Digitalisierung der deutschen Kinos im rasanten Tempo

Ihr kennt das ja: Man geht ins Kino, sitzt weit hinten und hört aus dem kleinen Raum hinter einem ein Ächzen und Krächzen, ein Lichtstrahl zieht über uns vorbei und das gleichmäßige leise Rattern los. Dann wissen wir, dass der Filmvorführer seine Arbeit gemacht hat und wir können im Kinosessel versinken und uns auf den Film freuen. Wann habt ihr das das letzte Mal erlebt? Schon lange her? Vielleicht liegt das daran, dass ihr so viele Filme in letzter Zeit angeschaut habt, die digital projiziert wurden und es schlichtweg den Filmvorführer so nicht mehr gibt.

Wie die Filmförderungsanstalt FFA vor drei Tagen veröffentlichte, werden die Kinosäle in Deutschland mehr und mehr digitalisiert. Bereits Ende 2011 verfügte jeder zweite deutsche Kinosaal über die digitale Technik. In Zahlen bedeutet das, dass mehr als 2.200 Kinosäle in über 1.000 Spielstätten digital Filme auf die Leinwand projizieren. Gerade im Hinblick auf die in Popularität enorm ansteigende und nicht mehr wegzudenkende 3D- Technik, mögen diese Ergebnisse wenig überraschen. Mehr als 1.300 Leinwände in Deutschland waren bereits Ende 2011 3D- tauglich. Nach Angaben der FFA, die schriftliche Befragungen deutscher Kinobetreiber auswertete, planten Ende des vergangenen Jahres die Kinobetreiber, drei Viertel ihrer Leinwände zu digitalisieren und davon knapp jede zweite mit 3D- tauglicher Technik zu versehen. Es liegt auf der Hand, dass das mit Kosten verbunden ist.

Die meiste Vorführ- Digitalisierung Ende 2011 war durch Fördermittel realisiert worden, und zwar sowohl durch Mittel der Filmförderungsanstalt als auch durch Gelder von Bund und Ländern. Nur jede fünfte Leinwand — so ergab die Auswertung der FFA Kinobetreiber Befragung- soll vorerst nicht umgerüstet werden und analog bleiben. Bei mehr als einem Viertel ist der Grund dafür natürlich die Kostenfrage.

Und in was investieren die Kinobetreiber eigentlich? Es verblüfft nicht, dass der Technikwandel die Kinobetreiber dazu veranlasst, mehr in die Kinosäle zu investieren. Betrachtet man die Investitionen der Kinobetreiber in der Zeitspanne 2003 bis 2011, dann erkennt man —wieder nach Auswertung der Daten der FFA-, dass mehr als 20% der Investitionen im Jahr 2011 getätigt worden sind. Seit 2003 gaben 67% der Kinobetreiber Geld für die Modernisierung ihrer Kinos aus, davon maßgeblich für die Modernisierungen im Kinosaal selbst, also auch für die Digitalisierung der Vorführ- und der Einbindung von 3D- tauglicher Technik. Und die Investitionen in diese Erneuerungen scheinen bei weitem nicht abgeschlossen: Die befragten Kinobetreiber gaben an, rund drei Viertel ihrer Kinos in den nächsten zwei Jahren modernisieren zu wollen.

Gerade für die kleinen Kinos dürfte die Summe an Investitionen, die sich auftut, um auf digitale Vorführtechnik und 3D aufzurüsten, ein Problem sein. Und doch werden wir bald wohl kaum noch in den Genuss analoger Kinofilme kommen. Vermutlich werden die Augenblicke, in denen ihr die ratternden Geräusche der Filmrolle hinter Euch hört immer seltener.

Redaktion: Mel

Quelle: ffa.de/index.php?page="presse_detail&news"=1014