Platzspitzbaby – Ein Leben im Drogensumpf

  

von Peter Osteried | 04.03.2021

Der Schweizer Film „Platzspitzbaby“ kommt man mehreren Verschiebungen am 10. Juni ins Kino. 

platz3

Bei Amazon Prime konnte man sich jüngst noch darüber amüsieren, wie albern die Neuauflager von WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO gestaltet ist. Der Schweizer Film PLATZSPITZBABY ist da schon ein anderes Kaliber. Glaubwürdig, emotional packend, deprimierend. Kein Feel-Good-Movie, aber ein wichtiger Film.

Platzspitzbaby – Zur Handlung

Zürich im Jahr 1995: Der Platzspitz ist der Drogenort schlecht hin, hier treffen sich alle Süchtigen. Bis die Polizei den Platz räumt und die Süchtigen in ihre Heimatgemeinden zurückgeschickt werden. So auch Sandrine, die mit ihrer Tochter Mia umzieht, aber den Drogen, denen entkommt sie nicht, auch wenn sie es versucht.

Noch ist Mia nicht in diesem Sumpf abgerutscht, aber sie ist immer nahe dran. Wenn ihre Mutter sie zu einem Drogentreff mitnimmt und sie sieht, wie jemand eine Überdosis hat. Aber auch, wenn sie neue Freunde kennen lernt, die gemeinhin nur als Loser verschrien sind. Bei ihnen findet sie Halt – und könnte doch noch abstürzen.

platz2

Platzspitzbaby – Eine Kritik

Der Film ist authentisch gestaltet. Die 1990er Jahre sind in jeder Beziehung überzeugend dargestellt, die Geschichte könnte aber zu jeder Zeit spielen, weil ihre Aktualität niemals nachlässt. Es ist eine tragische Geschichte. Die einer Frau, die von den Drogen nicht wegkommt, und die einer Tochter, die daran auch zu zerbrechen droht. PLATZSPITZBABY lebt vom subtilen Spiel Sarah Spale als Mutter und der Debütantin Luna Mwezi als Mia. Gerade das Mädchen ist großartig, wenn es versucht, die Mutter von den Drogen wegzubringen, wenn es von einem Ort träumt, an dem alles anders ist, wenn es in einem Leben versinkt, das nur wenige Chancen offeriert.

Der Film wartet mit einer authentischen Umsetzung auf. Er wirkt in seiner Erzählweise dokumentarisch. Die Farben sind natürlich, aber trist und unterstützen das deprimierende Ambiente der Geschichte noch. Das Make-up muss auch erwähnt werden. Gerade Sandrines langsamer Verfall ist überzeugend und wirkt in jeder Sekunde realistisch. Überhaupt schafft es PLATZSPITZBABY, das Gefühl des Untergangs heraufzubeschwören. Es ist ein Drogenfilm, der nicht verherrlicht oder romantisiert, sondern auch zeigt, welche Wellen die Taten eines Menschen werfen – insbesondere, wenn dieser Mensch ein Kind hat.

PLATZSPITZBABY ist kein einfacher Film, keiner, den man des Spaßes wegen anschaut, aber ein wichtiger.

Fazit

Ein beeindruckender Film über das, was Drogen mit Menschen anstellen – und nicht nur mit denen, die sie nehmen. Herausragend ist Luna Mwezi, das junge Mädchen, das hier sein Debüt gibt und eine ausgesprochen diffizile und vielschichtige Darstellung abliefert. Der Film ist im Schweizer Original, aber mit deutschen Untertiteln. Die braucht man angesichts des Dialekts mehrheitlich doch.

Bewertung: 4/5****

platz1

Bildmaterial: (c) Alpenrepublik GmbH