The Banshees of Inisherin – Die Schönheit des Traurigen (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 07.10.2022

Die Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ startet am 05. Januar 2023 im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Colin Farrell und Brendan Gleeson.

The Banshees of Inisherin Filmszene 002 KinofilmBild: Szene aus The Banshees of Inisherin  (c) Fox Searchlight/The Walt Disney Company


Autor und Regisseur Martin McDonagh erklärte jüngst, niemand würde sich mehr trauen, traurige Filme zu drehen. Das Problem hat er nicht. „The Banshees of Inisherin“ ist ein tieftrauriger Film, aber auch ein vergnüglicher. Weil das Leben selten nur traurig ist, zu lachen gibt es immer, auch auf dieser irischen Insel im Jahr 1923, als eine Freundschaft endet.

The Banshees of Inisherin – Zur Handlung

Jeden Tag holt Pádraic (Colin Farrell) seinen Freund Colm (Brendan Gleeson) um 14 Uhr ab, um im Pub was zu trinken. Aber an diesem einen Tag ist es anders. Colm kommt nicht mit. Als Pádraic ihn später zur Rede stellt, erklärt Colm, dass er nicht mehr mit ihm befreundet sein will. Nicht, weil er etwas getan oder gesagt hätte, sondern weil er einfach ein langweiliger Mensch ist. Colm möchte seine Zeit nicht mehr verschwenden.

Pádraic kann das nicht fassen und lässt Colm nicht in Ruhe. Dann droht dieser, sich einen Finger abzuschneiden, und zwar jedes Mal, wenn Pádraic mit ihm spricht …

The Banshees of Inisherin Filmszene KinofilmBild: Szene aus The Banshees of Inisherin  (c) Fox Searchlight/The Walt Disney Company

The Banshees of Inisherin – Eine Kritik

Seit den späten 1990er Jahren ist Martin McDonagh ein gefeierter Bühnenautor. Ihm gelang erstmals nach Shakespeare das Kunststück, zeitgleich vier verschiedene Stücke in London laufen zu haben. Seit einigen Jahren dreht er auch Filme. Nie nur als Autor, immer auch als Regisseur, weil ihm seine Worte heilig sind. Niemand darf sie abändern. „The Banshees of Inisherin“ war zuerst als Bühnenstück gedacht, dann merkte er, dass sich die Geschichte mehr für einen Film anbietet. Für die Hauptrollen holte er seine „Brügge sehen … und sterben“-Stars Colin Farrell und Brendan Gleeson. Beide haben eine unglaublich gute Chemie, man sieht ihnen gern im Zusammenspiel vor, man nimmt ihnen die jahrelange Freundschaft ab.

Die Prämisse des Films ist amüsant, aber unter der Oberfläche lauert der Schmerz. Der von Colm, einem Mann, der droht, an seinen Depressionen zu zerbrechen. McDonagh und Gleeson zeigen das subtil. Und der Schmerz von Pádraic – ihm steht er ins Gesicht geschrieben. Farrells Mimik ist die eines Mannes, der nicht verstehen kann, was passiert ist. Ein einfacher, ein netter Mann, jemand, der nicht viel vom Leben erwartet, aber selbst das nicht bekommt.

Die Dialoge sind pures Gold. Dargeboten werden sie mit immenser Spielfreude. Aber es ist die Geschichte, die nicht loslässt. Weil große Kunst nicht nur etwas zu sagen hat, sondern im Zuschauer auch etwas auslöst. Man sieht Pádraic und Colm, und man sieht sich selbst – denkt an die eigenen Momente des Verlusts, des Schmerzes, der zerbrochenen Bande. Wäre dies eine Hollywood-Produktion gäbe es am Schluss ein Happyend. Dem verweigert sich McDonagh. Er beendet seine Geschichte auf die einzig mögliche Art. Diesem Ende liegt ein Zauber inne.

Fazit

Ein wundervoller Film vor prächtiger Landschaft, über einfache Menschen, aber keine einfachen Situationen. „The Banshees of Inisherin“ ist ein komplexes Werk, das ein tiefes Verständnis für die Menschen und das Leben offenbart, und dabei trotz aller Schwere eine immense schwarzhumorige Leichtigkeit besitzt.

Bewertung: 5/5*****

The Banshees of Inisherin Key Art Poster KinofilmBild: Poster zum Film The Banshees of Inisherin  (c) Fox Searchlight/The Walt Disney Company