The Whale – Everybody Hurts (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 07.02.2023

Das Drama „The Whale“ startet am 23. April im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Brendan Fraser.

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Als „The Whale“ in Cannes vorgeführt wurde, gab es eine sechsminütige Standing Ovation des Publikums, die den anwesenden Brendan Fraser zu Tränen rührte. Der einstige Superstar ist seit einigen Jahren nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen gewesen, das erste Zeichen eines Comebacks war die Rolle des Cliff Steele in der Serie „Doom Patrol“. Aber mit „The Whale“ meldet er sich als schauspielerisches Schwergewicht zurück – etwas, das er im Lauf seiner Karriere neben Komödien und Actionfilmen mit Werken wie „Gods and Monsters“ immer wieder unter Beweis gestellt hat.

The Whale – Zur Handlung

Charlie ist extrem fettleibig. Er verlässt sein Appartement nicht mehr, gibt Online-College-Kurse, bei denen er die Kamera seines Laptops deaktiviert hat, und hat kaum menschlichen Kontakt. Mit Ausnahme von Liz (Hong Chau), die sich rührend um ihn kümmert und dazu kommt, als er einen Anfall hat. Aber ins Krankenhaus möchte er nicht, wohlwissend, dass die letzten Tage seines Lebens begonnen haben.

Letzte Tage, in denen er hofft, seine ihm entfremdete Tochter wieder ein bisschen besser kennen zu lernen.

The Whale – Eine Kritik

Seit mehr als zehn Jahren hat Darren Aronofsky versucht, diesen Film Wirklichkeit werden zu lassen. Lange suchte er nach dem richtigen Schauspieler und fand ihn in Brendan Fraser, nachdem er ihn in „Journey to the End of the Night“ aus dem Jahr 2006 gesehen hat. Er erkannte, dass ihn Fraser ganz, ganz viel steckt – und er kitzelte es aus ihm heraus. Es ist ein imposantes Comeback, das Fraser hier hinlegt. Er trug dafür einen Fatsuit und jede Menge Special-Make-up, das die körperliche Transformation perfekt machte, ihn aber auch spüren ließ, wie das Leben von Charlie sein musste. Denn der Anzug war sehr schwer, Fraser hatte durchaus damit zu kämpfen. Wenn man ihn davon befreite und er die ersten Schritte ging, verglich er das, wie mit dem Verlassen eines Schiffes und dem Betreten von Festland. Ein eigenartiges Gefühl.

the whale KInofilm szene 002Bild: "The Whale" (c) Plaion Pictures

Der Film basiert auf dem Bühnenstück von Samuel D. Hunter, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Der Autor hat selbst mit Adipositas zu kämpfen und hat viel von seinem Leben in diese Geschichte gesteckt. Die Geschichte findet praktisch ausschließlich in Charlies Appartement statt. Das Gefühl der Isolation, aber auch der Beengtheit, akzentuiert Aronofsky noch damit, dass er in 4:3 gedreht hat – der Film hat im Kino also rechts und links schwarze Balken. Das Bild lässt den Zuschauer spüren, wie eng das Leben für Charlie geworden ist.

Jeder in „The Whale“ leidet auf die eine oder andere Art. Der Schmerz manifestiert sich nur anders. In zügellosem Essen bei Charlie, in unbändiger Wut bei seiner Tochter Ellie (stark gespielt von „Stranger Things“-Star Sadie Sink), in einer gewissen Resignation bei Liz. Es geht in dem Film um die großen Themen – um die Fehler, die man in seinem Leben gemacht hat, die Versuche einer Form von Rehabilitation, vielleicht auch einer Art von (Selbst-)Rettung. Um Verlust, um bedingungslose Liebe, um Scham, um Angst, aber auch um Liebe. Charlie ist eine vielschichtige Figur – sein Schicksal geht zu Herzen.

Fazit

Ein exzellenter Film mit einem überragenden Brendan Fraser, der damit ein wirkmächtiges Comeback hingelegt hat. Aber auch für Aronofsky ist „The Whale“ ein Triumph, weil er sich selbst zurücknimmt, um die Geschichte atmen zu lassen. Eine Geschichte, die wundervoll strukturiert ist und mit jedem Akt dem Zuschauer eine neue Erkenntnis offeriert.

Bewertung: 5/5*****

the whale Key Art Poster KinostartBild: "The Whale" (c) Plaion Pictures