Nobody – Slippin’ Jimmy ist ein Killer

  

von Peter Osteried | 03.05.2021

Der Actionfilm „Nobody“ startet am1 24. Juni in den deutschen Kinos. Hier unsere Kritik zu diesem Kracher mit Bob Odenkirk.

no2"Nobody" (c) Universal Pictures

Mehrmals musste „Nobody“ verschoben werden, die Vorfreude wuchs damit nur an, insbesondere nach Sichtung des ersten Trailers. Der versprach ein Action-Brett sondergleichen – und das mit einem Hauptdarsteller, den man in einem solchen Film und in einer solchen Rolle nicht verorten würde. Bob Odenkirk, der grandiose Jimmy McGill alias Saul Goodman aus „Breaking Bad“ bzw. „Better Call Saul“, mag nicht nach Action-Held aussehen, aber das tat Liam Neeson auch nicht.

Nobody – Zur Handlung

Hutch (Bob Odenkirk) und seine Familie werden in ihrem Haus nachts überfallen. Er könnte die beiden Angreifer ausschalten, entscheidet sich aber dagegen, da sie keine echte Gefahr darstellen, sehr zum Unverständnis seines Sohns. Aber Hutch spürt die beiden auf, weil sie auch einen persönlichen Gegenstand mitgenommen haben, der für ihn einen emotionalen Wert hat.

Auf dem Weg nach Hause nimmt Hutch den Bus. Fünf Russen steigen zu und belästigten die Passagiere. Hutch beschließt, dass das Mädchen, das von den fünf Männern angegangen wird, sicher nach Hause kommen wird, doch damit setzt er eine Kette der Eskalation frei. Er mag ein Niemand sein, aber man hätte sich besser nicht mit ihm angelegt …

no3Bild: "Nobody" (c) Universal Pictures

Nobody – Eine Kritik

Regisseur Ilya Naishuller weiß, wie man Action inszeniert. Das zeigte er schon mit seinem überbordenden, aus der Ich-Perspektive erzählten „Hardcore“. Sein „Nobody“ ist ein anderes Biest, ein richtiger Film, der den Zuschauer nicht die Position des Protagonisten einnehmen, sondern ihn staunen lässt, wozu ein Typ wie Bob Odenkirk fähig ist. Naishuller inszeniert die Action auf die krasseste Weise. Die Sequenz im Bus lässt das Herz jedes Actionfans höherschlagen. Weil sie hart und weil sie direkt ist. Klar, derartige Schläge nimmt niemand hin und steht wieder auf, aber die Dynamik dieses Kampfes ist atemberaubend, zumal Naishuller immer wieder faszinierend ungewöhnliche Perspektiven findet. Und nicht nur das: Er erzählt ganz klar, ohne Ironie, immer mit dem Blick auf die größtmögliche Wirkung.

Die Idee zu dem Film stammt von Odenkirk selbst. Ausgangslage war, dass er selbst Leute, die in sein Haus eingebrochen sind, im Keller eingesperrt hat und alles andere als zufrieden war, wie die Behörden die Sache danach angingen. Er fragte sich, wie es auch hätte laufen können, wenn er ein harter Hund wäre. Das Skript schrieb Derek Kolstad, der schon „John Wick“ mit seinem Drehbuch zum Leben erweckt hat. Man fühlt sich auch an diesen Reißer mit Keanu Reeves erinnert. Aber: Reeves ist ein Action-Star, Odenkirk ist es nicht. Darum haben Hutchs Taten hier ungleich mehr Wucht. Weil der Typ einfach so herrlich normal und unscheinbar aussieht, aber immer dann, wenn er sich in den Kampf begibt, auch eine immense Coolness ausstrahlt.

Die Geschichte mag simpel erscheinen, die Figur, die Odenkirk spielt, ist es aber nicht. Sie umgibt ein Mysterium, sie macht aber auch eine Entwicklung durch, die in jedem Moment nachvollziehbar ist. Bei Hutch Mansell schließt sich der Kreis.

„Nobody“ ist pures Adrenalin, ein schneller, nie zur Ruhe kommender Film, der den Zuschauer mitreißt, coole Figuren im Überfluss besitzt (grandios: Christopher Lloyd als Hutchs Vater) und in seiner Gewalt konsequent brachial ist. Das ist Actionkino, wie man es liebt: rau, wild, vollkommen ungezügelt.

Fazit

Wer „John Wick“ mochte, wird „Nobody“ lieben. Bob Odenkirk erfindet sich als Action-Star neu. Der Film ist dynamisch, rasant, actionreich, richtig cool und mit ein paar schrägen Spitzen versehen. Perfekter Kintopp, der keine Sekunde Leerlauf besitzt und den Zuschauer mit auf einen wilden Trip nimmt. Am Ende wünscht man sich nur eins: Teil 2.

Bewertung: 5/5*****

no1Bild: Das Poster zu "Nobody" (c) Universal Pictures