Things Heard & Seen – Mehr Drama als Grusel

  

von Peter Osteried | 29.04.2021

Der sanfte Gruselfilm „Things Heard & Seen“ startet am 29. April bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Amanda Seyfried.

things2Bild: Szene aus Things Heard & Seen (c) Netflix

Es ist noch nicht lange her, da konnte man Amanda Seyfried in dem Spukfilm YOU SHOULD HAVE LEFT sehen. Als THINGS HEARD & SEEN beginnt, stellt sich ein gewisses Déjà-vu ein, auch wenn die Geschichte letzten Endes in eine ganz andere Richtung geht. Der Film ist mehr Familiendrama als Spukhaus-Story, mehr eine Verbeugung vor DER TALENTIERTE MR. RIPLEY als waschechter Thriller, im Grunde ein Kessel Buntes, bei dem man nie so recht weiß, was der Film nun eigentlich sein will.

Things Heard & Seen – Zur Handlung

Im Jahr 1980 ziehen der frischgebackene Professor George Clare (James Norton) und seine Frau Catherine (Amanda Seyfried) zusammen mit ihrer Tochter aus New York ins ländliche Upstate New York. Die neue Umgebung, die damit einhergehende Unzufriedenheit, und nicht zuletzt das Gefühl, dass es in dem Haus spukt, sorgen aber auch dafür, dass die familiären Probleme immer mehr zu Tage treten.

Catherine isst nicht, und wenn sie es tut, dann erbricht sie. George steigt einer jüngeren Frau hinterher. Das Töchterchen sieht in ihrem Zimmer immer wieder Geister. George glaubt aber weder seiner Frau, noch seiner Tochter, dass in diesem Haus etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Dabei kennt er die Vergangenheit dieses Hauses – und wer darin gestorben ist.

things3Bild: Szene aus Things Heard & Seen (c) Netflix

Things Heard & Seen – Eine Kritik

Geisterfilme leben in der Regel von zwei Elementen. Einerseits wird reichlich Atmosphäre aufgebaut, die ein unheimliches Gefühl erzeugen soll, andererseits gibt es die allseits beliebten Jumpscares. Weder das eine, noch das andere findet man in THINGS HEARD & SEEN. Denn dieser Film versteht sich nicht wirklich als Geisterfilm. Schon gar nicht will er ein Horrorfilm sein.

Vielmehr ist er ein Drama, das sich an der eigenen Metaphorik besäuft. Die Gemälde, die am Anfang zu sehen sind, haben natürlich eine Bedeutung, die so diffus ist, dass man auch beim Schlussbild nicht wirklich sagen kann, was die Autoren und Regisseure damit aussagen wollten. Aber es mag wohl etwas mit poetischer Gerechtigkeit zu tun zu haben. Oder mit göttlicher Fügung. Oder damit, dass alles Weltliche eine Entsprechung in der spirituellen Welt hat. Das wird im Film zumindest immer propagiert, wenn es ausufernde Gespräche über den schwedischen Mystiker und Theosophen Emanuel Swedenborg gibt.

Nach seiner Lehre gibt es den Kontakt mit den Geistern der spirituellen Welt, aber sie sind nur das Gegenstück dessen, was man mitbringt. Einem guten Menschen wird sich ein guter Geist offenbaren, einem bösen Menschen wird ein böser Geist einflüstern. Das ist dann wohl auch so etwas wie die Pointe von THINGS HEARD & SEEN, bleibt aber in der Umsetzung dennoch wirr, weil das Haus, in dem die Clares wohnen, nun mal nicht das Overlook Hotel aus THE SHINING und George Clare kein Jack Torrance ist. Ein guter Kerl ist er nicht, das war er aber auch schon nicht, bevor er mit seiner Familie in dieses Haus kam.

Fazit

THINGS HEARD & SEEN ist ein bemühter Film, der mit einigen nicht ganz uninteressanten Ideen jongliert, aber dabei fehlläuft, aus den verschiedenen Elementen ein überzeugendes Ganzes zu machen. Der Film treibt zu oft ins Leere, wirkt zu unfassbar und kommt nicht auf den Punkt. Stattdessen ergeht er sich in Halbgarem, in Angedeutetem, in Impliziertem, das so diffus ist, dass man alles und nichts hineindeuten kann. Im Grunde eine Enttäuschung, da man das Gefühl hat, dass bei diesem Stoff mehr drin gewesen wäre.

Bewertung: 2/5**

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Bild:Things Heard & Seen (c) Netflix