfalls einwandfrei. Dies gilt für den Schnitt genauso wie für die Bildeinstellungen und Kamerafahrten. Mit passender musikalischer Untermalung und einem gewissen Gespür für Details. Zwar ist dieser Aspekt des Films nicht mehr als eine Fahrt auf der sicheren Seite, völlig frei von besonderen Einfällen und mutigen Entscheidungen, doch für Kino dieser Art reicht es vollkommen aus.

Fazit

„Maleficent 2“ sieht in erster Linie hübsch aus und wartet mit Angelina Jolie und Michelle Pfeiffer auf, die beide einen guten Job abliefern. Mehr hat das Werk von Joachim Ronning aber auch nicht zu bieten. Die Handlung ist bestenfalls zweckdienlich, die Ausarbeitung der Figuren minderwertig und das Finale eine komplette Farce. Wer Märchen über alles liebt und das Gehirn in den Ruhemodus versetzen kann, hat sicherlich oberflächlichen Spaß damit, alle anderen sollten einen weiten Bogen um den Film machen.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 16.10.2019