Der Film „Die Hollywood-Verschwörung“ fiktionalisiert das mysteriöse Ableben des TV-Superman-Darstellers George Reeves, das im Juni 1959 ganz Amerika erschütterte. Denn in dieser Nacht starb nicht irgendein Schauspieler, sonder Superman schlechthin. Die enorme Popularität, die Reeves sich in den 50er Jahren als der heroische „Mann aus Stahl“ – nicht nur bei Kindern - erarbeitet hatte, strahlte zum Zeitpunkt seines Todes heller denn je. Regisseur Allen Coulter, der bisher u.a. bei Episoden von „Sex and the City“, „The Sopranos“ und „Rome“ Regie führte, nahm sich diese Tragödie zur Vorlage, um daraus ein packendes Drama im Film-Noir-Stil zu machen, das hinter die glamourösen Kulissen von Hollywood schaut und auch den Blick in seelische Abgründe nicht scheut. Dabei geht der Film nicht nur der Frage nach, ob Ruhm und Reichtum die Persönlichkeit beschädigen können, sondern zeichnet auch – ganz in der Tradition großer Detektiv-Movies – ein Stimmungsbild der Zeit und seiner Protagonisten.
Für die Rolle des tragischen Superman-Darstellers George Reeves wurde Ben Affleck bei den Filmfestspielen in Venedig 2006 als bester Schauspieler ausgezeichnet. Weitere Hauptrollen wurden mit so hochkarätigen Schauspielern wie dem Oscarpreisträger Adrien Brody sowie Diane Lane und Bob Hoskins besetzt.
In der Nacht des 16. Juni 1959 stirbt der TV-Superman-Darsteller George Reeves (Ben Affleck) im Schlafzimmer seines Hauses durch einen Kopfschuss. Die Umstände seines Todes sind ungeklärt: War es Selbstmord – wie Reeves Verlobte Leonore Lemmon (Robin Tunney) steif und fest behauptet? War es ein Auftragsmord? Ein Mord aus Eifersucht?
Reeves Mutter Helen Bessolo (Lois Smith) glaubt jedenfalls nicht an die Selbstmord-Version. Sie beauftragt Privatdetektiv Louis Simo (Adrien Brody), den wahren Grund für das Ableben ihres Sohnes herauszufinden. Auf den Spuren von Philip Marlowe und Sam Spade riskiert Louis Simo einen Blick hinter die glitzernde Glamour-Fassade von Hollywood und lernt da-bei nicht nur die Schattenseiten der Filmstadt kennen, sondern auch etwas über die dunklen Seiten seiner eigenen Seele…
In der Nacht des 16. Juni 1959 schießt sich der TV-Superman-Darsteller George Reeves (Ben Affleck) im Schlafzimmer seines Hauses im Benedict Canyon mit einer 9mm-Luger in den Kopf. Nackt und auf seinem Doppelbett liegend findet ihn seine Verlobte Leonore Lemmon (Robin Tunney). Diese hatte mit ein paar Freunden im unteren Stockwerk gerade eine kleine Party gefeiert und - pikanterweise, kurz bevor der Schuss gehört wurde - prophezeit, dass sich Reeves, der sich von der Party gerade zurückgezogen hatte, jetzt mit einer Pistole umbringen würde. Die erst nach längerer Zeit herbeigerufene Polizei von Los Angeles stellt ohne Um-schweife Selbstmord als Todesursache fest und stört sich nicht im geringsten an den seltsa-men Umständen oder an den mysteriösen Indizien der Tragödie.
Am nächsten Morgen löst die Schlagzeile „Superman tötet sich selbst!“ große Bestürzung und Trauer bei seinen vielen Fans in ganz Amerika aus. Auch den kleinen Evan Simo (Zach Mills) hat es schwer erwischt. Aufmunternde Tröstungsversuche seitens seines Vaters Louis Simo (Adrien Brody) zeigen jedenfalls kaum Wirkung. Privatdetektiv Louis Simo, der getrennt von seinem Sohn und seiner Frau Laurie (Molly Parker) lebt, hat aber eigentlich auch ganz andere Sorgen. Reeves’ Mutter Helen Bessolo (Lois Smith), die absolut nicht an die Selbstmord-Version glaubt, hat ihn nämlich damit beauftragt, die Wahrheit über das Ableben ihres Sohnes herauszufinden. Bei seinen Nachforschungen stößt Louis Simo schon bald auf viele Ungereimtheiten…
Einige Jahre zuvor. Der Schauspieler George Reeves (Ben Affleck), dessen bis dato größter Erfolg eine Rolle in dem Kinohit „Vom Winde verweht“ war, trifft in einem glamourösen Nachtclub am Sunset-Strip auf das Ex-Ziegfeld Follies-Showgirl Toni Mannix (Diane Lane). Die beiden fangen nach ein paar Drinks heftig miteinander zu flirten an und verbringen die Nacht zusammen. Am nächsten Morgen entdeckt Reeves zufällig, dass Toni mit Eddie Man-nix (Bob Hoskins), dem früheren Generaldirektor des Hollywood-Studios MGM, verheiratet ist. Eddie, dem man gute Kontakte zur Mafia nachsagt, ist einer der mächtigsten Männer Hol-lywoods. George, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich seinen großen Durchbruch als Filmschauspieler zu haben, will auf keinen Fall Ärger mit Eddie riskieren und eigentlich schnell wieder aus der One-Night-Stand-Nummer heraus. Doch Toni kann ihn beruhigen. Sie und Eddie würden eine offene Ehe führen, Eddie hätte selbst eine Mätresse und wäre absolut nicht eifersüchtig. George lässt sich von der etwas älteren, aber ungeheuer attraktiven und sinnlichen Toni becircen. Das ist der Beginn einer langjährigen Liebesaffäre, von der vor al-lem George anfänglich sehr profitiert. Toni kauft ihm nämlich nicht nur ein Auto, teure Uhren und ein schickes Haus am Benedict Canyon, sondern versucht auch hie und da ihren Lover in der Filmindustrie zu protegieren.
Kurze Zeit später wird George Reeves dann überraschenderweise als Superman-Darsteller in dem Low-Budget-Film „Superman and the Mole-Men“ engagiert. Er findet dies zunächst ganz lustig. Als er aber - auf Anraten seines Agenten Art Weisman (Jeffrey DeMunn) - Su-perman auch noch in einer TV-Serie spielt, wird er schnell unzufrieden. Und das nicht nur, weil er sich als Charakterdarsteller völlig unterfordert fühlt, sondern vor allem auch deshalb, weil man ihn - aufgrund des großen Erfolges der Serie - bald nur noch als Superman sieht. Besonders schmerzhaft muss er das bei der Premiere von „Verdammt in alle Ewigkeit“ erfah-ren, wo sich das Publikum über Reeves, als er zusammen mit Burt Lancaster auf der Lein-wand zu sehen ist, als „Superman“ lustig macht. Im Abspann des Films wird Reeves erst an 21. Stelle genannt. Ein schwerer Schlag für sein Ego. Liegen hier die Anfangsgründe für seinen späteren Selbstmord? Doch noch lässt sich George Reeves nicht unterkriegen. Als weitere Filmrollen ausbleiben, versucht er sein Glück in New York. Toni ist darüber alles andere als erfreut. Und sie hat auch, wie sich schnell herausstellt, für ihre Eifersucht allen Grund. In New York verliebt sich Reeves nämlich Hals über Kopf in das Society-Girl Leonore Lemmon. Zu allem Überfluss bringt Reeves sie auch noch nach Los Angeles mit – und trennt sich kurzerhand von Toni. Die verschmähte Ex-Geliebte findet das alles andere als lustig, versucht aber trotzdem immer wieder ihren abtrünnigen Lover zurück zu gewinnen. Tonis loyaler Ehemann Eddie sieht die Dinge allerdings anders. Niemand darf „seiner“ Toni ungestraft wehtun. Initiiert er etwa einen Auftragsmord? Oder tötet Toni ihren Ex-Geliebten gar aus Eifersucht?
Genau diese Fragen lassen auch Louis Simo keine Ruhe. Und mehr noch. Da er langsam aber sicher immer mehr Gefallen an seiner Rolle als Privatdetektiv findet, wird er auch immer selbstbewusster, um nicht zu sagen dreist. Ohne mit der Wimper zu zucken, legt er sich mit der mächtigen – und mächtig korrupten – Polizei von Los Angeles an, indem er sie gegen die nach Schlagzeilen gierende Sensationspresse ausspielt. Ebenso skrupellos ist er im Umgang mit Kollegen und Ex-Kollegen. Zu allem Überfluss fetzt er sich dann auch noch mit seiner Frau und entfremdet sich sogar langsam von seinem Sohn. Er schleicht sich unter einem Vorwand ins Haus der Mannix’ ein und fast gelingt es ihm sogar, die – nach dem Tode von George völlig am Boden zerstörte Toni – zu sprechen. Ein mächtig großer Fehler, wie sich bald herausstellt. Denn es dauert nicht lange, da bekommt Louis Besuch von zwei finsteren Gestalten mit locker sitzenden Fäusten und einer Eisenkette.
Immer wieder fährt Louis spät nachts zu Reeves’ Haus und lässt die verschiedenen Mord- und Selbstmord-Versionen vor seinem geistigen Auge wie einen Film ablaufen. Hat sich Reeves tatsächlich aus Lebensüberdruss und aus Frust, dass seine Karriere nicht mehr lief, selbst er-schossen? Immerhin war er schon so weit am Boden, dass ihn sein Agent in eine dubiose Zir-kus-Boxer-Nummer hineinquatschen wollte. Oder war es Toni, die sich rächen wollte, weil er ihr den Laufpass gab? Oder Eddie, der seiner Frau damit einen Gefallen tun wollte? Und wa-rum eigentlich nicht Leonore, die Louis bei einem seiner nächtlichen Ausflüge in Reeves’ Schlafzimmer überrascht? Hatte sie nicht längst die Nase voll von George Reeves, dem Hol-lywood-Verlierer? Oder ist der Schuldige ganz woanders zu suchen?
Auf seiner Reise ins schwarze Herz von Hollywood stellt Louis nach und nach fest, dass nicht nur die Traumfabrik von gefährlichen Dämonen regiert wird…
Die Vorbilder zu den Charakteren in „Die Hollywood-Verschwörung“
George Reeves kam am 5. Januar 1914 in Iowa als George Keefer Brewer zur Welt. Häufig wird jedoch der 5. April 1914 als sein Geburtsdatum angegeben – denn er wurde innerhalb von weniger als neun Monaten nach der Hochzeit seiner Eltern geboren. Sogar seine eigene Mutter Helen sagte zu Reeves, er habe am 5. April Geburtstag, und erst als Erwachsener er-fuhr er die Wahrheit. Von seinem Stiefvater wurde er dann adoptiert und bekam den Namen George Bessolo, bevor er den Künstlernamen George Reeves annahm.
George Reeves wuchs in Pasadena auf und war eine Zeitlang als Amateurboxer und Musiker tätig, bevor er am Pasadena Playhouse zum Schauspieler ausgebildet wurde, was seiner wah-ren Berufung entsprach. Sein Theaterdebüt gab er 1935 und war im Laufe der darauffolgen-den 18 Jahre in etlichen Inszenierungen auf der Bühne zu sehen. Einer seiner frühen Auftritte erregte die Aufmerksamkeit eines Talentsuchers aus Hollywood, und Ende 1938 – da hatte er schon den Künstlernamen George Reeves angenommen - ergatterte er seinen ersten Studio-vertrag samt Filmrolle: im Klassiker „Gone With the Wind“ („Vom Winde verweht“) spielte er Brent Taleton.
In den Folgejahren spielte er weitere Rollen am Theater und im Film, darunter eine Hauptrolle an der Seite von Claudette Colbert in „So Proudly We Hail!“ (1943) unter der Regie seines Mentors Mark Sandrich. Reeves kämpfte im Zweiten Weltkrieg und war zehn Jahre lang mit der Schauspielerin Ellanora Needles verheiratet. Als Reeves dann für seine berühmteste Rolle engagiert wurde, geschahen gerade große Umwälzungen in der Filmindustrie – durch das Aufkommen des neuen Massenmediums Fernsehen. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich das System der großen Filmstudios aufgrund der Konkurrenz durch das Fernse-hen zu wandeln; Verträge mit siebenjähriger Laufzeit für die Künstler wurden seltener.
1950 gab es für Reeves kaum Aussichten auf eine große Spielfilmrolle – also stimmte der Schauspieler zu, in dem einstündigen Low-Budget-Film „Superman and the Mole-Men“ die Hauptrolle als Clark Kent/Superman zu übernehmen. Kirk Alyn, der in diesen Rollen gerade für einige Episodenfilme vor der Kamera gestanden hatte, wurde für den Spielfilm unter der Regie von Lee Sholem nicht wieder engagiert. Reeves wurde - an der Seite von Phyllis Coates in der Rolle der Lois Lane – als neuer Superman ausprobiert und machte im Laufe der zwölf-tägigen Dreharbeiten einen so guten Eindruck auf den Regisseur und die Produzenten, dass ihm ein weiteres und längerfristiges Engagement als Superman angeboten wurde.
So kam es, dass Reeves 1951 - im selben Jahr, als der Generalmanager der MGM-Studios, Edgar (Eddie) Mannix, seine langjährige Geliebte Camille (Toni) Lanier heiratete – einen schlecht bezahlten, aber langfristigen Vertrag unterzeichnete, durch den er an eine neue, halb-stündige TV-Serie gebunden war: „Adventures of Superman“. Reeves war sich dessen be-wusst, dass TV-Rollen geringer geschätzt wurden als Spielfilmrollen – doch schon bald er-warb er sich den Ruhm, der ihm bei den Kinofilmen versagt geblieben war. Allerdings ging diesen Ruhm nicht mit dem Reichtum einher.
Diese TV-Serie, bei der in mehreren Episoden Sholem Regie führte, war die erste Fernseh-sendung über die Abenteuer dieses Superhelden, der in den 1930er Jahren als Comic entstan-den und schon Ende jenes Jahrzehnts zu einem internationalen Erfolg geworden war. Der „Mann aus Stahl“ war (von 1940 bis 1951) in Radiosendungen vertreten und trat in 17 Ani-mationsfilmen sowie in zwei Kinofilmen auf. Es war jedoch Reeves‘ Darstellung der Figur des Superhelden, die sich durch die Verbreitung des Fernsehens am stärksten in das kollektive Gedächtnis der Zuschauer einprägte.
Die Dreharbeiten zur Serie begannen im Juli 1951; 24 Episoden wurden produziert. Neben Reeves und Coates war auch Jack Larson als Jimmy Olsen mit von der Partie. Als Grundlage zur Vorbereitung auf die TV-Sendung wurde „Superman and the Mole-Men“ zu Thanksgi-ving 1951 in die Kinos gebracht und erfreute sich einer erfolgreichen Saison. 1952 bekam Reeves eine weitere Rolle, die seine letzte große Spielfilmproduktion werden sollte: „Verdammt in alle Ewigkeit“.
Denn nachdem die von Kellog’s gesponsorten „Adventures of Superman“ ab September 1952 über die Mattscheibe flimmerten, wurden sie augenblicklich zu Publikumserfolgen: die Sen-dung war ein fester Termin für Millionen Kinder und machte den beliebten Hauptdarsteller landesweit berühmt. Ein Jahr später war Reeves (in seiner Doppelrolle als Clark Kent und Superman) auf dem Titelblatt des TV Guide; die dazugehörige Schlagzeile lautete: „George Reeves – Mann und Superman“. Der „Mole-Men“-Spielfilm war unterteilt und als zwei weite-re Episoden der TV-Serie gesendet worden; man begann mit den Dreharbeiten zu weiteren 26 halbstündigen Episoden (wobei Coates nun von Noel Neill abgelöst wurde, die in den Kino-filmen bereits die Rolle der Lois Lane verkörpert hatte).
Der enge Terminplan der Produktion und das knapp bemessene Budget machten es erforder-lich, dass Reeves ganze fünf Episoden gleichzeitig abdrehte – und das in nur zwölf Arbeitsta-gen. Zusätzliche Drehs zu weiteren 26 Folgen fanden in den darauf folgenden Jahren in unre-gelmäßigen Abständen statt, wobei man dann auf Farbfilm umstieg. Die Gesamtzahl der Epi-soden (inklusive der „Mole-Men“ Episoden) belief sich auf 104; bei drei davon führte Reeves auch selbst Regie. In all dieser Zeit saß eine ganze Generation vor den Fernseher, um Super-mans Heldentaten wieder und wieder zu genießen – „für Wahrheit, Gerechtigkeit und Amerika“.
Reeves war vertraglich verpflichtet, auch persönlich im Superman-Kostüm aufzutreten – wo-bei dann Heerscharen von Kindern versuchten, „seine“ Unbesiegbarkeit zu testen, oft auch körperlich. In einer besonders präzisen Einschätzung der Intensität, mit der seine Superman-Darstellung die Pop-Kultur beeinflusst hatte, trat Reeves 1957 als Gast in einer weiteren äu-ßerst erfolgreichen halbstündigen TV-Show auf: „I Love Lucy“. Die Episode, in der zwei der beliebtesten Stars der frühen Fernsehjahre gemeinsam auftraten, trug – gemäß der heroischen Tradition – den Titel „Lucy and Superman“ und handelte von Little Rickys Wunsch, Super-man möge doch zu seiner Geburtstagsparty kommen.
Im November 1957 schloss Reeves die Dreharbeiten zu 26 weiteren Superman-Episoden ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Sender ABC damit begonnen, täglich eine der alten Episoden zu senden – was der Serie noch mehr neue Zuschauer bescherte und den Schauspieler in den Augen der Filmindustrie noch stärker auf die Rolle als Superman festlegte. Die letzte neue Episode wurde im April 1958 gesendet, und auch vorhergehende Episoden wurden weiterhin gezeigt – weltweit.
Als die Serie startete, hatte Reeves bereits eine Affäre mit Toni, einem ehemaligen Showgirl der Ziegfeld Follies. Ihren zukünftigen Ehemann, den Generalmanager des MGM-Filmstudios, hatte das Showgirl bereits 1936 kennen gelernt, als sie im Spielfilm „Der große Ziegfeld“ zu sehen war – und Eddies Geliebte wurde. Eddie Mannix, der ehemalige Gangster aus New Jersey, war einst in etlichen Mordfällen unter Tatverdacht geraten – und ihm wurde nachgesagt, seine Mafia-Verbindungen stets aufrechterhalten zu haben, auch lange nachdem er sich in Hollywood als „Fixer“ etabliert hatte. Diese so genannten „Fixer“ standen auf den Gehaltslisten der großen Studios und wurden engagiert, um die Probleme der Stars zu lösen – das heißt, sie vertuschten deren Verbrechen und Skandale und sorgten dafür, dass deren Ge-heimnisse gewahrt blieben, und zwar unter Einsatz aller erdenklichen Mittel zum Zweck, die Namen der Stars in unliebsamen Zusammenhängen aus der Presse heraus zu halten. Die Man-nix‘ führten eine offene und unkonventionelle Ehe, und Tonis Beziehung zu Reeves war in Hollywood ein streng gehütetes und doch offenes Geheimnis. Aus Respekt und auch aus Angst hat die Presse (die von MGM-Pressechef Howard Strickling professionell in Schach gehalten wurde) diese Affäre nie ans Tageslicht gebracht.
Toni war mindestens acht Jahre älter als Reeves; er war zwar der Prominente, doch sie war es, die für sein Haus im Benedict Canyon in den Hollywood Hills bezahlte und seinen Lebensun-terhalt finanzierte. Mitte des Jahres 1958 aber verließt Reeves sie für eine Jüngere: das New Yorker Society-Girl und Möchtegern-Starlet Leonore Lemmon. Toni war am Boden zerstört – und Eddie außer sich.
Da ihm keine Spielfilmrollen mehr angeboten wurden und weitere 26 Superman-Episoden zwar geplant, aber noch nicht in Produktion waren, zog der nun arbeitslose Reeves sogar in Betracht, sich im Showkampf zu versuchen. Lemmon, mit der er nun verlobt war, gab in sei-nem Haus Partys. Bei einer solchen Festlichkeit hielt sie sich gerade im unteren Stockwerk auf, als Reeves in den frühen Morgenstunden des 16. Juni 1959 an einer einzigen Schusswun-de starb. Er war 45 Jahre alt.
In Windeseile verbreitete sich die Nachricht, Reeves habe Selbstmord begangen; der Grund dafür sei das ewige Typecasting und/oder der Niedergang seine Schauspielkarriere gewesen. Dennoch tauchte zehn Tage später ein Bericht auf, in dem es hieß, die Polizei habe unter dem Teppich in dem Raum, wo Reeves gefunden worden war, zwei weitere Einschusslöcher ge-funden – abgefeuert aus der selben Luger-Automatikwaffe, die Reeves getötet hatte. Eine der Kugeln hatte den Boden durchstoßen und sich in die Vertäfelung des Wohnzimmers im Un-tergeschoss gebohrt; die andere Kugel wurde in einem Deckenbalken aufgespürt. Im Schlaf-zimmer fand man jedoch nur eine Patronenhülse – und auf der Waffe keinerlei Fingerabdrücke.
Lenore Lemmon gab an, Wochen zuvor einen Schuss in den Deckenbalken abgegeben zu haben um einer Freundin zu demonstrieren, wie laut der Knall eines Schusses werden könne. Die betreffende Freundin bestätigte diese Angaben und Lemmon verließ Hollywood umge-hend. Sie kehrte ihrer Traumkarriere den Rücken und zog wieder nach New York, wo sie 1990 verstarb.
Reeves‘ Mutter, Helen Bessolo, glaubte nicht daran, dass ihr Sohn Selbstmord begangen ha-ben könnte. Schon bald gab sie eigenständige Ermittlungen in Auftrag, doch eine Autopsie ergab, dass alle Umstände auf Selbstmord hinwiesen. Helen verstarb 1964.
Eddie Mannix starb 1963; seine Witwe Toni verbrachte bis zu ihrem Tode im Jahre 1983 Jahrzehnte in Luxus und Reichtum in Beverly Hills.
Fast 50 Jahre später ranken sich noch immer etliche Spekulationen um den Tod von George Reeves – weiterhin eines der ungeklärten Mysterien von Hollywood und eine der dunklen Legenden um einen talentierten Schauspieler, dessen Karriere auf so schicksalhafte Weise ein jähes Ende fand.