„Underworld 5: Blood Wars“ Filmkritik — Leergesaugt

  

Sei gewarnt, gutes Franchise und höre dir meine Geschichte an. Von einem erbarmungslosem Monster, das des Nachts um die Häuser schleicht und auf seine Beute lauert. Du weist nicht wann und du weist nicht wo, doch irgendwann schlägt es zu und schnappt sich sein Opfer im hellsten Mondschein. Es rammt die Zähne in das wehrlose Fleisch und saugt ihm bis auf den letzten Tropfen das Blut aus. Diese Gestalt aus tausend Alpträumen ist bekannt unter dem Namen … Hollywood. Versteck dich und wage es nicht zu schreien. Sonst bist du das nächste Ziel von seiner unstillbaren Gier nach Geld.

underworld 5 header DE

Never change a running system

Regisseurin Anna Foerster wandelt in dunklen Gefilden und wird von der Angst übermannt. Der Angst davor, den Produzenten zu widersprechen. Der Angst vor dem Versagen. Und eigentlich der Angst vor allem Neuem. Mit ihrer Taschenlampe bleibt sie auf bekannten Pfaden und verlässt diese zu keiner Zeit. Sie holt sich sogar noch Hilfe aus der Vergangenheit und lässt sich von den Namen und den Geschichten tragen, die längst ausgesprochen und erzählt wurden.

Underworld 5: Blood Wars“ bietet nichts Neues. Ganz im Gegenteil. Der Streifen setzt darauf, dass die Welt der Werwölfe und Vampire spannend genug ist, um sich selbst zu tragen. So finden wir uns zumindest schnell zurecht, denn in den letzten Jahren hat sich der Stand der Dinge kaum geändert. Selene (Kate Beckinsale) steht zwischen den Fronten und befindet sich mal wieder auf der Flucht. Lykaner und Untote bekämpfen sich erbittert und austauschbare Figuren stehen der Protagonistin in dieser schweren Zeit zur Seite.

Nicht zu vergessen: der Obermufti. In diesem Fall Marius (Tobias Menzies), der nach dem Blut der Heldin giert und äußerst finstere Pläne verfolgt. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Und das dürft ihr gerne wörtlich verstehen, denn alles, was auf diesem wackeligen Gerüst steht, kopiert über eineinhalb Stunden sich selbst und vorangegangene Werke. Man geht sogar noch weiter und füllt die Ritzen erbarmungslos mit Rückblenden und Flashbacks aus den ersten drei Teilen (das Spin-Of nicht mitgezählt).

Das wäre ja alles noch einigermaßen erträglich, wenn es dafür wenigstens das geben würde, wofür die meisten von euch tatsächlich Geld an der Kinokasse lassen wollen: die Action. Diese ist zwar in Hülle und Fülle vorhanden, persifliert aber ebenfalls nur das, was diese Filmreihe bereits im Vorfeld gezeigt hat und schwitzt aus jeder Pore die Austauschbarkeit. Ideenlos und unmotiviert, wenn man nett ist. Böse Zungen würden jedoch von reiner Geldmacherei sprechen. Geschichte und Präsentation haben keinen Funken eigener Ideen.

Underworld-5

Gelangweilt im Schattenreich

Es ist generell ein Wunder, dass „Underworld 5“ teilweise mit solch namhaften Darstellern wie Charles Dance und Tobias Menzies aufwarten kann. Irgendjemand muss sich das Drehbuch doch mal durchgelesen haben. Oder ist die Verzweiflung der Schauspieler bereits so groß? Spätestens beim Dreh scheint dann aber doch der Gedanke übergesprungen zu sein und sichtbar am Engagement der Akteure genagt zu haben. Die großen Namen sind deutlich unterfordert und gelangweilt, andere Nebendarsteller versuchen zwar das Beste, erreichen aber oftmals nur Mittelmaß.

Ein trauriger Fakt, der sich durch den gesamten Film zieht und überall einen fiesen Nachgeschmack hinterlässt. Würde man die Vorgänger vergessen können und den Film unabhängig davon bewerten, kommt man trotzdem nur auf ein einigermaßen akzeptables Niveau. Bild und Geschichte sind nicht sauber miteinander verwoben, sondern lediglich vorhanden. Nebeneinander existierend, ohne allzu viel miteinander zu tun haben zu wollen.

Man muss schon beide Augen zudrücken, um diesem Werk etwas abgewinnen zu können. Und da spricht nicht nur der pure Hass auf Kopien und Einfallslosigkeit aus mir heraus, sondern auch die Erkenntnis, dass der Film einfach auf zu vielen Ebenen versagt hat, um noch irgendeine Daseinsberechtigung im Kino zu haben. Dafür ist er in der Vorweihnachtszeit auch aufs Äußerste deplatziert. Man vermutet diese Art von Kunst eher auf der Resterampe im Januar/Februar, zusammen mit all den anderen Filmen, nach denen nie einer gefragt hat, die wir aber dennoch bekommen.

Wiederholung macht schlank

Und ich kann mich an diesem Punkt auch nicht genug wiederholen, da es einfach eine Frechheit ist, was hier abgeliefert wurde. Schieben wir mal alle anderen negativen Kritikpunkte zur Seite. Schauspielerische Leistung, Handlung, Action, CGI — einfach alles. Und konzentrieren uns nur auf das Wesentliche, auf den Film als verwachsenes Ganzes. Dann haben wir immer noch nichts, was diesen Titel irgendwie erstrahlen lassen könnte.

Kein Aspekt dieses Machwerks hat auch nur eine einzige eigene Idee im Leib. Alle Beteiligten scheinen sich zu jeder Minute einig gewesen zu sein, dass man einfach macht, was zuvor auch schon geklappt hat. Den stark sinkenden Erfolg seit Teil 3 mal ignorierend. Bloß kein Risiko eingehen und auf das sicherste Pferd setzen. Das mag ein verführerischer Ansatz sein, doch sollte man die Strategie vielleicht überdenken, wenn das Tier bereits in seinen letzten Atemzügen liegt.

Fazit

Es gibt nicht viel mehr zu sagen, als hier bereits erläutert wurde. Es mag klingen, als würde dieser Autor auf einem einzelnen Thema so lange rumtreten, bis nur noch Matsch übrig bleibt. Und doch ist genau dieser Ansatz das ganze Problem. „Underworld 5: Blood Wars“ hat keine eigenen Ideen, keinen Mut und bewegt sich konstant unter Mittelmaß. Für harte Fans der Reihe vielleicht Pflichtprogramm. Für bloße Fantasyfans aber nur noch spärliche Abendunterhaltung und für den gemeinen Kinogänger nicht viel mehr als Zeitverschwendung.

Das gilt für das gesamte Stück und über alle Ebenen. Austauschbare Action, erzählt durch eine Geschichte, die wir schon zigmal zu hören bekamen und stets mit Gehhilfe durch die vorangegangenen Teile. Das geht soweit, das ein anschaulicher Teil der Story aus Rückblenden besteht. Das Ende von „Underworld 5“ bleibt offen. Und schürt damit die Angst, es könne tatsächlich noch einen sechsten Teil geben.

Underworld: Blood Wars ist ab morgen, den 01.12.2016 in den Kinos zu sehen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 30.11.2016