Sweet Tooth – Die besseren Menschen (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 31.05.2021

Die Comic-Adaption „Sweet Tooth“ ist ab dem 4. Juni bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Endzeit-Serie.

swe2Bild: Szene aus "Sweet Tooth" (c) Netflix

Der kanadische Autor Jeff Lemire ist in den letzten Jahren zu einem der Superstars der amerikanischen Comic-Szene aufgestiegen. Zahlreiche seiner Geschichten wurden bereits für die Verfilmung optioniert, als erstes geht nun „Sweet Tooth“ ins Rennen, das von Robert Downey Jr. produziert wurde und schon 2018 für den US-Streamer Hulu in Angriff genommen wurde, dann aber zu Netflix wechselte. Die erste Staffel mit insgesamt acht Folgen liegt nun vor.

Sweet Tooth – Zur Handlung

Vor ein paar Jahren hat ein Virus die Menschheit gewaltig dezimiert. Zeitgleich wurden keine normalen Kinder mehr geboren, sondern Hybriden, die menschliche und tierische Merkmale vereinen. Diese Hybriden werden von den Last Men, einer militärischen Gruppe unter dem Kommando des Generals, gejagt. Um sie auszurotten, aber auch, um an ihnen zu experimentieren.

Gus ist ein Junge mit einem Hirschgeweih. Sein Vater brachte ihn zu Beginn der Pandemie in ein sicheres Habitat im Yellowstone National Park und bläute dem Jungen ein, dass er niemals die Welt außerhalb des Zauns sehen dürfe. Doch als sein Vater stirbt, kann Gus dieses Versprechen nicht mehr halten. Er will seine Mutter in Colorado suchen. Nur gut, dass er dabei Hilfe findet …

swe3Bild: Szene aus "Sweet Tooth" (c) Netflix

Sweet Tooth – Eine Kritik

Der Comic erschien vor gut zehn Jahren. Auf dem Weg zur filmischen Adaption machte er einiges an Entwicklung durch. Die Grundgeschichte ist dieselbe, die Hauptfiguren sind dieselben, aber für die Fernsehserie wurden neue Figuren entwickelt und die Hauptgeschichte angepasst. Die Suche nach seiner Mutter ist ein Element, das im Comic nicht zum Tragen kommt, der Fernsehserie aber emotionale Tiefe verleiht. Ebenso lässt sich die Fernsehserie mehr Zeit damit, auch den Anfang zu zeigen. Immer wieder gibt es Szenen, die die Hintergründe der Figuren verdeutlichen, im Finale der Staffel entwickelt das Ganze sogar richtige Bedeutung.

Die in Neuseeland gedrehte Serie sieht richtig, richtig gut aus. Die Landschaften sind von erhabener Schönheit, auch und gerade, wenn Spuren der Verheerung zu sehen sind oder Zebras und Elefanten zu sehen sind. Das sind die Momente, die dieses Endzeitszenario sehr schön schmücken. Dies ist nicht „Mad Max“, dies ist eher schon „The Road“, aber mit einem positiven, hoffnungsvollen Unterbau. Denn Gus ist in seiner Naivität ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Er sieht das Gute, er glaubt an das Gute, er ist es, der die Menschen in seiner Umgebung berührt – so auch den von Nonso Anozie gespielten Jepperd, der für vergangene Missetaten Buße tut, indem er Gus hilft.

„Sweet Tooth“ sieht ausgesprochen gut aus, auch und gerade in der Umsetzung der Hybriden. Die Serie ist aber auch im „world-building“ hervorragend und gestaltet eine Endzeit-Welt, die in sich stimmig wirkt – weil sie mit Elementen spielt, die man bei dieser Art von Geschichte erwartet, aber auch gänzlich eigene Wege beschreitet und dem Ganzen einen Hauch von Öko-Botschaft verleiht. Das Ende ist reichlich offen, es ist aber auch noch jede Menge Comic vorhanden, bis die gesamte Geschichte erzählt ist. Es bleibt spannend, wo die Unterschiede liegen werden.

Fazit

Eine gelungene Comic-Adaption, die den Figuren und der Welt gegenüber treu bleibt, aber eigene Akzente setzt und den Schwerpunkt bei der Geschichte des Öfteren anders handhabt als in der Vorlage. Aufwendig, wunderschön gefilmt, toll gespielt – ein Serien-Highlight bei Netflix.

Bewertung: 4/5****

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Bild: Das Poster zu "Sweet Tooth" (c) Netflix