München: Im Angesicht des Krieges – September 1938 (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 16.01.2022

Der Thriller „München: Im Angesicht des Krieges“ startet am 21. Januar bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Jeremy Irons.

München Thriller Netlflix Szene 002 FilmkritikBild: Filmszene aus dem Thriller "München" (c) Netflix

Die Romane des Historikers Robert Harris funktionieren so gut, weil sie exzellent recherchiert sind. Das zeichnete schon „Vaterland“ aus. Mit „München: Im Angesicht des Krieges“ begibt er sich wieder auf das Terrain rund um den Zweiten Weltkrieg. Hierzu hat er zwei fiktive, aber auf realen Menschen basierende Figuren in den September 1938 versetzt, jenem Moment in der Historie, in dem Hitler hätte gestoppt werden können.

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München: Im Angesicht des Krieges – Zur Handlung

Das Deutsche Reich fordert von den Tschechen die Rückgabe des Sudetenlandes. Da Verhandlungen nicht fruchten, plant Hitler die Mobilmachung. Das wäre der Schritt, den der Widerstand innerhalb der Wehrmacht bräuchte, um die Macht an sich zu reißen und Hitler zu verhaften. Doch man hat nicht mit dem britischen Premierminister Neville Chamberlain (Jeremy Irons) gerechnet.

Der will um jeden Preis den Frieden bewahren und bringt Hitler zurück an den Verhandlungstisch. Für Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner) ist das die Gelegenheit, sich an Hugh Legat, einen Freund aus alten Oxford-Tagen, zu wenden. Denn er ist im Besitz eines hochbrisanten Dokuments, das Hitlers wahre Pläne für Europa offenbart.

München Thriller Netlflix Szene 001  FilmkritikBild: Filmszene aus dem Thriller "München" (c) Netflix

München: Im Angesicht des Krieges – Eine Kritik

Neville Chamberlain ist einer der großen Verlierer der Historie, weil er als Narr gilt, der sich von Hitler hinters Licht führen ließ und mit seiner Appeasement-Politik dem Diktator das Signal gab, seine Kriegspläne vorantreiben zu können. Jeremy Irons spielt den Mann vielschichtig. Er gibt ihm eine Stimme und lässt ihn erklären, woher dieser unbedingte Wille zum Frieden kam, der gepaart ist mit dem Wissen, dass der Krieg unvermeidlich ist, dass jeder Aufschub aber hilft, die eigenen Kräfte für den kommenden Konflikt zu stärken.

Das kombiniert der Film mit den Bemühungen hochrangiger Mitglieder der deutschen Wehrmacht, Hitler zu verhaften, sollte er die Mobilmachung befehlen. Es ist dieser Moment der Geschichte, in der Historie hätte anders verlaufen können. Aber die Weichen waren gestellt. Der Moment verging und kam nicht wieder. Ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg.

Es ist auch dieses Wissen um die Unvermeidlichkeit der Ereignisse, die dem Film ein fortwährendes Gefühl der Verzweiflung verleiht, weil auf deutscher und englischer Seite alles riskiert wird, um in diesem letzten September vor dem Krieg die Machenschaften des Diktators zu stoppen. Dass das dennoch spannend ist, liegt an Thriller-Elementen, die damit eingebaut sind, dass Jannis Niewöhners Figur das Misstrauen von August Diehls Figur geweckt hat. In erster Linie ist „München: Im Angesicht des Krieges“ aber ein politisches Drama, in dem das Hin und Her eines Vertragsabschlusses über alles entscheidet.

Die Besetzung ist durch die Bank gut. Besondere Erwähnung verdient Ulrich Matthes, der Hitler interessante Facetten abgewinnt, ohne ihn zur Karikatur eines Schurken zu machen.

Fazit

Ein aufwändiger Politthriller mit exzellentem Ensemble. Die Ausstattung ist exquisit, die Geschichte trotz der Kenntnis um den historischen Verlauf spannend, und das Ende von einer Ausweglosigkeit geprägt, die lange nachwirkt. Empfehlenswert ist übrigens, im Original zu schauen, da der Wechsel zwischen englischer und deutscher Sprache mehr Authentizität mit sich bringt.

Bewertung: 4/5****

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Bild: Das Poster zum Thriller "München" (c) Netflix