Fantasywelten und ihre Filmsprachen

  

von Redaktion | 15.06.2022

Klingonisch, Hochvalyrisch, Sindarin oder Elbisch – diese Sprachen haben eines gemeinsam: Es sind künstliche Sprachen, die nicht in der Realität, sondern in Fantasy-Welten gesprochen werden. Trotzdem lassen sich Tausende davon faszinieren und erlernen diese kultigen Sprachen sogar.

Game of Thrones Szene 010Bild: Szene aus "Game of Thrones" (c) HBO

Filmsprachen in „Game of Thrones”

Game of Thrones, oder abgekürzt GoT, ist weltweit eine der beliebtesten Serien. Fans tauchen komplett ein in die mittelalterliche Fantasy-Welt, schmücken sich mit Kostümen sowie Merchandising-Artikeln und lernen sogar die dazugehörigen Sprachen. In den Folgen der Fantasy-Saga gibt es gleich mehrere eigens für das Filmuniversum geschaffene Kunstsprachen zu hören. Das sogenannte Hochvalyrisch wird von Daenerys aus dem Hause Targaryen gesprochen. Auch das fiktive Dothraki eines nomadisch lebenden Kriegervolks, das wie eine Mischung aus Spanisch und Arabisch klingt, dabei aber eine völlig fremde Syntax hat, wird in vielen Dialogen genutzt. Bereits in der Buchvorlage „Das Lied von Eis und Feuer“ erwähnt der Autor George R. R. Martin mehrere fiktionale Sprachen seiner erdachten Welt. Für die Fernsehfassung standen die Produzenten vor der Herausforderung, aus einigen wenigen gegebenen Vokabeln gleich mehrere Sprachen zu konstruieren und beauftragte damit den Linguisten David J. Peterson.

Hauptberuf Sprachenerfinder

Peterson hatte schon mehrfach Kunstsprachen erfunden, überwiegend für Film und Fernsehen. Die Sprachen für das GoT-Universum konstruierte er vollkommen neu, obwohl er nur einige wenige Phrasen aus der Buchvorlage von Martin hatte, auf die er aufbauen konnte. Alle Sätze seiner Sprachen, die sich auch noch in mehrere Dialekte aufteilen, sind sprachwissenschaftlich gesehen völlig korrekt. Für eingefleischte Anhänger der Kultserie ist Dothraki sogar seit 2015 als Sprachkurs samt CD erhältlich. Während Dothraki etwa 4000 Wörter umfasst, basiert Valyrisch auf etwa 3000 Wörtern. Das ist ein Umfang, der durchaus erlernbar ist und einfache Unterhaltungen ermöglicht. Die Sprachplattform Duolingo konnte weltweit 1,2 Millionen Nutzer für das Erlernen von Dothraki begeistern und auch für Hochvalyrisch gibt es Online-Sprachkurse. Das Wunschziel Sprachenerfinder ist ungewöhnlich. Für den Linguistik-Professor Peterson hat sich die Berufsorientierung in seinem Lebenslauf jedoch gelohnt, denn seine Begeisterung für die Erfindung fiktiver Sprachen konnte er in Kursen an der Eliteuniversität Berkeley mit Studenten der Linguistik teilen. Zudem stehen bereits mehrere Serienproduzenten mit Folgeaufträgen vor seiner Tür.

Picard_202_TP_2244_RT. ©2021 Viacom. All rights reserved.Bild: Szene aus Star Trek: Picard (c) Paramount/Viacom

Filmsprachen sind seit „Star Trek“ Kult

Die Idee, Fantasy-Welten durch eigene Sprachen authentischer zu gestalten, ist nicht neu. Bereits 1984 konstruierte der Sprachwissenschaftler Mark Okrand im Auftrag der Paramount Filmgesellschaft eine komplett neue Sprache für die Klingonen, eine außerirdische Spezies aus der Serie Star Trek. Bis dahin sprachen fremde Völker in Science-Fiction-Filmen meist ein Durcheinander aus verschiedenen Sprachen ohne Struktur und Grammatik. Für Star Trek verwendeten die Produzenten dagegen eine komplett strukturierte, eigene Sprache mit realistischem Hintergrund: Klingonisch. Seit den 1990er Jahren erfreut sich die klingonische Sprache mit den vielen Zungenbrechern einer großen Fangemeinde. Die Fans der Serie griffen die klingonischen Laute und Sätze begeistert auf und begannen, sie auf den Fan-Treffen aktiv zu sprechen. Heute beschäftigt sich das Klingon Language Institute (KLI) mit der Erhaltung, der Verbreitung und dem Schutz der klingonischen Sprache, deren Grundlage das von Okrand verfasste Standardwerk „The Klingon Dictionary“ ist. Klingonisch kann ebenfalls auf Duolingo erlernt werden. Online-Sprachkurse gibt es auch für die Filmsprachen Elbisch (Herr der Ringe) und Na’vi (Avatar).