"The Silence" Filmkritik - Stille im Kino

John R. Leonetti, der Regisseur von Filmen wie "Mortal Kombat 2", "Annabelle" und "Wish Upon", versucht sich in "The Silence" an der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von Tim Lebbon. In dieser Geschichte bekommt es die Menschheit mit einer Gefahr apokalyptischen Ausmaßes zu tun. Jene kommt in Form von fliegenden, fledermausähnlichen Geschöpfen, die zwar nichts sehen können, jedoch über ein verdammt gutes Gehör verfügen.

Die Schwärme aus Millionen von geflügelten Monstern überfallen die moderne Welt und hinterlassen stets ein schreckliches Blutbad. Die Regierung und das Militär sind machtlos, die Opferzahlen steigen stündlich an. Der Homo sapiens steht kurz vor der Auslöschung. Der Film zeigt uns den Versuch der Familie Andrews, in diesen gefährlichen Zeiten zu überleben. Dank ihrer ertaubten Tochter wissen die Eltern des Familienhauses, wie man ohne Worte, in absoluter Stille, zurechtkommt.

Silence

Handlung und Erzählstil

Die cineastische Version dieser Geschichte versucht, überwiegend ohne großartige Antworten auszukommen. Statt sich mit Details und expliziten Erklärungen aufzuhalten, konzentriert sich Leonettis Film darauf, den Überlebensversuch der Andrews zu dokumentieren, ihr Leben und Leiden auf der Leinwand festzuhalten. Im Grunde ist die entsprechende Vorgehensweise nicht weiter belastend, sind die Aufschlüsselungen im Buch für diese Art der Darstellung doch weitgehend irrelevant.

Hier und dort wäre es zwar durchaus nett und passend gewesen, als Zuschauer mehr zu erhalten als lediglich den einen oder auch anderen inhaltlichen Brotkrumen, der Geschichte tut dies jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil zum gewählten Erzählstil, welcher mehrere Probleme mit sich bringt. Zum einen zieht sich alles einfach nur unnötig in die Länge. Während die Charaktere die Handlung tragen sollten, zerstückeln sie diese durch unsinnige Aussagen, Taten und/oder Entscheidungen.

Zum anderen sind die Abschnitte auf der Überlebensreise der kleinen Familie ziemlich langweilig. Wo eigentlich satte Spannung auf den geneigten Zuschauer warten sollte, bekommt dieser nur hier und dort einen kleinen Moment zum Luftanhalten, der jedoch schnell wieder durch fragwürdige, meist auch unlogische Ereignisse beendet wird. Von den fliegenden Monstern geht gefühlt nur eine minimale Bedrohung aus, wenn man denn weiß, wie man mit der Situation umzugehen hat.

Entsprechend nimmt dies den sogenannten Wespen den Schrecken, da diese zwar furchterregend sind, wenn sie denn einmal angreifen, dies jedoch nur passiert, wenn sich einer der Beteiligten unnötig doof anstellt. Hinzu kommt, dass die Welt, welche laut den Berichten im Film in Trümmern liegen sollte, eigentlich ganz gut zurechtzukommen scheint (es gibt noch immer weitgehend Strom und das Internet funktioniert ebenfalls).

Zum Ende hin, versucht die Geschichte dann den letzten Horror in solch einer Welt mit einzubauen: der Mensch. Fanatische Gläubige, die von eben zu jetzt auftauchen und die Kirsche auf der Sahne des Grauens sein könnten. Dies aber nicht sind. Der stumme Pfaffe und seine nichtssagenden Anhänger haben keinerlei Tiefe, ihr Schrecken geht lediglich von versuchten Taten aus und einem ziemlich stark an den Haaren herbeigezogenen Finale, welches genauso schnell vorbei ist, wie es angefangen hat.

So bleiben "The Silence" lediglich ein paar, wenige Momente, die wirklich spannend sind. Der Rest ist auf dem gleichen Niveau wie eine Folge "Geschichten aus der Gruft"; jedoch ohne den Charme seiner Zeit. Der größte Teil der eineinhalb Stunden Screenplay wirken abgehakt, nicht zu Ende durchdacht und in jeglicher Hinsicht beschnitten. Letzteres könnte tatsächlich der Fall sein, sucht ihr doch einige Szenen aus dem Trailer, welche den Film recht vielversprechend präsentiert haben, im fertigen Produkt vergebens.

Der Versuch, die taube Hauptfigur Ally - gespielt von Sabrina-Star Kiernan Shipka - als Grund zu benutzen, warum Familie Andrews einen Vorteil in dieser Apokalypse hat, geht leider ebenfalls schnell verloren, da ihre besonderen Fähigkeiten eigentlich gar nicht zum Tragen kommen. Die Geschichte hätte mit Leuten, die keine Gebärdensprache beherrschen, genauso gut funktioniert. Da öfters einen Tick zu laut geflüstert und geweint wird, wäre dieser Umstand gar nicht weiter aufgefallen.

Technisch 08/15

Die Herangehensweise von Regisseur Leonetti ist durchgehend äußerst formelhaft und lässt vermuten, dass er keinerlei Risiken eingehen wollte. Statt sich auf die besonderen Alleinstellungsmerkmale der Geschichte zu verlassen und diese hervorzutun, kopiert er an allerlei Stellen die Arbeiten gewisser Kollegen und reproduziert damit weitgehend bekannte Momente aus anderen Horrorfilmen; vor allen Dingen solchen, die in den letzten circa fünf Jahren das Licht der Welt erblickt haben.

Lediglich einige gut eingefangene Momente von Seiten des Kameramanns sorgen hin und wieder für bedrückende Momente. Die entsättigten Bilder, zusammen mit der allgemein gegenwärtigen Hoffnungslosigkeit, fangen eine schön unangenehme Atmosphäre ein. Untermalt wird dies immer wieder durch Aufnahmen der geflügelten Monster; wie sie beispielsweise zu Hunderten auf den Strommasten sitzen und auf Geräusche warten.

Die Konzeption der Terrorwesen ist weitgehend okay, teilweise sogar gut. Nur ab und an gibt es einen Moment, wo man die Dinger aus der Nähe betrachten kann und mindestens ein Auge zusammenkneifen muss, damit die Situation nicht zu unpassendem Vergnügen wird. Doch unterm Strich geht von den Wespen eine auch visuell greifbare Gefahr aus, die in den meisten Einstellungen gut zum Tragen kommt.

Talent?

"The Silence" ist einer dieser Filme, wo sich schwer einschätzen lässt, wie gut die beteiligten Akteure ihren Job wirklich machen. Es scheint weitgehend so, dass beinahe alle Schauspieler sich anstrengen und das Beste aus ihrem jeweiligen Part machen, doch lässt deren hauchdünne Ausarbeitung keine großartig bemerkenswerten Momente zu. Jeder Darsteller, beziehungsweise dessen/deren Figur, ist auf einen Job ausgelegt und mehr ist von ihrer Seite auch nicht zu erwarten.

Hervorstechen tun hier höchstens Kiernan Shipka ("Chilling Adventures of Sabrina", "Fan Girl", "Feud") als taubes Töchterchen Ally und ihr Vater Hugh, welcher von Stanley Tucci ("Road to Perdition", "Einfach zu haben", "Burlesque") verkörpert wird. Beide machen aus den ihnen gegebenen Möglichkeiten das sichtlich Beste. Zusätzlich harmonieren die zwei Darsteller relativ gut miteinander, was sich vor allen Dingen im späteren Verlauf des Films auszahlt.

Silence-Plakat

Fazit

John R. Leonettis "The Silence" wurde formelhaft umgesetzt und verfügt nur über wenige wirklich spannende Momente. Ein guter Film für einen verregneten Samstagnachmittag, jedoch kaum für mehr. Lediglich die teilweise recht starken Bilder und die Leistung von Tucci und Shipka sorgen dafür, dass sich eine Sichtung für harte Fans des Horrors noch immer lohnen kann. Seid in dem Fall jedoch eher auf lauwarme Spannung als auf beinharte Schockmomente gefasst.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 14.05.2019