The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window – Das etwas absurdere Fenster zum Hof (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 26.01.2022

Die Miniserie „The Woman in the House across the Street from the Girl in the Window“ ist ab dem 28. Januar bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Kristen Bell.

woman in the house Filmszene 002Bild: Szene aus der Serie "The Woman in the House Across...." (c) Netflix

Das ist wohl die Serie mit dem längsten Titel aller Zeiten. Er macht neugierig, er weckt Erwartungen. Dass durch das Fenster ein Mord beobachtet wird, überrascht weniger, als die Art, wie die Ermittlung der plötzlich zur Hobby-Detektivin gewordenen Kristen Bell aussieht – und das in acht Folgen mit Laufzeiten von jeweils ca. 25 Minuten.

TWITHATSFTGITW – Zur Handlung

Annas (Kristen Bell) Tochter ist vor drei Jahren gestorben. Seitdem hat sich die einst erfolgreiche Künstlerin von ihrem Mann getrennt und verbringt die Tage in ihrem gemütlichen Sessel mit Blick zur Straße – und mit jeder Menge Rotwein und Psychopharmaka. Den neu eingezogenen Nachbarn Neil (Tom Riley) lernt sie kennen und ist ein bisschen in ihn verschossen, aber er hat eine Freundin. Als sie dann sieht, wie der vor dem Fenster die Kehle aufgeschnitten wird, ruft sie die Polizei.

Aber eine Leiche wird nicht gefunden. Man vermutet, dass Anna sich das mit reichlich Alkohol im Blut nur eingebildet hat. Aber Anna will das nicht glauben – und ermittelt auf eigene Faust.

woman in the house Filmszene 001Bild: Szene aus der Serie "The Woman in the House Across...." (c) Netflix

TWITHATSFTGITW – Eine Kritik

Im Grunde ist die Show, deren Titel wir echt nicht noch mal ausschreiben werden, so etwas wie ein überlanger Film. Dafür sorgt schon Regisseur Michael Lehmann („Heathers“), der dem Ganzen ein sehr filmisches Feeling verleiht. Die Geschichte ist von Klassikern wie „Das Fenster zum Hof“ inspiriert, ist aber deutlich komplizierter, da die Hauptfigur nicht nur eines großen persönlichen Verlusts wegen von Gram gebeugt, sondern so vollgestopft mit Psychopharmaka ist, dass man als Zuschauer nie sicher sein kann, ob man nicht wirklich nur miterlebt, wie sich eine Frau etwas einbildet.

Man sieht, wie sie sich vorstellt, dass Ereignisse passiert sind. Man stellt aber auch in Frage, ob das, was sie sieht, auch so passiert ist. Entsprechend rätselt man mit, ob jemand ermordet wurde – und wenn ja, wer als Täter in Frage kommt. Denn Verdächtige gibt es einige.

Die Miniserie arbeitet mit den Mitteln des Dramas, vor allem aber des Humors. Das Ganze ist ein wenig absurd. Selbst in den Momenten echten Dramas blitzt immer wieder der Schalk auf. Entsprechend konnte man mit Michael Lehmann keinen besseren Regisseur finden. Er hat schon einmal mit „Heathers“ bewiesen, dass er Genre-Muster komplett aufbrechen kann. Das gelingt auch hier, da der Zuschauer immer wieder an der Nase herumgeführt wird – und das auch will. Das Ende ist dann ein schöner Kommentar darauf, worauf Zuschauer niemals achten.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, es gibt jedoch einen Epilog, der Tür und Tor für eine zweite Miniserie öffnet – und das immerhin mit einem winzig kleinen Gastauftritt von Glenn Close.

Fazit

Eine amüsante Miniserie, die mit ihren acht Folgen und der überschaubaren Laufzeit perfektes Binge-Programm für einen Abend ist. Ernst, dramatisch, lustig, amüsant und durch die Bank gut gespielt. Besonders erwähnenswert: Kristen Bell („Veronica Mars“).

Bewertung: 4/5****

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woman in the house Poster Netflix

Bild: Das Poster zur Serie "The Woman in the House Across...." (c) Netflix