„Percy“ Filmkritik: Christopher Walken und Zach Braff vs. Monsanto

  

von Heiner Gumprecht | 04.06.2021

Am 01. Juli startet das biografische Drama „Percy“ in den deutschen Kinos. Hier ist unsere Kritik zum Film, in dem Christopher Walken und Zach Braff die Hauptrollen spielen.

Percy_1Bild: Szene aus "Percy" © PVM Productions INC. 2019 / Mongrel Media

Wenn der kleine Mann gegen die da oben vorgeht und gewinnt, freuen sich die meisten Kinofans und ihr Herz wird mit Hoffnung gefüllt. Wenn die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, um so besser. Und wenn die Mächtigen, die hier die weiße Fahne hissen müssen, dann auch noch zu einer Firma gehören, die von relativ vielen Menschen gehasst wird, könnte es besser kaum sein. Entsprechend begeistert verfolgte so manch einer vor einigen Jahren den Kampf eines kleinen Farmers gegen den Konzern Monsanto.

Solche „David gegen Goliath“-Geschichten kommen immer gut an und wenn sie zusätzlich mit einem hochkarätigen Cast verfilmt werden, ist dies für viele bereits Grund genug, in die Kinosäle zu wandern. Das Werk von Regisseur Clark Johnson kann zumindest in dieser Hinsicht liefern, denn mit Christopher Walken, Christina Ricci und Zach Braff in den Hauptrollen ist für große und weitgehend respektierte Namen gesorgt. Doch zu einem guten Film, vor allen Dingen einem guten biografischen Drama, gehört mehr als nur talentierte Darsteller.

Percy: Zur Handlung

Der Kleinbauer Percy Schmeiser (Christopher Walken) hat ein wirklich großes Problem, denn der riesige Landwirtschafts-Konzern Monsanto verklagt den älteren Herrn auf eine große Schadensersatzsumme, weil dieser angeblich patentiertes genmanipuliertes Saatgut verwendet, für dessen Nutzung er eigentlich eine gehörige Summe auf den Tisch blättern müsste. Doch Percy weigert sich, die geforderte Summe zu zahlen, denn er hat keine Ahnung, wie das Monsanto-Saatgut auf sein Feld gelangt ist und sieht auch nicht ein, warum er es nicht nutzen darf.

Obwohl sich der Konzern bemüht, den kleinen Bauern mit Einschüchterungsversuchen zu überzeugen einfach nachzugeben, zieht dieser mit Hilfe des Kleinstadt-Anwalts Jackson Weaver (Zach Braff) vor Gericht. Und immer, wenn es so scheint, als würde Monsanto den Kleinkrieg gewinnen, geht Percy Schmeiser noch einen Schritt weiter, bis die ganze Auseinandersetzung schließlich vor dem Obersten Gerichtshof landet, wo sie weltweit von interessierten Augen verfolgt wird.

Schließlich steht nicht nur für Percy viel auf dem Spiel, der bei einer Niederlage seine ganze Farm verlieren könnte und in seiner Gemeinde dank der gerichtlichen Auseinandersetzung bereits als Saatdieb gilt, sondern auch für den großen Konzern. Bis jetzt weigert man sich in Europa nämlich noch, genmanipuliertes Saatgut zu kaufen, und wenn Monsanto diesen Fall verliert, werden sie ihre Züchtung vielleicht nie an den Mann bringen können. Was der Umweltaktivistin Rebecca Salcau (Christina Ricci) gut in den Kram passt, weswegen sie Percy wo es nur geht unterstützt.

Percy_2Bild: Szene aus "Percy" © PVM Productions INC. 2019 / Mongrel Media

Percy: Eine Kritik

Clark Johnsons Film nutzt einen einfachen, zwanglosen Erzählstil, der immer wieder durch sehr menschliche Momente und kleine humoristische Einlagen aufgelockert wird. Gerade in der ersten Hälfte macht das Werk einen soliden Eindruck und schafft es beinahe durchgehend, einen so trögen und zähen Gerichtsverlauf wie den von Percy Schmeiser gegen Monsanto interessant darzustellen. Hinzu kommen Schauspieler, die ihr Handwerk verstehen und daher keine Probleme damit haben, ihre Charaktere gebührend in Szene zu setzen.

Die erste halbe bis dreiviertel Stunde von „Percy“ lässt in erster Linie nur deswegen negative Kritik zu, weil es mehr als eine Szene gibt, die der Geschichte keinerlei Mehrwert liefert. Wer den hier gezeigten Fall aufmerksam verfolgt oder nachgelesen hat, kommt zudem nicht daran vorbei zu bemerken, dass einige Details stark abgeändert wurden, um Monsanto noch etwas fieser und Herrn Schmeiser noch etwas tugendhafter darzustellen.

Um so länger „Percy“ geht um so mehr tun die negativen Punkte in dem Werk hervor, was schlussendlich dazu führt, dass es einiges an Arbeit seitens des geneigten Zuschauers erfordert, um bei der Sache zu bleiben. Sprunghaftes Abklappern von verschiedenen Stationen im Kampf gegen den Konzern und Szenen, die deutlich zu sehr in die Länge gezogen wurden, dominieren irgendwann das Gesehene. Da zusätzlich die kleinen, freundlichen Seitenhiebe und die bodenständige Situationskomik flöten gehen, bleibt nicht viel Abwechslung übrig.

Der Krieg zwischen dem Kleinbauer und dem Megakonzern wird zwar bereits auf das Allernötigste heruntergebrochen, zieht sich aber stellenweise trotzdem in die Länge wie Kaugummi unterm Schuh an einem heißen Sommertag. Sollte euch das nicht weiter stören, erhaltet ihr beim Kinobesuch zum Ausgleich zumindest ein paar wenige sehr gelungene Einstellungen und das wohlig warme Gefühl zum Abspann, dass es vielleicht doch noch Gerechtigkeit gibt.

Percy_3Bild: Szene aus "Percy" © PVM Productions INC. 2019 / Mongrel Media

Percy: Nichts Neues in Hollywood

Der einzige Vorteil, die Geschichte in Filmform zu verfolgen, dürfte aus dem erstklassigen Cast bestehen. Doch stellt sich hier die Frage, wie große der Wunsch ist, die entsprechenden Schauspieler in Aktion zu sehen, denn wenn ihr auf die Sichtung von „Percy“ verzichtet, verpasst ihr in dieser Hinsicht eigentlich nicht wirklich viel. Zwar kann jeder der Darsteller von sich behaupten, eine gute Leistung abgeliefert zu haben, mehr als ein Klischee von sich selbst verkörpern sie dann aber eben doch nicht.

Christopher Walken spielt zum Beispiel das, was er am besten kann: Einen eigenbrötlerischen Sturkopf, dessen moralischer Kompass noch funktioniert. Zach Braff bleibt dem Drama treu und verkörpert mit gewohntem Hundeblick den Mann mit dem Herz aus Gold, der aber auch sehr emotional werden kann. In „Percy“ aber nur für einen kurzen Moment werden darf. Christina Ricci ist in Sachen Performance ebenfalls schnell wiederzuerkennen, wirkt dafür aber über weite Flur enthusiastisch.

Fazit

Vielleicht kann man das biografische Drama „Percy“ zumindest als solide bezeichnen, doch am Ende des Tages gab es einfach zu viele Punkte, die mir den Film madig gemacht haben. Sowohl als Zuschauer als auch als Kritiker. Ohne gemein werden zu wollen oder dem Werk ungerecht gegenüber zu sein kann ich es wohl am besten als langweilig bezeichnen. Nicht unbedingt schlecht, aber ganz sicher auch nicht gut. Nicht unnötig, aber eben auch keine klare Empfehlung an irgendwen. Einfach nur ein Film, den man gesehen haben kann aber nicht muss.


Bewertung: 3/5***


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Bild: MFA+/ © PVM Productions INC. 2019 / Mongrel Media