They Want Me Dead – Holla, der Wald brennt

  

von Peter Osteried | 24.05.2021

Der Thriller „They Want Me Dead“ startet am 3. Juni als VoD-Titel – und das ausschließlich. Warner Bros. hat den Kinostart gestrichen. Hier ist unsere Kritik zum neuen Film mit Angelina Jolie.

they2Bild: Das US-Poster zu "They Want Me Dead" (c) Warner Bros.

Taylor Sheridan sollte eigentlich nur das Skript einer Politur unterziehen, aber er mochte die Geschichte und er bot Warner Bros. an, den Film auch zu inszenieren, wenn es ihm gelingen würde, Angelina Jolie für die Hauptrolle zu begeistern. Das Studio erwartete nicht, dass er Erfolg haben würde, aber Jolie wollte gerne mit dem Autor von „Sicario“ zusammenarbeiten. Das Ergebnis ist leider recht medioker geworden.

They Want Me Dead – Zur Handlung

Zwei Auftragskiller erledigen einen Staatsanwalt, wodurch ein Buchhalter gewarnt wird und mit seinem Sohn Connor die Flucht antritt. Sie können aber erahnen, wohin es den Buchhalter ziehen wird und so stellen die Killer ihm eine Falle. Der Mann gerät ins Kreuzfeuer und stirbt, der Junge kann aber entkommen. Da der Auftraggeber der Killer keine losen Enden wünscht, schickt er sie los, um auch den Jungen zu töten.

Um für Ablenkung zu sorgen, setzen die Killer den Wald in Brand, während Connor auf eine Feuerwehrfrau trifft, die in einem Beobachtungsturm sitzt. Nun schlägt nicht nur das Feuer eine Schneise der Vernichtung, die Killer hinterlassen auch eine Spur der Toten.

they3Bild: "They Want Me Dead" (c) Warner Bros.

They Want Me Dead – Eine Kritik

Im Grunde hat man das Gefühl, einen Film zu sehen, der bereits vor Jahrzehnten umgesetzt worden ist. „They Want Me Dead“ fühlt sich in jeder Beziehung wie das Action-Thriller-Kino der 1990er Jahre an. Der Film ist geradlinig, vorhersehbar, frei von jeder Überraschung, aber immer solide gemacht, und noch dazu in allen Rollen wirklich toll besetzt. Das gilt nicht nur für Jolie, deren Figur man natürlich noch ein Trauma angehängt hat, sondern auch für die Killer, die keinerlei Charakterisierung erfahren, sondern damit leben müssen, dass Aidan Gillen und Nicholas Hoult eben Präsenz haben.

Das größte Verbrechen: Es geht um gar nichts. Warum die Killer hinter dem Jungen her sind, wird nie erklärt. Es bleibt ominös, eine Auflösung gibt es selbst am Ende nicht. Das ist schon kein klassischer MacGuffin mehr, das ist einfach nur faul. Alfred Hitchcock prägte den Begriff. Ein MacGuffin ist ein Element, das die Handlung in Gang bringt, aber darüber hinaus keine Relevanz hat. Man denke nur an den Koffer in „Pulp Fiction“. Bei einem Action-Thriller wie „They Want Me Dead“ wirkt das aber unbefriedigend. Wäre es so schwierig gewesen, den Hintergrund mit ein paar Worten greifbarer zu machen?

Das Ende ist reichlich antiklimatisch, um nicht zu sagen abrupt. Der Film läuft einfach aus. Befriedigend geht anders, aber die Figuren liegen einem ohnehin nicht am Herzen. Wenn der Streifen mit irgendetwas punkten kann, dann mit der schwangeren Frau des Sheriffs. Denn die ist mal nicht das Opfer, sondern eine Frau, die weiß, wie sie sich zu wehren hat. Medina Senghore hat damit die besten Szenen des Films an sich gerissen und lässt nur erahnen, wie gut „They Want Me Dead“ hätte werden können, wenn der Fokus auf ihrer Figur gelegen wäre.

Fazit

Der Film ist ein schönes Beispiel dafür, für wie dumm der deutsche Verleih den Zuschauer hält. Aus dem Originaltitel „Those Who Wish Me Dead“ wurde das deutlich profanere und simplere „They Want Me Dead“. Im Grunde passt dieser weniger lyrische Titel auf diesen Thriller nach dem Baukastenprinzip aber auch besser. Der Film ist solides Handwerk, mehr aber auch nicht.

Bewertung: 3/5***

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Bild: Das US-Poster zu "They Want Me Dead" (c) Warner Bros.