Tick, tick… Boom! – Ein Musical über einen Musical-Komponisten (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 13.11.2021

Das Musical „Tick, tick… Boom!“ startet am 19. November bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Andrew Garfield.

tickTickBoom szene (c) NetflixBild: Szene aus „Tick, tick… Boom!“ (c) Netflix

Um das Drehbuch zu „Tick, tick… Boom!“ brach ein regelrechter Bieterkrieg aus. Große Studios und Streamer waren daran interessiert, Netflix hatte die tiefsten Taschen und bot wohl auch die größte Freiheit bei der Umsetzung. Inszeniert wurde das Musical von Lin-Manuel Miranda. Der Schauspieler, der u.a. in „Mary Poppins‘ Rückkehr“ dabei war, gab damit sein Regiedebüt, und er setzte auf einen Schauspieler, der keinerlei Musical-Erfahrung besaß: Andrew Garfield.

Tick, tick… Boom! – Zur Handlung

Es ist das Jahr 1990. Jonathan Larson (Andrew Garfield) wird in wenigen Tagen 30 Jahre alt. Seit acht Jahren schreibt er an seinem Musical „Superbia“, jetzt endlich gibt es eine Voraufführung vor Produzenten, die damit für den Stoff begeistert werden sollen. Für Larson fühlt sich das wie die letzte Chance an. Er fühlt sich alt, aber die Leidenschaft für das Musical brennt einfach in ihm.

All derweil hat er Beziehungsprobleme mit seiner Freundin, die Tänzerin ist, aber sich entscheiden muss, ob sie einen soliden Job annimmt, und Angst um Freunde, die sich mit HIV infiziert haben. Es diese Gemengelage, in der Larson „Tick, tick… Boom!“ schreibt und kurz davorsteht, einen der größten Broadway-Hits aller Zeiten zu verfassen.

tickTickBoom szene 002 (c) NetflixBild: Szene aus „Tick, tick… Boom!“ (c) Netflix

Tick, tick… Boom! – Eine Kritik

Dass es eine tragische Geschichte ist, die hier erzählt wird, ist von Anfang an klar. Die Basis für den Film ist Larsons Ein-Mann-Stück „Tick, tick… Boom!“, das nach seinem Tod zu einem Stück mit mehreren Personen gemacht wurde. Der Film greift nun die Elemente dieses Musicals auf und erzählt darüber hinaus Larsons Geschichte, die im Jahr 1996 tragisch endete – just an dem Abend, an dem sein größter Erfolg auf dem Broadway debütierte: „Rent“.

Andrew Garfield hatte keinerlei Musical-Erfahrung, fiel Lin-Manuel Miranda aber durch seine mit einem Tony Award ausgezeichnete Darstellung im Broadway-Stück „Angels in America“ auf. Wie sich dann herausstellte: Garfield kann singen. Aber nicht nur das: Er bietet auch eine enorme schauspielerische Bandbreite und versteht es, die emotionale Tour de Force der Hauptfigur greifbar zu machen. Die Angst, nicht Erfolg zu haben, der auch selbst verursachte Druck, etwas zu erschaffen, das Drama um sterbende Freunde – das alles wird zu einer gefühlvollen Melange und hat genau die DNS, die ein Musical benötigt.

Bis in die Nebenrollen sehr schön besetzt (ein Highlight: Bradley Whitford als Stephen Sondheim) erzählt der Film die inspirierende Geschichte eines Mannes, der seinen Traum niemals aufgab. Viele scheitern daran, Larson tat es nicht. Er revolutionierte, was Musical-Theater sein kann. Und doch endete sein Leben tragisch, just an dem Moment seines größten Triumphs, den er selbst nicht mehr miterlebte.

Fazit

Der Film setzt Jonathan Larson ein Denkmal, er ist ein tolles Musical, er ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Man kann nur spekulieren, was Larson noch alles hätte erschaffen können. Nach „Rent“ hätte er ein neuer Andrew Lloyd Webber werden können.

Bewertung: 4/5****

tickTickBoom (c) Netflix

Bild: Das Poster zu „Tick, tick… Boom!“ (c) Netflix