The LEGO Batman Movie Filmkritik — Na, na, na, na, na, na

  

Was haben wir gelacht. Und wenn ich das so schreibe, meine ich das wortwörtlich. Die Kinokritiker und Kinder bei der offiziellen Pressevorführung von „LEGO Batman“ fühlten sich sichtlich und hörbar gut unterhalten. Und nicht wie bei anderen Kinderfilmen aus purer Scham und ebenso wenig wie bei den Videospielen des Konzerns, die sich alle so sehr ähneln und eine Weiterentwicklung vermissen lassen, dass Fremdschämen in wirres, psychisch bedingtes Gelächter übergeht - sondern aus tiefstem Herzen. „The LEGO Batman Movie“ ist weniger Animationsfilm für die Kleinen, als Retrohumor für Fans des geflügelten Rächers.

Lego-Batman

Einsam/Zweisam

Bruce Wayne, der Kinowelt besser bekannt als Batman, ist überheblich, bis in die Poren selbstverliebt, leicht infantil, aber vor allem eines: einsam. Wir alle kennen die Geschichte des jungen Sohnes reicher Eltern, der auf tragische Weise Mutter und Vater verliert und in späteren Jahren zum Alptraum der Ganoven von Gotham City wird. Mehr muss man über „The LEGO Batman Movie“ in erster Linie auch nicht wissen, was vor allem dem jüngeren Zielpublikum zugute kommt.

Ältere Semester und in erster Linie Fans werden dafür anfangs abgeschreckt, entspricht das Bild von Batman doch zu einhundert Prozent dem, welches wir bereits in „The LEGO Movie“ zu sehen bekamen und nur in geringen Teilen der Originalversion. Wie sich jedoch herausstellt, ist das absolut irrelevant, denn dieser Film ist Satire erster Güte, eine echte Zeitreise durch 90 Jahre cineastische Auftritte des schwarzen Ritters und vor allem ... höchst unterhaltsam.

Als der Joker — in der deutschen Version gesprochen von Youtube-Star Erik „Gronkh“ Range, herausfindet, dass er Batman absolut nichts bedeutet und gleichsam nicht sein Lieblingsbösewicht ist, schwört er bittere Rache. Bereits diese Szene zwischen den beiden Rivalen ist ein perfektes Beispiel dafür, wie dieses Werk Groß und Klein begeistern kann. Überdreht und albern für die Kids. Aber auch voller Anspielungen auf Ereignisse der Vergangenheit der beiden Kontrahenten, die nur echte Fans der DC-Comics verstehen. Und zu guter Letzt bis zum Rand gefüllt mit subtilem Humor, der so wunderbar zweideutig ist, dass selbst Erwachsene ohne große Vorkenntnisse schmunzeln dürfen — und vor allem können.

Zur gleichen Zeit nimmt Wayne versehentlich ein Waisenkind bei sich auf: Dick Grayson, alias Robin. Ab hier können sich die meisten sicherlich denken, in welche Richtung der Film marschiert. Batman öffnet langsam sein Herz, als Familie sind wir unschlagbar und so weiter und so fort. Die grobe Geschichte von „The LEGO Batman Movie“ ist alter Tobak und so schon tausendmal gesichtet. Sie ist das Baugerüst, das der Film benötigt, um seinen eigentlichen Kern preiszugeben. Dieser ist jedoch mehr, als bloßer Kitt in den Fugen und brüchiger Zement.

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Na, na, na, na, na — witzig

In erster Linie ist dieses Werk Satire. Anders kann ich es kaum bezeichnen. Dann folgt der Faktor Nostalgie. Erst an dritter Position würde ich dieses Produkt als Kinderfilm bezeichnen. Und an vierter Stelle — wenn überhaupt — ist es halt ein Batmanfilm. In gut 90 Minuten wird mit Anspielungen, Seitenhieben und geschmunzelten Erinnerungen an viele Jahrzehnte Batman nur so um sich geschmissen. Und keiner dieses Gags ist wirklich schlecht, wenn man sich als Fan des ledernen Racheengels bezeichnen kann.

Mir fehlen beinahe die Worte um auszudrücken, wie liebevoll und gleichzeitig urkomisch hier ein Denkmal für einen der beliebtesten Comichelden aller Zeiten gesetzt wurde. Dinge, die wir aus dieser Zeit gerne vergessen würden. Faktoren, für die wir uns fast schon schämen müssen, bedenkt man unsere offenkundige Schwärmerei für den dunklen Rächer. Höhepunkte seiner Karriere. Ja, „The LEGO Batman Movie“ hat etwas geschafft, dass ich kaum für möglich gehalten habe: er hat mich, als Fan der Vorlage, herzlich unterhalten.

Bevor ihr euch jetzt zu sehr freut und schon online nach Tickets für die nächste Vorstellung sucht, lasst mich eure Begeisterung ein wenig dämpfen. Es ist immer noch ein Kinderfilm. Egal, an wen sich dieser cineastische Ausflug offenkundig in erster Linie richtet, die Legoversion von Bruce Waynes alter Ego ist albern, albern und, vielleicht könnt ihr es erraten, albern. Nicht, dass ich über diese Inhalte nicht auch lachen konnte, aber seien wir mal ehrlich: nur eine Handvoll überschreiten gewisse Altersgrenzen, haben in ihrem Leben schon tausend und einen Kinderfilm gesehen und können über diese Art von Humor immer noch lachen.

Pleiten, Pech und Pannen

Die Zwischenüberschrift verspricht mehr, als ich zu diesem Zeitpunkt halten kann. Es gibt nämlich vergleichsweise wenig an diesem Werk auszusetzen. Die Animationen sind erneut fantastisch. Einfacher gehalten, als noch bei dem großen Bruder „The LEGO Movie“, aber immer noch höchst beeindruckend, wenn man bedenkt, welch wundervolle Möglichkeiten den Animatoren eingefallen sind, aus Legosteinen (wenn auch keine echten) solch einen Augenschmaus zu zaubern.

Die deutschen Synchronsprecher machen ebenfalls fast alle einen ausgezeichneten Job. David Nathan („Rango“, „The LEGO Movie“, „Dragonball Z: Resurrection F“) leistet nicht nur als Batman, sondern auch als Bruce Wayne ganze Arbeit und zeigt mehr Variationen als noch bei seinem Auftritt im Jahr 2014. Jürgen Thormann („Fallout 4“, „The Dark Knight“, „Ratatouille“) für die Rolle des Butlers Alfred zu besetzen, ist auf zweierlei Weise eine geniale Idee und so nervig die Stimme des Robin, gesprochen von Luke Mockridge, auch sein kann, sie trifft seinen Charakter in diesem Film wie der sprichwörtliche Nagel auf dem Kopf.

Ihr habt aber sowieso schon bemerkt, dass ich mit voller Absicht das Wort „fast“ in den letzten Absatz mit eingebaut habe. Denn ein Synchronsprecher hat es in meinen Augen und vor allem in meinen Ohren absolut vergeigt. Gronkh als Stimme für den Joker zu verpflichten mag zwar rein vom Äußeren her gut zur englischen Stimme von Zach Galifianakis passen, ist aus technischer Sicht aber eine absolute Fehlbesetzung.

Und das sage ich nicht, weil der Joker mein favorisierter Antagonist ist, seit meinen Tagen als Dreikäsehoch, sondern aus einem viel gewichtigeren Grund: er kann es einfach nicht. Nicht nur, dass die Stimme des Youtubestars äußerst unpassend anmutet, es mangelt Gronkh auch an Überzeugungskraft. Selten, fast nie, gelingt es ihm, eine gewisse Tiefe und Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Die meiste Zeit klingt er jedoch einfach so, wie in seinen Videos, mit leicht verstellter Stimme aber ohne Gefühl und Variation.

Fazit

Man kann „The LEGO Batman Movie“ in zwei Dingen negativ betrachten: seid ihr über einem gewissen Alter und könnt mit überdreht kindlichen Humor nicht viel anfangen, dann tragt ihr hier wahrscheinlich Trauer. Denn der Film ist letztendlich ein Kinderfilm und da wird zu keiner Sekunde ein Geheimnis draus gemacht. Zum anderen halte ich aus persönlicher und professioneller Sicht Gronkh für eine Fehlbesetzung des Jokers, die nicht wenig auf die Stimmung drückt. Denn der Bösewicht mit dem finsteren Lächeln hat zwar vergleichsweise wenig Screentime, aber dennoch eine gewichtige Rolle und vergleichsweise emotional schwierigere Szenen. Man kann und sollte von dem Youtuber halten, was man will und ich kann ohne zu Lügen sagen, dass ich absolut nichts gegen Gronkh habe. Aber als Synchronsprecher ist er einfach nicht talentiert genug.

Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Dieser Legofilm ist eine wundervolle Persiflage auf den geflügelten Rächer, voller Anspielungen, subtilem Humor und Seitenhieben der kostbarsten Art. So eignet sich dieses Werk neben Kindern vor allem für Fans von Batman. Bestenfalls solche, die die Serie aus den 1960ern urkomisch finden, jeden Kinoauftritt des Helden verfolgt und vielleicht sogar an dem einen oder auch anderen Trickfilm/Comic Interesse gezeigt haben.

„The LEGO Batman Movie“ ist ab dem 09.02.2017 überall im Kino zu sehen.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 08.02.2017