Fedcon 2022 – Eine Nachlese

Fans-Fedcon-2022

von Peter Osteried | 08.06.2022

Zum 30. Mal trafen sich am Pfingstwochenende vom 3. bis zum 6. Juni Tausende Nerds, Geeks und Fans zur Fedcon in Bonn. Drei Tage, in denen normal ist, was ansonsten nicht geht. Leute laufen in Kostümen herum, es wird über Star Trek und Co gefachsimpelt, Autogramme und Fotos mit den Stars können gemacht werden, einige Händler sind da und die unterschiedlichsten Vorträge gibt es auch. Es ist ein rundes Paket, das Dirk Bartholomä und seine Leute Jahr für Jahr schnüren – das war in diesem Jahr nicht anders.

2022-06-04 17.37.06Bild: Fedcon 2022 (c) Bella Buczek

Mehr als nur „Star Trek“

Dabei ist die Fedcon längst keine Con mehr, die ausschließlich auf Fans von Star Trek abzielt. Es sind viele Stars des Franchise da, aber auch aus anderen Serien und Filmen geben sich bekannte Gesichter ein Stelldichein. Geboten ist dabei etwas für Alt- und Neufans. Jonathan Frakes und Brent Spiner („Star Trek: The Next Generation“) und Nana Visitor („Star Trek: Deep Space Nine“) erfreuten die Älteren, Michelle Hurd und Evan Evagora („Star Trek: Picard“) und Ian Alexander und Blu del Bario („Star Trek: Discovery“) waren Vertreter des neuen Star Trek. Doctor Who-Fans konnten sich über John Barrowman und Christopher Eccleston freuen. Dazu fanden sich auch viele „kleinere“ Stars wie Max Grodenchik, der Ferengi Rom aus „Star Trek: Deep Space Nine“ ein. Der größte Name, den die Fedcon aber diesmal aufzubieten hatte, war zweifelsohne Simon Pegg, der allerdings nur am Sonntag zugegen war, ein Panel hielt und für Fotos und Autogramme zur Verfügung stand.

Kuriose Vorträge

In drei Sälen laufen parallel Veranstaltungen. Man kann hier kuriose Vorträge darüber hören, wie man sich am Besten in Rüstungen bewegt – natürlich stilecht von Dr. Daniel Dreyer in einer Stormtrooper-Rüstung vorgetragen. Geekiger geht es kaum, aber Dreyer hat das Ganze mit viel Witz und Charme vorgetragen. Auch Vorträge zu den Sci-Fi-Kostümen oder den Frisuren in „Star Trek“ waren nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam. Cosplayer sind natürlich in rauen Mengen vorhanden und präsentieren Kostüme, die durchaus atemberaubend sind – und das nicht nur, weil man einen Mann im Slave-Leia-Kostüm aus „Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ auch nicht jeden Tag sieht. Einige der besten Kostüme konnten am Samstagabend beim Cosplay Catwalk bestaunt werden.

286034595_404617898256637_8511139220925625772_nBild: Fedcon 2022 (c) Bella Buczek

Die Panels mit den Stars

Das Hauptaugenmerk einer jeden Con sind aber natürlich die Panels der Stars. Alle zu sehen, ist aufgrund der vielen Programmpunkte nicht unbedingt leicht, je nach persönlicher Präferenz kann man sich aber natürlich Highlights herauspicken. Die Panels laufen in der Regel so ab, dass der Star ein bisschen was erzählt oder aber auch gleich die Mikros öffnen lässt, damit die Besucher Fragen stellen können. Christopher Eccleston wurde natürlich wieder einmal gefragt, ob er irgendwann den neunten Doktor wieder spielt (und das nicht nur in Audiodramen) – natürlich verneinte er, weil seine Erfahrung bei der Produktion der ersten Staffel des neuen „Doctor Who“ alles andere als rosig war.

Simon Pegg sprach in bemerkenswerter Offenheit über seine Alkoholsucht, die er drei Jahre vor den Dreharbeiten von „World’s End“ bezwungen hatte – aber dann war es für ihn schon reichlich merkwürdig, einen Betrunkenen zu spielen. Er erläuterte auch, wie sich Tom Cruise in den „Mission: Impossible“-Filmen penibel auf jeden Stunt vorbereitet und Monate dafür trainiert. Etwas, das Pegg nicht unbedingt machen wollen würde. Ihn erreichten nicht nur Fragen zu seinem Scotty (und danach, ob er schottische Schimpfwörter in den Film einfließen lassen wollte), sondern auch zur Cornetto-Trilogie, bei der seine Freunde und er sich mit Sequels nicht einfach wiederholen wollten.

fedcon 2022 simon peggBild: Fedcon 2022 (c) Bella Buczek

Das Highlight der Con

Jonathan Frakes und Brent Spiner hielten am Sonntag eine Morning Show ab – im Grunde eine Talkshow, bei der Spiner sein unglaubliches Talent dafür, Patrick Stewart zu imitieren, zeigte. Das absolute Highlight stellte aber mit gleich zwei Panels „Torchwood“-Star John Barrowman dar. Das erste am Samstag wurde als „Comedy Hour“ gehandelt – und es war verdammt witzig. Weil Barrowman, der in einem der Tardis nachempfunden Kleid auftrat (und exzellent auf High Heels läuft) einen sehr offensiven Humor hat. Er erzählte schlüpfrige Geschichten zu einem Buttplug, echauffierte sich darüber, dass ein Zuschauer ihn gerne als Shrek sehen würde, und zeigte sich als Mensch, der im Leben offenbar viel durchgemacht hat.

Seine offensiv-schrille Art, seine Homosexualität zu zelebrieren, ist entwaffnend, aber sicherlich auch Ausdruck davon, dass er diesen Weg wählte, um mit all den Vorurteilen fertig zu werden. Dabei ist er nicht nur der geborene Entertainer, der auf der Bühne auch einen Song („Ding-a-Dong“) zum Besten gab, sondern auf jemand, der sich für Minoritäten einsetzt und ihnen eine Stimme geben will. „Wir Schwulen und Lesben gehen unseren Weg schon, für uns ist es leichter, aber nun müssen wir jenen eine Stimme geben, die marginalisiert werden“, erklärte er und meinte die Transgemeinde, die innerhalb der LGBTQIA+-Gemeinde auch einen schweren Stand hat.

Schweigen bedeutet den Tod, so Barrowman. Man muss reden, man muss helfen, da Schweigen schon zu oft Menschen in den Freitod getrieben hat, da sie keinen Ausweg mehr sahen. Barrowman ist für viele eine Ikone. Einige Zuschauer dankten ihm für seine Darstellung des Captain Jack Harkness. Und Barrowman stand auch bei schwierigen Themen mit Rat zur Seite, als jemand, der trans ist fragte, was getan werden könnte, wenn die Eltern absolut gegen eine Umwandlung sind.

2022-06-04 19.36.09Bild: Fedcon 2022 (c) Bella Buczek

In Begleitung seines Mannes

Barrowmans Auftritte waren phänomenal, weil er aller Show und allen Spaßes zum Trotz etwas zu sagen hat – auch und gerade in Zeiten, in denen versucht wurde, ihn zu canceln. Er hatte jüngst Probleme, weil jemand sich meldete, er hätte sich am Set einer seiner Serien entblößt, was er als derben Spaß verstanden haben wollte. Angesichts seiner Performance bei der Fedcon kann man das auch verstehen. Nicht jeder wird auf derselben Humor-Wellenlänge wie Barrowman laufen.

Bei seinem zweiten Panel wurde er von einem Zuschauer aufgefordert, aus dem Musical „The Producers“ den Song „Springtime for Hitler“ zu singen. Da meinte er nur: „Hey, sie versuchen schon mich zu canceln, da kann ich nicht in einer Halle voller Deutscher Springtime for Hitler singen“. Er stimmte den Song dann an, ließ aber den Namen des Diktators weg.

Begleitet wurde er übrigens von seinem Mann Scott, der auf High Heels deutlich weniger elegant daher stakst. Der Architekt hätte sich wohl nie träumen lassen, dass er mit seinem Mann mal auf der Bühne enden und den Refrain von „Ding-a-Dong“ singen würde. Die große Zuneigung der beiden Männer zueinander war bei diesem Auftritt aber auch spürbar.

„Star Trek“ stand schon immer für Inklusion. Die Show war „woke“ bevor es den Begriff überhaupt gab. Viele Science-Fiction-Formate wie eben „Doctor Who“ leben auch von ihrem immensen Humanismus, der sich in der Con widerspiegelte. Hier treffen sich die unterschiedlichsten Menschen – groß, klein, dick, dürr, es ist alles vertreten. Aber Vorurteile findet man nicht, und es wird stets versucht, den behinderten Besuchern das Erlebnis dieser Con so barrierefrei wie nur möglich zu gestalten. Alles in allem eine tolle Convention, bei der es nur ein paar organisatorische Stolpersteine gab – der guten Laune tat das aber keinen Abbruch.

Bilder inkl. der Galerie: (c) Bella Buczek

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