Money Monster - Filmkritik zum Thriller

  

Nimmt man die zentralen Elemente von „Money Monster“, Jodie Fosters kapitalistischem Geiseldrama, und betrachtet sie getrennt, so funktionieren sie nur zu Teilen wie gewünscht. Als Anklage gegen Tricksereien der Wallstreet-Jongleure erweist sich der Streifen als recht zahnlos, als reiner Thriller beschleunigt er den Herzschlag nur wenige Male merklich, als Verschwörungsstory entpuppt sich das zentrale Mysterium als erstaunlich flach. Das Zusammenspiel profitiert aus diesen drei Ingredienzien dennoch.

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Ab dem 26.05. könnt ihr Money Monster im Kino anschauen.

Money Monster: Assault on Wall Street

Der Grund dafür, dass „Money Monster“ nicht auseinanderfällt, sondern erstaunlich gut zusammenhält, liegt in erster Linie an den Performances von George Clooney und Julia Roberts. Beide sind punktgenau, harmonisieren wunderbar mit dem Hauch von stumpfen Humor, der Jodie Fosters Werk umspielt. Hilfreich ist auch die Regie von Foster, die sich merklich an „Hundstage“ und „Inside Man“ orientiert. „Money Monster“ mag sich nicht lange in den Gedächtnissen der Kinobesucher festsetzen, aber durchaus für kurzweilige Zufriedenheit sorgen.

Clooney mimt hier den TV-Moderator Lee Gates, als Platzhalter für Schreihälse der Marke Jim Cramer. Lee ist ein schamloser Selbstdarsteller, der Aktientipps mit Unterstützung von Hip-Hop Tänzern, wilden Kostümen und einem reichhaltigen Repertoire an Tiergeräuschen unters dürstende Volk bringt. Seine unter ihm leidende Produzentin Patty Fenn (Roberts) will eigentlich den Job wechseln und das Team macht sich für die nächste von Lees Tanzeinlagen bereit, als das rat- und angeberische Treiben des selbsternannten Börsengurus plötzlich ungeahnte Konsequenzen hat. Denn manchmal vertut sich natürlich auch der beste Experte. Als er die Aktie des Hochfrequenzhändlers Ibis empfiehlt, kommt es zu einem Kurssturz und der LKW-Fahrer Kyle Budwell (Jack O‘Connell) verliert 60.000 Dollar. Der aufgebrachte Anleger nimmt Gates‘ Fehler ziemlich persönlich. Er stürmt mit einer Pistole bewaffnet die Live-Sendung, nimmt den verdutzten Moderator als Geisel und hängt ihm einen Sprengstoffgürtel um die Taille. Im Aufnahmeraum versucht Regisseurin Patty derweil, eine Panik zu verhindern und die Kontrolle über die Situation zu bekommen. Budwell droht Gates zu erschießen, wenn die Übertragung unterbrochen wird. Er verlangt von dem Experten vor aller Welt eine Erklärung, warum er sein ganzes Geld verloren hat. Immerhin soll der heiße Tipp ja todsicher gewesen sein. Die Spur führt zum Ibis-Konzern, wo Pressesprecherin Diane Lester (Caitriona Balfe) in der ersten Reihe mit allem möglichen zu ringen hat, während Firmen-CEO Walt Camby (Dominic West) auf unerreichbar macht.

Zahnlos gegen Einzeltäter

Die Finanzkrise traf die Mittelschicht in den USA 2008 besonders hart. Viele Familien verloren nicht nur Haus, Hof und Kontostand, sondern auch ihr Vertrauen in das hochgelobte System des Turbokapitalismus. Skrupellose Zyniker führten ihre Banken mit vollen Segeln in die Pleite, warfen das Geld der Anleger zum Fenster hinaus und ließen sich anschließend von der Regierung mit Steuergeld retten. Regisseurin Jodie Foster („Der Biber“, „Familienfest und andere Schwierigkeiten“) begibt sich mit „Money Monster“ auf gefährliches Terrain, welches allerdings mit „The Big Short“ und „99 Homes“ schon ordentlich abgeerntet wurde. Aufgefrischt wird alles durch das Konzept des Echtzeitthrillers, dem sie auch noch einen erzählerischen Ausnahmezustand hinzufügt. Sie hält das Tempo hoch, wechselt immer wieder zwischen Kino- und TV-Bildern, variiert ständig die Kameraperspektiven und lässt auch nach der Geiselnahme eine dichte Kette von dramatischen Ereignissen folgen. „Money Monster“ bleibt so sehr flexibel, schnell und schafft eine gewisse Anspannung, die leider nie so wirklich explodieren will. Während die Inszenierung angemessen variabel ausfällt, bleiben die Figuren schablonenhaft. Vor allem die Wandlung von George Clooneys Gates vom selbstverliebt-eitlen Fernsehgockel zum engagierten Gutmenschen, der sich für die Aufdeckung des Ibis-Skandals einsetzt, mangelt es an Glaubwürdigkeit. Dabei tut der zweifache Oscar-Gewinner sein Bestes: Wie er die Verängstigung des sonst so selbstsicher auftretenden Gurus darstellt, die ihn erst ganz allmählich die Fassung wiederfinden lässt, ist mehr als beeindruckend. Aber gegen eine fragwürdigen, arg gewollt wirkende und überzogen brisante Wendung kommt auch ein Clooney nicht an. Außerdem verzichtet Jodie Foster auf eine grundsätzliche Wall-Street-Anklage, was ihrem Thriller ziemlich viel an Durchschlagskraft nimmt. Letztlich stellt sie nicht das System an sich in Frage, sondern nimmt nur die Schurken aufs Korn, die für die verbrecherischen Exzesse sorgen. Es sind also alles bloß Einzeltäter, die sich bereichern.

Kraftvoll in kurzen Momenten

Trotz aller Schwächen hat „Money Monster“, neben den beiden souverän agierenden Superstars George Clooney und Julia Roberts, eine Handvoll guter Einzelszenen zu bieten. An einem glaubwürdigerem Wendepunkt wird Budwells schwangere Freundin Molly (Emily Meade) zugeschaltet, in der Hoffnung, dass sie den Vater ihres ungeborenen Kindes besänftigen kann. Doch die aufgebrachte Dame rast verbal wie eine Dampflock über Budwell hinweg und macht alles nur noch schlimmer. Auch die Ironie des Beginns, wenn der TV-Zirkus mit Lee Gates‘ affiger Show vorgeführt wird, hat hohen Unterhaltungswert. Überhaupt setzt Foster zwischendurch auf humorvolle Seitenhiebe, die jedoch zuweilen auch von der Ernsthaftigkeit ihrer Erzählung ablenken. Das ist für diesen sehr ambitionierten und zugleich doch halbherzigen Film durchaus symptomatisch.

Fazit

Jodie Fosters irgendwo zwischen „Hundstage“ und „The Big Short“ angesiedelter Geisel-Thriller „Money Monster“ ist unterhaltsam, aber viel zu leicht. Für einen entspannten Abend im Kino keine verkehrte Wahl, für tiefgehende Unterhaltung mangelt es aber an Tragweite.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

Filmkritik von Julius, 20.05.2016