Tiefe Wasser – Ein Mörder? (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 19.03.2022

Der Thriller „Tiefe Wasser“ ist seit dem 18. März bei Amazon Prime Video zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Ben Affleck.

Tiefe wasser Filmszene 002 (c) Amazon StudiosBild: Filmszene aus "Tiefe Wasser" (c) Amazon Studios

Die Schriftstellerin Patricia Highsmith ist vor allem für ihren talentierten Mr. Ripley bekannt, hat aber noch einige andere faszinierende Thriller geschrieben. „Tiefe Wasser“ ist ein solcher und wurde bereits zweimal in den frühen 1980er Jahren verfilmt – einmal in Frankreich fürs Kino, einmal in Deutschland als TV-Zweiteiler. Der neue Film ist die erste amerikanische Adaption und der erste Film, den Regisseur Adrian Lyne in 20 Jahren gemacht hat.

Tiefe Wasser – Zur Handlung

Vic (Ben Affleck) und Melinda (Ana de Armas) sind verheiratet und haben eine Tochter. Er ist reich und muss nicht mehr arbeiten, sie ein Freigeist, der auch vor den Augen des eigenen Mannes mit anderen Männern herummacht. Als das wieder mal geschieht, erzählt Vic dem neuesten Beau seiner Frau, dass er einen ihrer früheren Freunde getötet hat. Die Geschichte macht schnell die Runde und die Leute fragen sich, ob das nur ein makabrer Scherz oder doch die Wahrheit ist.

Als wieder jemand in Melindas Umfeld stirbt, schrillen nicht nur bei ihr die Alarmglocken. Auch ein Freund der Familie misstraut Vic …

Tiefe wasser Filmszene (c) Amazon StudiosBild: Filmszene aus "Tiefe Wasser" (c) Amazon Studios

Tiefe Wasser – Eine Kritik

Adrian Lyne wurde als Meister des erotischen Thrillers bekannt, in seinen Filmen hat er das Konzept der Ehe aber auch immer wieder dekonstruiert. Das ist hier nicht anders, zumal Patricia Highsmiths Vorlage hier viel bietet – nämlich die ungewöhnliche Ehe eines Paares, bei dem der Mann der Frau ihre Seitensprünge zugesteht. Weil Vic eben nicht normal ist. Aber wie anormal ist er wirklich? Ben Affleck spielt den Mann mit enormer Zurückhaltung. Wenn er seine Frau beobachtet – allein oder mit einem ihrer Verehrer –, dann ist man nie sicher, was in ihm vorgeht. Er wirkt so ruhig, so gefasst, aber man das Gefühl, dass es unter der Oberfläche brodelt, dass Eifersucht und wilde Raserei hinter der kühlen Fassade verborgen sind.

Dieses zurückgenommene Spiel ist markant, und das umso mehr, weil die Szenen, in denen Vic damit kokettiert, jemanden getötet zu haben, mit reichlich schwarzem Humor unterlegt sind. Ana de Armas wiederum spielt eine Frau, die sich irgendwie aus dieser Ehe freistrampeln will, die aber genau dann ein größeres Interesse für ihren Mann entwickelt, als im Raum steht, dass er jemanden getötet hat. Die Beziehung, die hier porträtiert wird, ist faszinierend. Toxisch, ja, bis zu einem gewissen Grad pervers, aber zu einem nicht geringen Teil auch wahrhaftig.

Die Adaption des Romans ist nahe an der Vorlage, aber gerade zum Ende hin nimmt man sich Freiheiten. Das Ende von Highsmiths Roman erscheint klassischer, der Film bleibt nicht nur ambivalenter in Hinblick darauf, was Vic getan hat, sondern auch, wie Melinda darauf reagiert. Der Film bietet das deutlich fiesere, weil amoralischere Ende, bleibt im Großen und Ganzen der Vorlage aber treu – er erweitert sie nur, wo das für ein modernes Publikum sinnig erscheint.

Fazit

„Tiefe Wasser“ ist ein gelungener Thriller, der zeigt, dass Adrian Lyne kein bisschen nachgelassen hat. Der Film steht seinen manchmal etwas schmierigen und kontroversen, aber interessanten Thrillern der 1980er und 1990er Jahre in nichts nach. Affleck spielt wunderbar zurückgenommen, Ana de Armas ist der perfekte Gegenpol. Ein in seinem Humor grimmiger Film, der davon ausgeht, dass es das perfekte Verbrechen durchaus geben kann.

Bewertung: 4/5****

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tiefe-wasser PosterBild: Das Poster zu "Tiefe Wasser" (c) Amazon Studios