Proxima – Die Astronautin – Keine Science Fiction, sondern ein Drama

  

Am 21.01.2021 startet „Proxima – Die Astronautin“ in den deutschen Kinos. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Eva Green.

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Einen Science-Fiction-Film darf man dem Titel zum Trotz nicht erwarten. Tut man es doch, ist die Enttäuschung vorherbestimmt. Denn PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN handelt zwar vom Aufbruch ins All, steht mit beiden Beinen aber fest auf der Erde. Weil es weniger um die Reise und vielmehr um die psychologische Vorbereitung geht, die zeigt, wie eine Mutter ihrem Traum folgen und ihr Kind zurücklassen kann. Das erinnert an die jüngst bei Netflix gelaufene Serie AWAY mit Hillary Swank, nur dass dort trotz allem Action und Effekte noch etwas mehr im Vordergrund standen. Bei PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN geht man deutlich weniger prätentiös vor.

Proxima – Die Astronautin – Zur Handlung

Sarah (Eva Green) hat schon als Kind davon geträumt, Astronautin zu werden. Nun hat sie ihr Ziel erreicht. Sie wird ausgewählt für eine einjährige Mission, die zum Mars führt. Damit wird Sarah als erste Frau den Mars erforschen. Für die Vorbereitung ist ein einjähriges, intensives Programm nötig. Man führt Sarah an ihre physischen und psychischen Grenzen. Sie lernt, in jeder Situation die Nerven zu bewahren, nur auf eines kann sie sich nicht vorbereiten: Ihre kleine Tochter Stella zurückzulassen.

Das Training schreitet voran. Sarahs letzte Tage sind von einem inneren Kampf geprägt – der Liebe zu ihrer Tochter und ihrem unbedingten Willen, dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch vor ihr war. Um sich von Stella verabschieden zu können, muss Sarah ihr klarmachen können, wie großartig und wichtig die Aufgabe ist, für die man sie ausgewählt hat. Vor allem aber muss Stella verstehen, dass die Liebe ihrer Mutter nicht schwindet, auch wenn unendliche Weiten zwischen ihnen stehen.

Proxima – Die Astronautin – Eine Kritik

Als Diane Kruger von dem Projekt erfuhr, zeigte sie Interesse an der Hauptrolle. Sie hatte gerade mit Regisseurin und Autorin Alice Winocour DER BODYGUARD gedreht. Die Rolle erhielt sie nicht, weil Winocour eine andere Mimin vorschwebte. Sie offerierte das Projekt Eva Green, die sofort zusagte. Interessant an der Originalfassung des Films, die in Englisch, Deutsch und Französisch ist, ist der Umstand, dass Green Englisch mit Akzent spricht. Den musste sie sich erst aneignen, denn sie wuchs zwar in Frankreich auf, besuchte dort aber eine englische Schule und spricht die Sprache akzentfrei.

Green ist in der Hauptrolle hervorragend. Ihr Spiel ist nuanciert, gerade auch in den stillen, aber herausfordernden Momenten. Es gibt Szenen, in denen ein Angestellter des European Astronaut Center sie immer wieder darauf anspricht, noch Papiere unterzeichnen zu müssen. Darin muss sie entscheiden, ob sie benachrichtigt werden möchte, wenn ihrer Tochter etwas zustößt. An sich ist die Antwort einfach: Natürlich möchte man das wissen. Aber was, wenn man sich im Weltall befindet, unendlich weit weg, und eine schnelle Wiederkehr unmöglich ist? Sarah würde sich hilflos fühlen, vielleicht nicht mehr in der Lage sein, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Es sind diese Momente, in denen Eva Greens Figur am stärksten bewusst wird, was sie zu tun gedenkt. Ihre Liebe zu ihrer Tochter steht dabei im Konflikt zu ihrer Hingabe zu dieser Mission.

Winocour nutzt den Science-Fiction-Aspekt, um diesen Konflikt zu verschärfen, der Film funktioniert aber auch ohne diese Marsmission. Denn im Kern geht es um den Konflikt, Familie und Beruf und einen Hut zu bringen – nur dass das hier natürlich potenziert ist, um die Botschaft, die feministisch geprägt ist, stärker in den Fokus zu rücken.

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Fazit

PROXIMA – DIE ASTRONAUTIN ist ein gelungenes Drama, vielleicht manchmal ein wenig zu spröde, aber dennoch interessant. Weil hier ein Thema behandelt wird, das zwar ins Korsett einer Science-Fiction-Geschichte gesteckt wird, aber eigentlich der Stoff handfesten Dramas ist. Als solches behandelt Winocour die Geschichte auch, die dank Eva Green sehr gut funktioniert. In einer Nebenrolle agiert Matt Dillon als harter Hund von der NASA, der auch vielschichtiger ist, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Peter Osteried, 02.12.2020