Teenage Mutant Ninja Turtles 2: Out Of The Shadows Filmkritik - Auf die schnelle immer helle

  

Ich habe seit einer Woche einen schrecklich hartnäckigen Ohrwurm von Frank Zanders Intro der 1980/1990er Zeichentrickserie. Er geistert seit der Pressevorführung von "Teenage Mutant Ninja Turtles 2: Out Of The Shadows" in meinem Gehirn herum. Und um ganz ehrlich zu sein: es nervt. Die Serie ist ein wichtiger Bestandteil meiner Kindheit und eine lieb gewordene Erinnerung. Aber das Reboot ist einfach nur Popcornkino, wie man es heutzutage alle wochenlang präsentiert bekommt. Ich mag den Gedanken nicht, dass sich diese Elemente verknüpfen und in meinem Verstand zu einem matschigen Brei vermischen.

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It´s Transformers all over again

Dabei macht "Turtles 2" im Ansatz eigentlich gar nicht so viel falsch. Ich meine, sein Vorgänger war überaus erfolgreich und die Strategien, die ihn zu einem Kassenhit gemacht haben, werden hier erneut angewendet. Eine breite, chaotisch in den Raum geworfene Menge an lockeren Sprüchen, viel Action und Figuren, die nah an ihre Vorlagen der ikonischen Serie angelegt wurde. Was das angeht, kann man Regisseur Dave Green und den Drehbuchautoren keinen Vorwurf machen. Sie haben sich an alles gehalten.

Was wirklich das Problem ist — und dabei ignoriere ich den "modernen und eher an Teenager gerichteten Look des Films -, ist also nicht, dass man der Serie nicht gerecht wird, sondern das man ihr zu nahe kommt, während man sich subtil — still und leise — doch von ihr entfernt. Klingt komisch? Aber genau das ist geschehen. Wer sich heute an die "Teenage Mutant Hero Turltes" erinnert, gibt meistens zu Protokoll: "Die waren halt cool. Lustige Oneliner, bekloppte Gegenspieler und viel Action". All das, was euch auch in diesem Machwerk geboten wird.

Was jedoch gerne mal vergessen wird, ist die Tatsache, dass sich die Serie damals durchaus bemüht hat, gewisse Botschaften zu vermitteln und etwas tiefer zu gehen, als bloßes Kratzen an der Oberfläche. Die einzige Botschaft, die sich "Turtles 2" herauswürgen kann, ist die gleiche, die auch schon sein Vorgänger nahelegen wollte. Brüder halten zusammen. Ein echtes Team kann niemand besiegen ... Mit fast dem gleichen dramaturgischen Höhepunkt und einer ganz ähnlichen Lösung für das Problem.

Aber Faulheit ist ja bekanntlich eine der Stärken solcher Fortsetzungen und auch vieler Reboots an sich. Man hält sich an ein funktionierendes Schema, bis es der breiten Masse zu doof wird. Dann schlachtet man das nächste Pferd und serviert noch einmal von vorne. Was wir also bekommen, ist das oberflächliche Niveau einer Kindersendung, mit einer April O´Neil (Megan Fox) für Erwachsene und der Action und den Sprüchen für Pubertierende. Ein großes Lob an diesen Einfallsreichtum, der nur noch dadurch übertroffen wird, dass man Shredder (Brian Tee) zu einer Mischung aus Serien-Bösewicht und Reboot-Umsetzung macht, während Krang (Fred Armisen) der gleiche Idiot bleibt wie damals.

Schöne Fassade?

Ich will gar nicht behaupten, dieser Film könne niemandem Spaß machen. Er hat seine Momente und wer das Hirn an der Kasse abgibt und erst zum Abend wieder abholt, bereuht den Besuch im Kino vielleicht gar nicht. Letztendlich macht die Handlung in ihrem eigenen Rahmen wenigstens weitgehend Sinn; bei dem seichten Tiefgang aber auch irgendwie keine große Leistung ... Egal. Es ist Popcornkino und sogar etwas besseres als noch im Vorgänger. Hier nimmt man sich wenigstens nicht mehr ganz so ernst und so werden die Grenzen des guten Geschmacks halt etwas ausgedehnt und ein oder auch beide Augen zugedrückt.

Group_Teaser_1Sheet_GermanyWas einem bei den visuellen Effekten schwer fallen dürfte. Obwohl die Turtles selbst überaus gelungen sind und sich fast perfekt in die Welt einfügen, führt das 3D doch öfter mal zu tränenden Sehorganen. Wenige Momente rechtfertigen dieses Feature — wenn überhaupt — und in schnellen Momenten und rasanten Kamerafahrten verwischt das Bild so stark, dass sich nur noch wenig erkennen lässt. Und bei aller Liebe — meine Augen will ich nicht auch noch am Eingang lassen müssen. Wenn ich mir die durchgeknallten und völlig überzogenen Gegenspieler Bebop (Gary Anthony Williams) und Rocksteady (Stephen Farrelly) so ansehe, überlege ich es mir aber vielleicht noch mal.

Das Rhinoceros und das Wildschwein stechen oft negativ hervor, da sie — im Gegensatz zu den Turtles — nicht so sauber eingefügt wurden. Vor allen in actionlastigen Szenen fühlt man sich an einen Videospieltrailer der vergangenen Jahre erinnert. Hochwertig vielleicht, aber im Film nicht schön anzusehen. Wie ihr seht, bleibt am Ende nicht viel übrig. Das hat aber noch nie jemanden abgehalten, wenn er den Film unbedingt sehen wollte. Also. Lasst euch von mir nicht stören und viel Spaß.

Fazit

"Teenage Mutant Ninja Turtles 2: Out Of The Shadows" ist ein bisschen besser als Teil 1, vor allem, da er sich selbst nicht sonderlich ernst nimmt und es zumindest schafft, seine eigentlich sehr kurze Geschichte ohne zu viele Logiklöcher zu erzählen. Außerdem kann man ihm zugutehalten, dass er die Figuren der 1980/90er Serie gut trifft und entsprechend umsetzt. Ob das wirklich etwas positives ist, kann ich euch nicht beantworten. Pure Geschmackssache. Ich für meinen Teil erinnere mich lieber nostalgieverliebt an die Umsetzung aus meiner Kindheit und lasse mir diese nicht kaputt machen, weil das gleiche Prinzip in die heutige, moderne Zeit gepresst wird. Zwei Welten, die sich schlecht miteinander vertragen.

Der Film besteht hauptsächlich aus Action und vielen, vielen, dummen Sprüchen und Gags. Sonst hat er nicht mehr viel zu bieten. Hier und dort sieht alles sehr beeindruckend aus, dafür gibt es dann und wann Momente, wo einem die Augen tränen. Gleichzeitig weiß der Film nicht ganz, wen er eigentlich ansprechen will. Die Fans von damals? Eine neue Generation? Die Nerds und Geeks dieser Welt? Teenager, Erwachsene oder Kinder? Dahr auch meine Phrase zum Abschluss: wer mit Teil 1 viel Spaß hatte, dürfte nicht traurig nach Hause gehen, wer etwas mehr benötigt, als oben beschrieben wurde, überlegt sich den Gang zum Kino besser zwei, drei mal. Macht aber nicht den Fehler und schaut euch als Alternative die "Teenage Mutant Hero Turltes" an. Ihr könntet etwas enttäuscht sein, wenn die rosarote Brille über die Jahre kaputt gegangen ist ...

Wertung: 2/5

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 28.07.2016