"Mortal Engines: Krieg der Städte" Filmkritik - Kurzweilige Action

"Mortal Engines", welcher bei uns am 13. Dezember in den Kinos anläuft, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philip Reeve. Im Herzen ein Jugendbuch wie jedes andere auch, mit austauschbarem Plot und typischem Teenie-Herzschmerz. Nichtsdestoweniger erfreut sich das Werk einer großen Fangemeinde, was vor allen Dingen an der einzigartigen Welt liegen dürfte, die dieser Geschichte ihren Reiz verleiht. Besagten Pluspunkt hat ebenfalls Produzent Peter Jackson erkannt, welcher die Filmumsetzung schon lange in Planung hatte.

Mortal Engines kinostart Header DE

Dafür hat der Herr-der-Ringe-Regisseur 100 Millionen US-Dollar flüssiggemacht und seinen Special-Effects-Designer Christian Rivers ("King Kong", "In meinem Himmel", Minutes Past Midnight") auf den Regie-Stuhl gesetzt. Zusätzlich wurde eine spezielle CGI-Software entwickelt, welche es ermöglichen sollte, die gigantischen Schauplätze des Plots überhaupt erst darstellen zu können. Generell sind also alle Zutaten für satte Unterhaltung gegeben. Was am Ende jedoch fehlte, war das rechte Geschick in Sachen Storytelling ...

Zum Plot - Mortal Engines

Vor über tausend Jahren hat es die Menschheit beinahe hinbekommen, alles Leben auf unserem schönen Planeten auszulöschen. Der sogenannte 60-Minuten-Krieg hat eine dystopische Zukunft geschaffen, in welcher die Erde zu einem scheinbar gänzlich unfruchtbaren Ort geworden ist. Die meisten Menschen hausen auf dem Rücken von mobilisierten Städten; riesigen Konstruktionen, die durch das Ödland streifen, stets auf der Suche nach Ressourcen in Form von kleineren, schwächeren Ortschaften.

Eine der Größten unter ihnen ist das Raubtier London, welches nach Europa gekommen ist, um neue Jagdgründe zu erschließen. Einer ihrer Bewohner: der verträumte Museumslehrling Tom Natsworthy, gespielt von Robert Sheenan ("Geostorm", "Fortitude", "Mute"). Dieser wird Zeuge, wie eine Unbekannte den berühmten Historiker Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) attackiert, welcher aktuell an einem streng geheimen Energieprojekt arbeitet.

Es kommt wie es bei solchen Geschichten stets kommen muss und beide, Tom sowie das Mädchen, namentlich Hester Shaw (Hera Hilmar), verlassen recht unsanft die mobilisierte Stadt, landen irgendwo im Nirgendwo. Bei ihrer gemeinsamen Reise erfährt der junge Angestellte, was es mit der Fremden auf sich hat, warum man Valentine nicht trauen darf und das die Welt erneut kurz vor dem Abgrund steht. Doch erst als sich die Widerstandskämpferin Anna Fang (Jihae) zu erkennen gibt, wird klar, wie wichtig Hester in diesem Puzzle wirklich ist.

CGI > Handlung

Zuerst sei einmal erwähnt, dass "Mortal Engines" fantastisch ausschaut. Aus visueller Sicht ist das Werk ein reines Spektakel, mit unglaublichen Bildern und neuen Maßstäben in Sachen CGI. Die durch das Ödland bretternden, kolossalen Städte sind beeindruckend anzusehen, ihr Innenleben beinahe noch faszinierender als ihre äußere Erscheinung. In dieser Hinsicht ist Rivers' Film absolut top. Abseits davon gibt es leider nur wenige Aspekte, die seiner Produktion schmeicheln.

Zum einen sei noch löblich erwähnt, dass "Krieg der Städte" lediglich einen geringen Fokus auf die Romantik zwischen den beiden Hauptfiguren setzt. Stattdessen wurde dieser Bereich zugunsten der Handlung kurz gehalten, was schlussendlich einen positiven Effekt auf das Gesamterlebnis hat. Außerdem ist es erfreulich, dass der Film, trotz vier geplanter Teile, für sich alleine stehen kann und nicht auf Gedeih und Verderb versucht, die Weichen in Richtung Fortsetzung zu stellen.

Viele andere Bereiche sind leider unterdurchschnittlich umgesetzt worden, was für den Erzählstil genauso gilt wie für die Dialoge, Actionsequenzen und quasi jedem Aspekt, der Fragen aufwerfen könnte. Statt von seinen unterschiedlichen, teilweise recht stark ausgearbeiteten Figuren auch wirklich Gebrauch zu machen, werden diese verschwenderisch von Akt zu Akt gehetzt. Bei manchen Charakteren schleicht sich sogar die Überlegung ein, ob diese der Geschichte überhaupt irgendeinen Mehrwert zu bieten haben.

Die Handlung poltert unbedarft vor sich hin, ganz nach Vorlage der Voice-Over-Einleitung, welche die Einführung in die postapokalyptische Welt bereits zu Beginn recht unattraktiv runterbricht. Es gibt immer wieder Szenen, die einfach unnötig sind, während andere Bereiche des Plots wirken, als seien sie auf das Mindeste reduziert worden. Schön sieht es die gesamte Zeit über aus, nur wirklich spannend ist es eben nicht. Ohne manch einen geschickt platzierten Witz an passender Stelle könnte das Gesehene durchweg als langweilig bezeichnet werden.

Rivers schafft es über 128 Minuten nicht, die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu fesseln, verirrt sich immer wieder in Nichtigkeiten und verliert bei rasanten Szenen schnell den Überblick, weswegen es dem geneigten Kinogänger durchaus schwerfallen kann, den Ereignissen ordentlich zu folgen. Selbst wenn ihr wie gebannt auf die Leinwand starrt, ist es wiederholt problematisch, alle Aspekte einer Szene angemessen wahrzunehmen. Fragen, die bei dem Plot sowieso schon im Dauertakt aufkommen, vervielfältigen sich auf diese Weise äußerst unnötig.

Mortal-Engines

Ein gutes Team

Was dem Film letztendlich leider nicht viel nützt, ist unterm Strich der zweitbeste Aspekt an "Mortal Engines". Die schauspielerische Leistung des gesamten Stabs ist durchweg ein ganzes Stück über dem Durchschnitt. Auch wenn nicht alle Handlungsrelevanten wirklich Tiefe und Vielfalt zu bieten haben, so holen die Akteure doch das Meistmögliche aus ihnen heraus.

Lediglich Hugo Weaving ("Matrix", "V wie Vendetta", Hacksaw Ridge") kann mit all seinem Talent und sichtlicher Anstrengung rein gar nichts dagegen unternehmen, dass seine Figur, der Antagonist in diesem Werk, leichenblass erscheint. Austauschbar, durchschaubar und ohne nachvollziehbarer Motivation, ist er nur vor Ort, um dem Heldenduo und der Welt von "Mortal Engines" das Leben schwer zu machen.

Hesters Ziehvater, Shrike (Stephen Lang), gibt hier einen sehr viel bedrohlicheren Widersacher ab, welcher auch noch mit einer interessanten Hintergrundgeschichte und einer Menge Potenzial versehen wurde. Aus dieser Möglichkeit wurde nur leider nichts gemacht, der Charakter quasi viel zu schnell verheizt und seine Geschichte lediglich wage angedeutet. So verkommt er zu einem optisch beeindruckend dargestellten CGI-Monster ohne großartigen Mehrwert für den Plot.

Alle anderen Bereiche in diesem Werk sind kaum einer extra Erwähnung wert. Vom Schnitt bis hin zur musikalischen Untermalung, für welche sich in "Mortal Engines" der niederländische DJ und Musikproduzent Junkie XL verantwortlich zeichnet, bewegen sich in einem Bereich, der den Film weder schlechter, noch besser macht. Aus technischer Sicht ist alles akzeptabel umgesetzt worden, der gemeine Zuschauer wird davon jedoch wohl nichts gesondert wahrnehmen.

Fazit

Peter Jackson und Christian Rivers haben mit "Mortal Engines - Krieg der Städte" ein visuell bombastisches Werk abgeliefert, welches abseits dieses Umstands recht wenig zu bieten hat. 08/15-Plot, mal mehr, mal weniger interessante Charaktere der Marke absoluter Durchschnitt und eine Menge verschwendeter sowie nicht genutzter Möglichkeiten. Als kurzweilige Unterhaltung durchaus zu gebrauchen, doch abgesehen von der Optik nichts, über das sich ein Gespräch lohnt.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 13.12.2018