Sloborn: Staffel 2 – Der Mensch ist des Menschen Wolf (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 08.01.2022

Die zweite Staffel der Pandemie-Serie „Sloborn“ ist seit dem 7. Januar in der ZDF Mediathek zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie von Christian Alvart.

sloborn Staffel 2 Szene 002  aus der TV-SerieBild: Szene aus der TV-Serie „Sloborn" Staffel 2 (c) ZDF

Als die erste Staffel von „Sloborn“ im Sommer 2020 lief, da war der Moment dafür golden. Die Serie wurde gedreht, da war an eine Pandemie noch nicht zu denken. Als sie dann lief, wirkte das, was man auf dem Fernseher sah, erstaunlich realistisch – nur, dass die Taubengrippe in „Sloborn“ eine Sterblichkeitsrate von 90 Prozent hat. Und am Ende der Staffel dann einen Tick zu sehr auf Action abgestellt wurde.

Sloborn: Staffel 2 – Zur Handlung

16 Wochen sind vergangen, seit die Insel Sloborn evakuiert wurde. Die schwangere Evelyn lebt mit ihren Brüdern und dem Schriftsteller Nikolai noch auf der Insel. Sie versucht, sich selbst mit Hilfe eines Ultraschalls zu diagnostizieren. Die Prognose sieht nicht gut aus: Bei der Geburt könnte sie ohne ärztliche Hilfe sterben.

Auf der Insel leben auch jugendliche Straftäter. Die Gruppe trennt sich – die einen wollen einen Hof bewirten und für die Zukunft vorsorgen, die anderen partytreibend in den Tag hineinleben. Als die Stromversorgung auf der Insel zusammenbricht, spitzt sich die Lage zusehends zu. In der Apokalypse dreht jeder irgendwann durch …

sloborn Staffel 2 Szene aus der TV-SerieBild: Szene aus der TV-Serie „Sloborn" Staffel 2 (c) ZDF

Sloborn: Staffel 2 – Eine Kritik

Christian Alvart hat als Autor, Regisseur und auch Kameramann die aus sechs Folgen bestehende zweite Staffel verantwortet. Die erste Staffel hatte nicht unbedingt ein definitives Ende, wohl aber eines, das man für sich hätte stehen lassen können. Der Erfolg ließ aber die Begehrlichkeiten des Senders wachsen, eine Fortsetzung zu bringen. Bei der hält sich Alvart an gewisse Standards, was postapokalyptische Erzählungen betrifft.

Jetzt geht es ums Überleben. Darum, Vorräte zu finden, Strom zu generieren, den verwilderten Hunden zu entkommen, und um die Frage, wie eine Extremsituation wie diese die Menschen verändert. Wie immer wenden sie sich gegeneinander. Eine Erkenntnis, die es nicht erst seit „The Walking Dead“ gibt. Das ist in sich durchaus stimmig gemacht, zumal der geistige Verfall der für die straffälligen Jugendlichen verantwortlichen Freja durchaus dramatisch gelöst ist. Aber wirklich neu ist an all dem nichts mehr.

Das unterscheidet die zweite von der ersten Staffel. Die erste brillierte mit dem Ansatz, möglichst realistisch die Auswirkungen einer Pandemie zu zeigen. Erst zum Ende ging man hier zu sehr in Richtung eines konventionellen Action-Plots. In der zweiten Staffel fehlt dieser Ansatz aber. Um die Pandemie geht es nur noch nebenbei, letztlich ist sie nur noch ein Katalysator für eine Geschichte, die man so schon häufig gesehen hat.

Es ist aber zumindest konsequent, die Menschen auf Sloborn so sehr von der Außenwelt abzuschneiden, dass man nicht weiß, was dort passiert. Plünderer, die mit einem Schiff kommen und auch Fernseher wegschleppen, legen nahe, dass die Lage auf dem Festland besser ist. Flugzeuge, die wieder fliegen, ebenso. Aber man weiß es nicht, und das ist das größte Kapital, das Alvart hat. Denn er führt seine Figuren von der Insel weg – hin zu einer anderen Insel. Und einem Ende, das offener kaum sein könnte.

Fazit

Die erste Staffel war weit besser, die zweite ergeht sich in konventioneller Erzählweise postapokalyptischer Stoffe. Dennoch: Im Rahmen dessen funktioniert „Sloborn“ immer noch. Die Staffel ist spannend, sie hat nur nicht mehr den gruseligen Realismus der vorherigen Folgen. Aber dann gilt natürlich auch: Das Timing war für die erste Staffel perfekt.

Bewertung: 3/5***

Hinweis: Leider wurde uns der Trailer zur Serie nicht zur Verfügung gestellt. Ihr könnt ihn aber hier anschauen.

sloborn Staffel 2 Poster zur TV-Serie

Bild: Szene aus der TV-Serie „Sloborn" Staffel 2 (c) ZDF