„Shattered – Gefährliche Affäre“ Filmkritik

  

von Heiner Gumprecht | 17.11.2022

Der Regisseur Luis Prieto, der für zwei eher dröge Thriller verantwortlich ist und hier sowie dort ein paar Folgen für diverse Serien umgesetzt hat, kehrt noch in diesem Jahr mit seinem nächsten Versuch zurück, die Welt von seinem Fingerspitzengefühl für Nervenkitzel zu überzeugen. Das Werk hört auf den Namen „Shattered“ und kommt in Deutschland planmäßig am 24. November 2022 in die Kinos. Seine Ambitionen unterstreicht Prieto mit bekannten Namen wie Frank Grillo und John Malkovich sowie einer motivierten Hauptdarstellerin.

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Bild: „Shattered – Gefährliche Affäre“ (2022) ©Leonine

Shattered: Eine Kritik

Und auch die Prämisse von seinem Film ist an sich recht interessant. Quasi ein Home-Invasion-Thriller, wo sich das Sicherheitssystem der Villa als tödliche Falle entpuppt, nachdem der unvorsichtige Protagonist die Codes an eine schöne Frau (Lilly Krug) mit dunklem Geheimnis weitergegeben hat. Was die nächste Liebe seines Lebens hätte werden sollen, entpuppt sich als eiskalte Verbrecherin, die ihr Opfer bis auf den letzten Cent aussaugen will. Dafür macht sie auch vor Mord nicht halt, hat anscheinend sogar Spaß daran.

Klingt eigentlich ganz gut, oder? Könnt ihr aber direkt wieder vergessen, denn statt aus diesem Ansatz etwas zu machen und darauf aufzubauen, beschränkt sich der Regisseur darauf, das zu erzählen, was schon hunderte Male erzählt wurde. Dazu gehört eine viel zu lange Einführung der Charaktere, in welcher immer wieder und unnötigerweise viel nackte Haut gezeigt wird. Statt die Figuren ordentlich auszuarbeiten und dem Publikum wichtige Informationen zu präsentieren, gibt es mehr als eine Sexszene zu viel und dröge Dialoge ohne Mehrwert für die Handlung.

Dabei gehen Prieto und Drehbuchautor David Loughery streng nach Schema F vor. Abgesehen von wenigen, im Grunde unbedeutenden Ausnahmen, kopiert „Shattered“ einfach nur das, was andere Filme dieses Genre bereits unzählige Male wiedergekäut haben. Wie beispielsweise Wendungen, die absolut nicht überraschend sind, und Klischees, die  bereits vor vielen Jahren platt getreten wurden. Fast alle Akteure spielen passend dazu über weite Flur lustlos vor sich hin, ohne Chemie untereinander oder starke Einzelmomente.

Shattered Thriller Filmszene 004 (c) LeonineBild: „Shattered – Gefährliche Affäre“ (2022) ©Leonine

Die zweite Hälfte des Films...

Erst in der zweiten Hälfte des Films zeigt das Werk, wohin die Reise hätte gehen können und was vielleicht möglich gewesen wäre. Krug zeigt nun ein bisschen mehr Vielfalt und auch Fingerspitzengefühl für ihre Rolle, kann sich in gewissen Szenen ordentlich austoben und überzeugt hin und wieder sogar mit wirklich gutem Schauspiel. Zusätzlich schleichen sich zwei gute, tatsächlich spannende Szenen in den Film ein, die aber im starken Kontrast zu dem restlichen Werk stehen und daher sang- und klanglos untergehen.

Nachdem ein bekannterer Schauspieler sich nun aus der Handlung verabschiedet und genauso schnell in Vergessenheit gerät wie eigentlich jedes andere Detail in diesem Thriller, kommt mit Frank Grillo der nächste bekannte Name dazu. Zu einer anderen Zeit wäre seine Figur wahrscheinlich von Bruce Willis verkörpert worden, weswegen wir uns über Grillo eigentlich glücklich schätzen sollten, schließlich gibt er sich wenigstens noch Mühe beim Job. Doch viel kann der US-amerikanische Schauspieler hier auch nicht reißen.

Das lässt die Ausarbeitung seiner Rolle gar nicht zu, die nur existiert, um die weibliche Hauptfigur etwas komplexer wirken zu lassen. Was nur bedingt klappt. Die neuen Hintergrundinformationen sind zwar nicht irrelevant, werfen aber im Grunde mehr Fragen auf als sie beantworten. Das Finale kann dadurch ebenfalls nicht gerettet werden, denn dafür fehlen wichtige Details, welche die folgenschweren Aktionen logisch erklären. Das Ergebnis wirkt entsprechend inkonsequent und auch ein wenig faul.

Obwohl „Shattered“ lediglich eine Laufzeit von guten 90 Minuten hat, zieht sich Prietos Film dank viel zu vieler Leerläufe gefühlt endlos in die Länge. Spannung kommt fast nie auf, da zu lange nichts passiert, dann plötzlich zu viel auf einmal und dann über längere Strecken wieder gar nichts. Dann wird es zum Ende hin auch noch weitgehend unlogisch und die Filmemacher setzen auf an den Haaren herbeigezogene Ausreden, um die Handlung fortführen zu können. Und das alles zu dröger, austauschbarer Musikuntermalung.

Fazit

Würde sich Lilly Krug nicht sichtbar Mühe geben und in gewissen Momenten glänzen, wäre es kaum möglich, allzu viel Gutes über diesen Thriller zu sagen. „Shattered“ von Luis Prieto ist über weite Strecken einfallslos, langweilig und nicht selten auch unglaublich faul. Seine Darsteller*innen sind höchstens durchschnittlich motiviert und passend dazu kaum eine Bereicherung für die eh schon hauchdünne Handlung. Der viel zu lange, äußerst dröge erste Teil des Films macht es zudem schwer, die etwas stärkere zweite Hälfte genießen zu können.

Bewertung: 2/5**

Shattered Thriller Poster Kinostart DE  (c) Leonine
Bild: „Shattered – Gefährliche Affäre“ (2022) ©Leonine