"Predator - Upgrade" Filmkritik - Eine brutale Komödie

Am 13. September veröffentlicht Hollywood seinen neuesten Versuch das Predator-Franchise am Leben zu erhalten. Eine Rückkehr zu den Wurzeln braucht ihr dabei jedoch nicht zu erwarten, stattdessen setzt Regisseur Shane Black, welcher zusammen mit Fred Dekker auch das Drehbuch geschrieben hat, auf satte Action, eine gehörige Portion Humor und dem ältesten Trick in der Geschichte der Actionfilme: Größer ist immer gleich besser.

Predator upgrade header kinostart DE

Ein Predator kommt selten allein

Ein Alien stürzt mit seinem Raumschiff auf der Erde ab und sorgt damit für eine Menge Aufregung an vielen Fronten. Zum einen ruiniert der Killer aus dem All dem Scharfschützen Quinn McKenna (Boyd Holbrook) mit seiner Notlandung den Job, zum anderen ruiniert dieser seiner Ex-Frau und Sohnemann Rory (Jacob Tremblay) dadurch denn Tag,dass er Ausrüstungsgegenstände des Außerirdischen nach Hause schickt, um seine Beobachtung beweisen zu können.

Währenddessen will die Regierung nicht nur den Predator in Gewahrsam nehmen, sondern ist zusätzlich äußerst interessiert an den verschwundenen Teilen. Genauso wie ein anderer Predator, größer und gefährlicher als alles, was die Menschheit zuvor bekämpft hat, welcher sich ebenfalls auf der Jagd befindet. Denn der unerwartete Besucher aus einer anderen Welt kam nicht versehentlich auf unseren Planeten und schon gar nicht mit Einverständnis seiner Artgenossen ...

Nun liegt es an Quinn, seinem unter dem Asperger-Syndrom leidenden Sohn, Wissenschaftlerin Dr. Casey Brackett und einem Haufen krimineller Ex-Soldaten, der US-Army zu entkommen, die Ausrüstung im Namen der Menschheit zu sichern und dem mordlüsternen Riesen-Predator zu entkommen. Kein leichter Job, vor allen Dingen, da die Grenzen nicht ganz klar sind, die Definition von Freund und Feind sich innerhalb von wenigen Minuten ändern kann und keiner eigentlich so recht weiß, was gerade passiert.

Anders als gedacht

Die Story in "Predator - Upgrade" ist eigentlich nebensächlich. In erster Linie geht es in Blacks Werk darum, den Kinozuschauer gut und solide zu unterhalten und den Fans von einst das zu geben, was sie sich wünschen. Die Geschichte selbst, die Form ihrer Darstellung und wie alles miteinander zusammenhängt, rutschen dabei bereits nach wenigen Minuten in den Hintergrund. Logiklöcher machen sich ab dem ersten Viertel breit und dominieren den Erzählfluss, wachsen mit der Zeit an, bis die Handlung keiner gut überlegten Frage mehr standhalten kann.

Dafür hat das Werk ein anderes Standbein, welches sich erstaunlicherweise als stark genug herausstellt, dass es den Film quasi im Alleingang tragen und positiv abrunden kann. Die Rede ist vom Humor, welcher den gesamten Film durchzieht. Lockere Sprüche, Situationskomik und vor allen Dingen die richtige Chemie zwischen den Figuren, sorgen für eine nette, durchaus willkommene Abwechslung, wie ich sie in einem Predator-Film nicht - oder zumindest nicht in dieser Form - erwartet hätte.

Dabei kommt die Action jedoch nicht zu kurz, was "Predator - Upgrade" letztendlich zu gutem Popcornkino macht. Ohren gespitzt, Augen auf und dazwischen alles auf Durchzug stellen, so dürftet ihr den Kinobesuch nicht bereuen. Selbst dann nicht, wenn ihr vom - von manch einem als zu niedrig eingestuften - Rating ab 16 Jahren vorerst abgeschreckt wurdet. Trotz dieser Freigabe ist der Film äußerst brutal, lässt Blut wie Körperteile regnen.

Von dieser Symbiose aus Komik und Brutalität lebt das Werk von Shane Black ("Kiss Kiss Bang Bang", "Iron Man 3", "The Nice Guys"), glatt poliert durch nette, teilweise sogar erstklassige CGI-Effekte. Wenn man dem Film etwas übel nehmen möchte, abgesehen von dem bereits erwähnten Fehlen jeglicher Logik und den dämlichen Ideen, wie man das Predator-Franchise erweitern könne, dann sind es die zweidimensional ausgearbeiteten Figuren und die bestenfalls als wackelig zu bezeichnende Präsentation von Krankheiten wie dem Asperger- oder auch dem Tourette-Syndrom.

Von diesen Elementen muss sich als Zuschauer bewusst abgewendet werden, der Fokus sollte, beziehungsweise darf lediglich auf den Comedy-Szenarien im Einklang mit blutiger Action liegen. So und nicht anders funktioniert "Predator - Upgrade" und das sogar ziemlich gut. Die 107 Minuten vergehen wie im Flug und abgesehen von dem wirklich bescheidenen Ende, welches sich wie der Beginn einer sehr abgedroschenen Sci-Fi-Serie anfühlt, hinterlässt der Film nichts als ein breites Grinsen in Erinnerung an den Ulk, dem man gerade beiwohnen durfte.

Predator

Gut inszeniert

Abgesehen von den bereits erwähnten Elementen brilliert "Predator - Upgrade" zusätzlich durch viele gute Ideen des Regisseurs/Drehbuchautors. Mit einem Augenzwinkern nimmt Shane Black hier das vor Testosteron triefende Original auf die Schippe, spielt hin und wieder mit den Erwartungen der Zuschauer und beweist darüber hinaus, dass selbst abgedroschene Szenarien sich noch mit einem gelungenen Twist in etwas Neues verwandeln lassen.

Die Wege, die er dabei findet, um Gore-Szenen sowie Gassenhauer gleichermaßen möglich zu machen, lassen selbst alt eingesessene Kinokritiker den Hut ziehen. Es macht Spaß zu rätseln, was für ein unglaublicher Schwachsinn als Nächstes passieren wird, während man gleichzeitig immer und immer wieder überrascht wird. Zum Ende hin nimmt dieser Faktor leider etwas ab, jedoch nicht so sehr, dass es das gesamte Werk beeinflussen würde.

Ikonisch mag am Auftritt der Predator mittlerweile nicht mehr viel sein, dafür hat Black einen anderen Weg gefunden, das Franchise am Leben zu halten. Ich kann zwar beim besten Willen nicht sagen, ob das Ende eine vielversprechende Fortsetzung ankündigt oder nur einen letzten, müden Gag darstellen soll, doch nach der Sichtung dieses Films lass ich mich da gerne überraschen. In heutigen Zeiten, wo dank "Deadpool" der Mix aus brutal Innereien um sich werfen und tiefliegendem Humor wieder aktuell ist, fügt sich "Predator - Upgrade" gut ein.

Fazit

Die Handlung von "Predator - Upgrade" lässt sich mit Kugelschreiber auf der rechten Handfläche festhalten. Logiklöcher zerschießen zudem alles, was noch irgendwie ernst genommen werden könnte. Dafür begeistert das Werk von Shane Black in anderen Bereichen und das so sehr, dass die miese Geschichte bis in die hinterste Ecke verdrängt wird. Dieser Film ist brutal, lustig und einfach nur äußerst unterhaltsam. Zudem beweist der Regisseur ein Händchen dafür, ausgelutschte Ideen im neuen Gewand zu präsentieren und ungemein schmackhaft zu gestalten.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 12.09.2018