The Billion Dollar Code – David gegen Goliath (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 06.10.2021

Die deutsche Miniserie „The Billion Dollar Code“ startet am 7. Oktober bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zur Serie.

Von Google Earth hat jeder schon mal gehört. Mit Google Earth kann man jeden Punkt der Welt sehen, aus dem All heranzoomen und sich an bekannten und unbekannten Orten umsehen. Seit Inbetriebnahme gab es Milliarden von Einzelnutzungen. Terravision konnte das schon, bevor es Google gab. Die deutschen Entwickler von Terravision verklagten darum Google wegen Patentverletzung. Die vierteilige Miniserie erzählt nun diese Geschichte, natürlich in dramatisierter Form und mit Figuren, die nicht den Namen der echten Menschen tragen.

the billion dollar code Netflix Serie Szene 001Bild: Szene aus der Serie "The Billion Dollar Code" (c) Netflix

The Billion Dollar Code – Zur Handlung

In den frühen 1990er Jahren hat Carsten Schlüter die Idee, dass man auf dem Computer die gesamte Erde sehen, über sie hinwegfliegen und jeden Ort der Welt ansehen könnte. Juri Müller war das technische Genie, das an die Umsetzbarkeit dieser Idee glaubte – und das zu einer Zeit, als die Speicherkapazitäten für ein solches Unterfangen eigentlich nicht gegeben waren.

Mit einer Finanzspritze durch die Telekom begannen sie jedoch mit der neu gegründeten Firma Art+Com, Terravision zu entwickeln. Doch damals hätte sich keiner von ihnen träumen lassen, dass sie eines Tages bestohlen und ihr Algorithmus für Google Earth benutzt werden würde …

the billion dollar code Netflix Serie Szene 003Bild: Szene aus der Serie "The Billion Dollar Code" (c) Netflix

The Billion Dollar Code – Eine Kritik

Es ist die Geschichte von David gegen Goliath. Hier die zwei Unbekannten aus Berlin, dort der riesige Konzern, der sich das Motto „Don’t Be Evil“ auf die Fahnen geschrieben hat, aber es selbst ständig verletzt. Für die Macher der Serie war diese Geschichte so etwas wie der Film „The Social Network“, nur nicht mit dem Konzerngründer im Fokus, sondern mit denen, die ihn wegen Ideenklau verklagten. Ebenso sollte ihr Werk etwas mehr Emotion besitzen. Der Zuschauer sollte die Figuren mögen.

Man änderte die Namen einiger Figuren, vor allem aber auch änderte man viel in Hinblick auf das persönliche Leben der beiden Männer, die sich gegen Google wehrten. Ihre Freundschaft ist der emotionale Kern. Sie ist es, die „The Billion Dollar Code“ zusammenhält, insbesondere aber wird so der Zuschauer auf eine Seite eingeschworen. Denn man steht immer auf Seiten von Carsten und Juri, die naiv in die Welt des Big Business vorstoßen und wie so viele vor und nach ihnen völlig über den Tisch gezogen werden.

Dies sind die Geschichten, die man liebt, weil man für den Underdog ist. In Film und Fernsehen sind solche Underdog-Geschichten zumeist auch Erfolgsgeschichten. Am Ende möchte man sie triumphieren sehen. Wer sich nicht an den Rechtsstreit der Berliner Firma Art+Com gegen Google erinnert, der könnte auf diesen großen Knall am Ende warten, auf die Katharsis, wenn es die Kleinen den Großen gezeigt haben. Tatsächlich spielt die Serie auch damit, ist dann aber doch der Realität verpflichtet.

Fazit

„The Billion Dollar Code“ ist eine gut gemachte Miniserie, im Grunde ein vierstündiger Film, der damit die Zeit und den Raum hat, die Geschichte sich entfalten zu lassen. Sie spielt auf zwei Zeitebenen und kulminiert in der vierten Folge vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware. Auch hier zeigen sich die Stärken der Miniserie, weil man eine ganze Folge diesem Prozess widmen kann. Alles in allem hochklassiges Fernsehen aus deutscher Produktion.

Bewertung: 4/5****

the billion dollar code Netflix Serie Szene 004Bild: Szene aus der Serie "The Billion Dollar Code" (c) Netflix