The 800 – Der Nummer-1-Hit aus China

  

von Peter Osteried | 15.04.2021

Der epische Kriegsfilm „The 800“ erscheint am 22. April auf DVD und Blu-ray. Hier unsere Kritik.

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Die chinesische Produktion „The 800“ war der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 2020 und spielte weltweit mehr als 461 Millionen Dollar ein. Damit ist dies die erste nichtamerikanische, nichtenglische Produktion, die diesen Platz einnimmt. Aber das hängt natürlich auch damit zusammen, dass 2020 aufgrund der Corona-Pandemie in den westlichen Ländern fast überall dauerhaft die Kinos geschlossen waren. Am epochalen Ausmaß des Films ändert das natürlich nichts.

The 800 – Zur Handlung

Im Jahr 1937 überrennen die Japaner Shanghai. Soldaten der 88. Division werden abgestellt, um ein Lagerhaus zu verteidigen, in dem sich ein großes Gasvorkommen befindet, das ansonsten die Konzessionsgebiete – jener Teil Shangais, in dem die ausländischen Vertreter leben und der von den Japanern geschont wurde – verseuchen würde. Zugleich werden in Brüssel Verhandlungen über einen Waffenstillstand geführt.

Aber die Japaner machen Nägel mit Köpfen. Sie greifen ein ums andere Mal an, während ihnen lediglich 800 Verteidiger gegenüberstehen.

The 800 – Eine Kritik

Der Film hält sich wohl weitestgehend an die historischen Ereignisse, ohne in den Duktus zu verfallen, die chinesischen Soldaten gottgleich zu verklären und die Japaner zu ruchlosen Schurken zu stilisieren. „The 800“ versucht weitestgehend, in der Erzählung der Geschichte, aber auch der Gestaltung der Charaktere akkurat zu sein.

Allerdings merkt man dem Film schon auch das patriotische Flair an, das gerade vielen historischen Produktionen Chinas anhaftet, weil die Zensurbehörde eben schon im Vorfeld eingeschritten ist. Das gilt auch für diesen Film, dessen eigentliche Fassung wohl 160 Minuten lang war, während sie nun noch 148 Minuten Laufzeit hat. Raus flogen Szenen, die nicht der politischen Agenda der Partei dienen. Andere wurden vielleicht überhöht. Das fällt vor allem bei der Sequenz auf, als die Soldaten auf dem Dach des Lagerhauses die chinesische Flagge hissen und von einem japanischen Tiefflieger attackiert werden. Wie hier heldenhaft gestorben wird, nur um die Flagge nicht fallen zu sehen, ist schon harter Tobak – im Sinne einer Staatsdoktrin, in der das Land alles und das Individuum nichts ist.

Mit solchen Momenten muss man sich bei „The 800“ arrangieren, dann bekommt man einen emotional durchaus packenden, technische herausragenden Kriegsfilm – sozusagen die chinesische Version von „300“, nur im Ansatz viel größer. Beeindruckend ist der Kontrast zwischen dem kriegsverheerten Shanghai und dem Konzessionsgebiet, das von Leuchtreklame erhellt ist und inmitten des Trümmerfelds unwirklich heraussticht.

Fazit

Das propagandistische Flair kann „The 800“ nicht ganz ablegen, als reiner Kriegsfilm betrachtet ist diese epische Produktion aber durchaus beachtlich, weil die Bilder eindringlich und das Sounddesign packend ist, aber auch, weil die Kämpfe in ihrer Wirkungsweise sehr direkt sind.

Bewertung: 4/5****

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Bildmaterial: (c) Koch Films