Uncharted“ Filmkritik: Eine Videospielverfilmung für … wen eigentlich?

  

von Heiner Gumprecht | 15.02.2022

Nach etlichen Jahren in der Produktionshölle und nachdem viele der Beteiligten vor wie auch hinter der Kamera ausgetauscht wurden, kommt die Videospielverfilmung „Uncharted“ jetzt tatsächlich in die Kinos. Ab dem 17. Februar 2022 könnt ihr Zeugen davon werde, wie der junge Nathan Drake, verkörpert von Spider-Man-Star Tom Holland, seine Karriere als Schatzsucher und Glücksritter begonnen hat. Doch gerade Fans der Vorlage müssen die Augen schon stark zusammenkneifen, um Ähnlichkeiten zu den Spielen zu entdecken.

Uncharted Kinofilm Filmszene 001Bild: „Uncharted“ (2022). ©Sony Pictures Entertainment

Uncharted: Zur Handlung

Der Film von Regisseur Ruben Fleischer („Zombieland“, „Gangster Squad“) erlaubt sich viele Abänderungen im Detail von Drakes Origin-Geschichte, die in den Videospielen lediglich angeschnitten wurde, hier jedoch den Kern der Handlung ausmacht. Diese Abweichungen zur Vorlage betreffen beinahe jeden Bereich, vom ersten Treffen mit Mentor und Vaterfigur Victor Sullivan (Mark Wahlberg), über das erste Abenteuer, das Drake je erlebt hat, bis hin zu den Persönlichkeiten der Figuren und ihren Beziehungen zueinander.

Statt kleinere Abenteuer zusammen mit Victor zu erleben und sich einen Ruf aufzubauen, schlägt Drake hier bereits bei seinem ersten Job in die Vollen und begibt sich direkt auf die Suche nach dem verlorenen Schatz des berühmten Entdeckers Ferdinand Magellan. Das Gold ist bereits seit 500 Jahren verschollen, doch Sullivan weiß, wie man es finden kann, braucht dafür aber die Hilfe von Drake, da er bereits mit seinem Bruder zusammengearbeitet hat und daher von den Fähigkeiten des gewitzten Diebs weiß.

Dadurch kommen die beiden aber auch dem gefährlichen Geschäftsmann Moncada (Antonio Banderas) in die Quere, der den Goldschatz als sein Geburtsrecht ansieht und keine blutige Tat scheut, das unglaubliche Vermögen in seinen Besitz zu bringen. Dafür setzt er auf skrupellose Handlanger*innen, angeführt von der Personenschützerin Braddock (Tati Gabrielle). Drake und Sullivan müssen unterdessen mit der undurchsichtigen Chloe Frazer (Sophia Taylor Ali) zusammenarbeiten, die ihren Geschäftspartnern nicht über den Weg traut.

Uncharted Kinofilm Filmszene 004Bild: „Uncharted“ (2022). ©Sony Pictures Entertainment

Uncharted: Eine Kritik

Wie schon erwähnt stellt sich bei Uncharted die Frage, um wen es sich bei der Zielgruppe eigentlich handeln soll, denn das Werk lässt Ähnlichkeiten zu seiner berühmten Vorlage in vielen Bereichen vermissen. Lediglich das Grundgerüst des Abenteuers und die gelegentlichen Actionsequenzen lassen an die Videospielreihe von Naughty Dog erinnern, in beinahe allen anderen Bereichen handelt es sich um einen x-beliebige Abenteuerfilm der Marke Indiana Jones, der kaum über Alleinstellungsmerkmale verfügt.

Um über diesen Umstand hinwegzutäuschen setzen die Schöpfer*innen dieses Werks auf hübsche Menschen, die nicht immer vollkommen bekleidet sind, tolle Tricktechnik, die Hand in Hand mit vollkommenen Schwachsinn arbeitet, und schöne aber weitgehend unbedeutende Landschaftsaufnahmen. Wirklich positiv hervorstechen tun von all diesen Dingen aber lediglich die rasanten Szenen, in denen Choreografie und Kameraarbeit meist stimmt, auch wenn wohl erwähnt werden sollte, dass man es mit der Schnitttechnik hier und dort übertrieben hat.

Diesen positiven Aspekten, also der netten Action und dem schönen CGI, stehen massenweise Logikfehler gegenüber, die schon nichts mehr mit Popcornkino zu tun haben, sondern einfach nur noch verrückt sind. Jedoch nicht im freundlich gemeinten Sinne. Manche Szenen sind sogar so spektakulär unlogisch, dass die entsprechende Stelle im Film schon wieder unfreiwillig komisch wird und wirkt. Hinzu kommen einige lose Enden in den Handlung, die nie aufgelöst werden und zum Abspann einfach unter den Tisch fallen.

Uncharted Kinofilm Filmszene 003Bild: „Uncharted“ (2022). ©Sony Pictures Entertainment

Uncharted: Ein Film für irgendwen

Einigen dieser Kritikpunkte wird zumindest durch die Wahl der Schauspieler*innen entgegengewirkt, deren Figuren zwar allesamt sowohl visuell als auch von der Persönlichkeit her nicht viel mit ihren Vorlagen gemeinsam haben, dafür aber weitgehend sympathisch sind und hervorragend verkörpert werden. Gerade Tom Holland und Mark Wahlberg liefern beide eine sehr gute Performance ab, auch wenn sie eher eine lose Interpretation der Charaktere aus den Spielen darbieten. Doch zumindest gibt es ihre Vorlagen überhaupt.

Was schließlich nicht jeder von sich behaupten kann, denn gleich zwei wichtige Akteure in der Handlung sind der „Uncharted“-Reihe vollkommen unbekannt und wurden passend dazu lieb- sowie ideenlos kreiert. Als Abziehbildchen bekannter Klischee-Bösewichte ist ihre Existenz eher zweckdienlich und die Performance ihrer Darsteller bestenfalls ausreichend. Was nicht den Darsteller*innen zuzuschreiben ist, sondern eindeutig der Ausarbeitung im Drehbuch, ein Umstand, der Zuschauer*innen aber herrlich egal sein kann, das Ergebnis bleibt nämlich das gleiche.

Es ist also mehr als deutlich, dass Fans der Videospielreihe kaum auf ihre Kosten kommen. Zwar freut man sich sicherlich, bekannte Figuren auch mal in real zu sehen, mehr Proargumente sind aber einfach nicht drin. Wirklich genießen kann man dieses Werk also nur dann, wenn einem sowohl die Vorlage als auch jegliche Logik vollkommen wo vorbeigeht. In diesem Fall dürft ihr euch zumindest auf schön anspruchslose Action mit talentierten Schauspieler*innen und einwandfreie Tricktechnik freuen.

Und so schade es auch ist, mehr gibt es über „Uncharted“ einfach nicht zu sagen. Die vielen Jahre und die vielen Verschiebungen haben dem Werk nicht gut getan, die Richtungswechsel sind mehr als zweifelhaft und Ähnlichkeiten zur Vorlage werden an allen Ecken und Enden vermisst. Doch selbst ohne den Blick auf das Original ist Fleischers Film kaum der Rede wert, denn es fehlt einfach an eigenen Ideen und dem gewissen Etwas, das diesen Film von ähnlichen Konkurrenzprodukten unterscheidet.

Fazit

„Uncharted“ ist hübsch, verfügt über höchst talentierte Darsteller*innen und die Actionsequenzen sind weitgehend gut in Szene gesetzt. Mehr Positives lässt sich aber einfach nicht über den Film sagen. Mit der originalen Videospielreihe hat diese Verfilmung kaum etwas zu tun und selbst die Figuren erinnern höchstens entfernt an ihre Paten. Die Logik kommt in der Handlung nicht nur zu kurz, sie wurde über weite Strecken sogar zum Schweigen gebracht und musste totalen Verrücktheiten Platz machen, die selbst dem größten Unfug aus den Spielen noch Konkurrenz bietet.

Bewertung: 3/5***

Tipp: Ob "Uncharted" in deinem Lieblingskino läuft, kannst du hier herausfinden.

Uncharted Kinofilm Poster DE

Bild: „Uncharted“ Filmposter (2022). ©Sony Pictures Entertainment