Transformers 5: The Last Knight Filmkritik — Suboptimal Prime

  

Es ist ein Phänomen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Jeglicher negativer Kritik zum Trotz und ohne irgendeine Art von Entwicklung schafft es die Transformers-Reihe einen Erfolg nach dem anderen zu feiern. Die Ideen werden immer stupider, während das Storytelling in der Priorität mit jedem Teil in tiefere Höllenkreise stürzt. Und keine Frage: „Transformers 5: The Last Knight“ wird wohl ebenfalls die Massen ins Kino locken; schließlich tut er es seinen Vorgängern in jeglichen Bereichen gleich.

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Wiederkäuer

Und hier sind wir also wieder. Wäre das Transformers-Franchise noch immer eine Trickserie, basierend auf einem Haufen Plastikspielzeug, dann müsste dies die fünfte Staffel sein. Die alten Hasen sind noch weitgehend dabei, neue Fankreise konnten erschlossen werden und die Ideen für Wendungen in den Ereignissen sind noch lange nicht ausgeschöpft. Wie in einer solchen TV-Show müssen die beliebtesten Charaktere erhalten bleiben — gut wie böse -, neue Feinde und Verbündete dürfen das Spielfeld betreten und die nächste Bedrohung muss entsprechend alles zuvor Gesehene übertreffen.

Und das ist unterm Strich auch schon alles, was ihr im groben Rahmen wissen müsst. Der Rest ist das berühmte Michael-Bay-Gemisch aus Explosionen, Metall, welches aufeinander prallt, kompletter Sci-Fi-Nonsens und Humor, über den man nicht streiten kann. Ich will euch an dieser und weiterer Stelle nicht spoilern (Handlung vorwegnehmen), daher halte ich demonstrativ die Luft an und mein Kopf färbt sich rot … Aber vertraut mir einfach, wenn ich euch sage, dass die neuen Ereignisse, Antagonisten und das entsprechende, auf eine Fortsetzung abzielende Finale, euch nicht unbedingt überraschen, geschweige denn vom Hocker hauen dürften.

Wie in der Trickserie, die vorhin schon als Vergleich herhalten musste, kümmert sich auch „Transformers 5“ nicht unbedingt um Kontinuität oder wenigstens einem schlüssigen Logikverlauf in eigenen Dimensionen, sondern übertrifft sich statt dessen pausenlos selbst — auf die eine oder auch andere Art, positiv wie negativ — und fokussiert sein Bemühen auf das bei Laune halten der breiten Kinomasse. Der goldene Mittelweg - nicht zu blöd, nicht zu anspruchsvoll, mit genügend Action im Kontrast zur Spielzeit und allem, was dem Fan schon seit so vielen Jahren gefällt.

Was dabei aber eben zu kurz kommt ist die Geschichte selbst, die locker in eineinhalb Stunden erzählt hätte werden können, sich aber über ganze zweieinhalb Stunden zieht und das gesamte Werk damit in den Abgrund reißt. So schön Isabela Moner auch aussieht, so heroisch wie Mark Wahlberg („Departed — Unter Feinden“, „The Fighter“, „Boogie Nights“) in die Ferne starren kann und so gnadenlos perfekt Anthony Hopkins immer noch schauspielert: „Transformers 5“ ist für das, was er inhaltlich bieten kann, viel zu lang und höchst anstrengend zu verfolgen.

Hauptsache es scheppert

Sich selbst und die eigenen Ideen immer wieder übertreffen zu müssen führt entweder zwangsweise zu einer gottgleichen Existenz oder einer Farce, die man sich selbst und allen anderen vorspielt. Es geht nicht immerzu bergauf und wer es trotzdem zu schaffen scheint, muss dafür anderen Ballast abwerfen, auf den Schädeln seiner Nächsten klettern und sein Ego in Vergessenheit geraten lassen. Der sprichwörtliche Ballast ist hier die Logik im Transformers-Universum.

Wie schon die beiden direkten Vorgänger, spuckt auch „The Last Knight“ auf jegliche Einfälle, die vor ihm im Kopf der Schöpfer zu einer Glühbirne mit Stromversorgungsproblemen geführt haben. Was nicht passt, wird passend gemacht und so widerspricht „Transformers 5“ nicht nur den Prequels, sondern auch sich selbst in unablässiger Folge. Wendungen, Entscheidungen von Charakteren, ja, ganze Szenen, sind völlig ohne Verstand und dienen nur dem Zweck, eine einzelne Idee umzusetzen, ohne sich Gedanken über das was und warum zu machen. Eine Aneinanderreihung von Fanservice, jedoch ohne Herz und ohne Seele.

Diese Kombination macht Teil 5 zu solch einer Belastung für den Verstand, führt beinahe zu einer regelrechten Anstrengung, bis zum Ende bei der Stange zu bleiben. Es passiert so viel auf einmal und doch nichts. Tausend Dinge, die Relevanz haben könnten, sich aber in Luft und schlechte Ideen auflösen. Wie zum Beispiel die Rolle von Anthony Hopkins („Das Schweigen der Lämmer“, „Westworld“, „Der Elefantenmensch“), der die beliebte Rolle der Schlüsselfigur verkörpert, die alle Antworten für den Helden parat hat.

Auf ein jüngeres Publikum ausgelegt, verkörpert Hopkins den Sir Edmund Burton in Perfektion, scheitert jedoch an den natürlich Hürden, welche die Drehbuchautoren und Michael Bay („The Rock — Fels der Entscheidung“, „Bad Boys — Harte Jungs“, „Die Insel“) seiner Figur auferlegt haben. Wie es bei allen anderen Charakteren leider ebenso der Fall ist.

Da dürfte es auch nicht unbedingt förderlich sein, dass Bay in diesem Ableger der Reihe einen Tick weniger auf Bombast und Knalleffekte setzt und die weibliche Hauptrolle nicht komplett auf ihr Äußeres beschränkt (was im übrigen durch ihre völlig überzogene und hirnlose Hintergrundgeschichte wieder wett gemacht wird). Denn was nun bleibt, ist ein einziges Stilmittel, um den geneigten Kinozuschauer zu locken: Ritter.

Beim letzten Mal waren es Dinosaurier und beim nächsten Mal? Nun, sagen wir einfach, wenn ihr euch mal im Internet umsehen wollt ... Es gibt noch sehr, sehr viele Spielzeuge zu den Transformers, die einen ungefähren Blick in die Zukunft erlauben. Was uns dort erwarten wird? Das Gleiche wie hier: ein menschlicher Held. Gute Transformers. Böse Transformers. Neue Transformers. Böser Dude/Dudette. Besiegt. Ende. Nicht schlechter und nicht besser als Teil 3 und 4 und ab dem 22. Juni eben auch wie Teil 5.

Fazit

Liebt Michael Bay, hasst ihn. Schaut seine Filme oder lasst es sein. Erwartet aber so oder so nicht, dass sich irgendetwas an diesem Franchise großartig ändern wird. Nicht so lange die Massen in die Kinos stürmen. Und lassen sie es eines Tages doch sein, wird sich ebenfalls nichts ändern, denn dann wird dieses Franchise einfach so lange auf Eis gelegt, bis wir/ihr/die wieder Bock darauf haben.

„Transformers 5“ bietet euch dieser Analogie folgend also genau das, was ihr nun schon seit Jahren gewöhnt sein dürftet. Action, Transformers im Kampf Roboter gegen Roboter und Roboter gegen Mensch und alle gegen alle. Eine platte, nur als Ausrede dienende Geschichte, viele, viele Leerläufe und, nun ja, neue Roboter. Dieses Mal eben Ritter. Und Drachen. Wem es gefällt: auf, auf, davon mit euch. Wer bisher schon kein Interesse hatte: warum solltet ihr Zeit mit den Transformers verschwenden?

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 21.06.2017