„One Piece Film: Red“ Filmkritik: Unsere spoilerfreie Kritik zum 14. Kinofilm

  

von Heiner Gumprecht | 29.09.2022

Fans von dem Anime/Manga One Piece haben aktuell eine gute Zeit, denn in so gut wie jedem Bereich gibt es neue Inhalte zu dem überaus beliebten Piratenepos. Die Bücher sind mittlerweile in der Finalen Saga angekommen, die Serienadaption befindet sich kurz vor der 1.000 Folge, mit One Piece Odyssey kommt schon bald ein neues, vielversprechendes Videospiel auf den Markt und bereits am 13. Oktober 2022 startet in Deutschland der 14. abendfüllende Kinofilm „One Piece Film: Red“.

One Piece Red Animefilm Szene 002Bild: „One Piece Film: Red“ (2022). ©Toei Company, Ltd.

Das lang ersehnte Abenteuer der Strohhutpiratenbande ist wie immer kein Teil des offiziellen Kanon und dient daher lediglich der Unterhaltung, doch da sich dieses Mal viel um den Publikumsliebling Rothaar Shanks dreht, dürfte dies den Zuschauer*innen weitgehend egal sein. Wie viel Shanks ihr wirklich bekommt, warum manche Japaner das Werk als eine Aneinanderreihung von Musikvideos bezeichnen und was ihr generell von „Red“ zu erwarten habt, verraten wir euch in unserer spoilerfreien Filmkritik.

One Piece Film: Red – Eine Kritik

Die offizielle Beschreibung des Films, die Trailer und die generelle PR-Arbeit zu „One Piece Film: Red“ machen allesamt kein Geheimnis daraus, dass es in diesem Werk von Regisseur Goro Taniguchi um Shanks' Tochter Uta geht, eine weltweit beliebte Sängerin, die zum ersten Mal live auftritt und dadurch allerlei bekannte Charaktere aus der Welt von One Piece anlockt. Aufgrund der Passion dieses neuen Charakters, der von Eiichiro Oda höchstpersönlich entworfen wurde, wird natürlich viel auf Musik und Gesang gesetzt.

Doch keine Sorge, dadurch verkommt der neue One-Piece-Film nicht zu einem überlangen Musikvideo. Tatsächlich unterbrechen diese Gesangseinlagen mit entsprechender optischer Untermalung die Handlung nur an wenigen Stellen, meist sind sie hingegen stark mit der Handlung verwoben und untermalen diese sogar. Die Musik, ein unzertrennlicher Teil von „Red“, stellt sich nicht in den Vordergrund, sondern rundet den Plot ab, verbessert das Erlebnis und macht weitgehend richtig Laune.

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Bild: „One Piece Film: Red“ (2022). ©Toei Company, Ltd.

Selbst jene unter euch, die mit J-Pop nicht viel anfangen können, dürften positiv überrascht sein, und wenn nicht, werdet ihr als Fans der Vorlage dennoch auf eure Kosten kommen, denn diese überlange Filler-Episode ist vollgestopft mit Fanservice erster Güte. Dazu gehören viele bekannte wie auch beliebte Figuren, neue Kostüme, fortgeführte Running Gags, neue Informationen, die vielleicht oder vielleicht auch nicht Kanon sein könnten, und natürlich Fanfavoriten in epischen Posen.

Dennoch sollte und muss sogar erwähnt werden, dass sich die Schöpfer*innen dieses Films bei der Handlung und dem allgemeinen Erzählstil nicht sehr viel Mühe gegeben haben. Die Fans mit dem zu beglücken, was diese bereits kennen und lieben, sowie hier und dort neue Hinweise einzustreuen, war ihnen offensichtlich wichtiger als Kontinuität und es steht außer Frage, dass dieses Werk vordergründig reichlich kostspieligen Merchandise unter die Leute bringen soll. Manche Logikfragen und gewisse Leerläufe sind die direkte Konsequenz dieser Priorisierung.

Außerdem leidet „Red“ unter den gleichen Problemen, die bereits in vorangegangenen Filmen zum Tragen kamen. So versuchen die Filmemacher*innen das Original sowohl in Sachen Wahnsinn als auch in der Dramatik zu übertreffen, was wie immer nicht sonderlich gut gelingt. Einige Inhalte sind daher vollkommen übertrieben und lassen sich schwer mit der etablierten Welt von One Piece vereinbaren, andere versuchen so stark auf die Tränendrüse der Zuschauer*innen zu drücken, dass es den gegenteiligen Effekt hat.

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Bild: „One Piece Film: Red“ (2022). ©Toei Company, Ltd.

Könnt ihr auch in dieser Hinsicht ein Auge zudrücken oder der Umstand erscheint euch erst gar nicht problematisch, dann steht einem Besuch im Kino eigentlich nichts im Weg. „One Piece Film: Red“ kann Zuschauer*innen, die die richtige Einstellung mit in den Kinosaal bringen, problemlos über die kompletten fast zwei Stunden Laufzeit unterhalten und begeistert gleichzeitig mit vielen netten Einfällen und natürlich reichlich Fananbiederung in so ziemlich jedem Bereich. Optisch ansprechend und selbst in der deutschen Synchronisation ziemlich gut.

Erwartet aber nicht, dass Shanks eine zu große Rolle einnimmt, denn obwohl sich ein großer Teil des Plots um seine Person dreht und er für seine Verhältnisse recht oft zu sehen ist, haben er und seine Mannschaft unterm Strich kaum Zeit zu glänzen. Allesamt sind zwar unabdingbar für den Ausgang der Geschichte, ihre Interaktionen mit der Welt werden aber dennoch auf ein absolutes Minimum beschränkt, während kaum einer von ihnen mehr als eine magere Attacke zum Besten gibt.

Fazit

Letztendlich ist „One Piece Film: Red“ eine überlange Filler-Episode, die mehr wert darauf setzt, bei Fans für leuchtende Augen zu sorgen, als eine anständige, nachvollziehbare Handlung zu erzählen. Was aber fast gar nicht schlimm ist, denn abgesehen von gewissen Plotdetails macht Taniguchis Werk nichts falsch und erfreut geneigte Kinobesucher*innen mit vielen netten Ideen, toller Musikuntermalung, einer netten Optik und natürlich mehr Fanservice, als ihr überhaupt bei einer Sichtung wahrnehmen könnt.

Bewertung: 3/5***

One Piece Red Animefilm Szene 001Bild: „One Piece Film: Red“ (2022). ©Toei Company, Ltd.

One Piece Red Animefilm Key Art Poster
Bild: „One Piece Film: Red“ (2022). ©Toei Company, Ltd.