Die Hauptrollen in DIE SIMPSONS – DER FILM sprechen im US-Original, wie im Fernsehen auch, Dan Castellaneta, Julie Kavner, Yeardley Smith, Nancy Cartwright, Hank Azaria, Harry Shearer, Pamela Hayden, Tress MacNeille und Albert Brooks. Die Produzenten von DIE SIMPSONS – DER FILM sind der Ausführende Produzent der Serie, James L. Brooks, deren Schöpfer Matt Groening, der derzeit Verantwortliche der Show, Al Jean, sowie Mike Scully und Richard Sakai. Sakai ist der Serie seit ihren Anfangstagen verbunden und hat zwischendurch Spielfilme wie JERRY MAGUIRE („Jerry Maguire - Spiel des Lebens“. 1996) oder AS GOOD AS IT GETS („Besser geht’s nicht“, 1997) produziert bzw. als Ausführender Produzent betreut. Das Drehbuch wurde von James L. Brooks, Matt Groening, Al Jean, Ian Maxtone-Graham, George Meyer, David Mirkin, Mike Reiss, Mike Scully, Matt Selman, John Swartzwelder und Jon Vitti, allesamt Veteranen der Show, verfasst. David Silverman, bei der Serie Chef der Animationsabteilung, hat auf dem Regiestuhl Platz genommen. Auch er gehört seit Anbeginn zum „Simpsons“-Team und hat obendrein MONSTERS, INC („Die Monster AG“, 2001) co-inszeniert.
„Die Simpson“ erwachten vor 20 Jahren zum Leben, als Matt Groening gebeten wurde, ein animiertes Segment zur „The Tracy Ullman Show“ beizusteuern, die vom Fox Network ausgestrahlt wurde. Da er die Rechte zu seinen populären „Life is Hell“-Cartoons nicht aus der Hand geben wollte, kreierte er – quasi aus dem Stegreif – die Simpson-Familie. Die Halbstundenserie „Die Simpsons“ ist seit ihren Anfängen im Jahr 1988 ein Quoten- und Kritikerhit. Längst ein Phänomen der Popkultur haben die Simpsons TV-Geschichte geschrieben – und wollen nun auch noch in die Filmgeschichte eingehen. Für Groening bot sich mit DIE SIMPSONS – DER FILM die Gelegenheit, etwas zu schaffen, was die Show trotz ihrer unzähligen Auszeichnungen und ihrem ungeheueren kulturellen Einfluss nicht leisten konnte: „Wir wollten unseren treuen Fans eine lange, komplexe Simpsons-Geschichte bieten. Und wir Filmemacher erfüllten uns den Wunsch, endlich mal das Lachen des Publikums in einem vollbesetzten Kinosaal zu hören.“
Schon im Verlauf der ersten Saison trat das Studio an Groening und den co-Ausführenden Produzenten James L. Brooks heran und erkundigte sich, ob nicht auch eine Leinwandfassung des Stoffes möglich sei. Warum also, so fragen sich zig Millionen Simpson-Fans ganz zu Recht, hat es dann so lange gedauert, bis ein Spielfilm realisiert wurde? Al Jean, zurzeit für die Show verantwortlich und zugleich Produzent bzw. Autor des Films, erläutert: „Wir haben 18 Jahre gewartet, diesen Film zu drehen. Wir wollten ihn nicht nur um seiner selbst Willen realisieren, sondern auch etwas zu sagen haben. Wir haben nach einer Geschichte gesucht, die die große Leinwand braucht. DIE SIMPSONS – DER FILM besteht nicht einfach aus drei aneinandergehängten „Simpsons“-Episoden, sondern ist ein Spielfilm mit Herz. Es geht um Umstände, die eine Familie, eine Stadt auseinander brechen lassen, und darum, wie man eine solch schwierige Situation wieder beheben kann.“ „Und natürlich unterscheidet sich unser Film in Sachen Aufwand gehörig von den Fernsehepisoden,“ fügt Oscar-Gewinner James L. Brooks hinzu, auf dessen Konto Filme wie AS GOOD AS IT GETS, TERMS OF ENDEARMENT („Zeit der Zärtlichkeit“, 1983) und BROADCAST NEWS („Nachrichtenfieber - Broadcast News“, 1987) gehen und der obendrein als Autor und Produzent der „The Mary Tyler Moore Show“ bzw. „Taxi“ mit Emmys ausgezeichnet wurde.
Der Autor und Produzent von DIE SIMPSONS – DER FILM weiter: „Wir haben in unserem Film über 100 Sprechrollen und kreierten Szenen, die wir fürs Fernsehen erst gar nicht angefangen hätten zu zeichnen. Vor allem wollten wir unseren Film aber zu einem richtigen Kinoerlebnis machen, das ganz dem Geist der Serie verpflichtet blieb.“
Die Fernsehshow verfügte ursprünglich einfach nicht über ein ausreichend großes Team, um gleichzeitig an der Serie und einem Spielfilm zu arbeiten. „Wir hatten nie so viele Autoren und Zeichner unter Vertrag, dass manche von ihnen däumchendrehend herumsitzen konnten,“ sagt Matt Groening. „Im Gegensatz zu anderen Serien machen „Die Simpsons“ nie Pause. Alle arbeiteten mit Herzblut an der Show und es kam ihnen nie in den Sinn, sie wegen eines Spielfilms zu vernachlässigen.“ Im Lauf der Jahre verstärkten Brooks und die anderen Verantwortlichen das Personal, vor allem im Bereich der Autoren. „Schließlich waren wir an dem Punkt angelangt, an dem wir parallel zwei Autorenteams beschäftigten,“ erläutert der renommierte Comedy-Regisseur David Mirkin, der u.a. HEARTBREAKERS („Heartbreakers - Achtung: scharfe Kurven!“, 2001) und ROMY AND MICHELE’S HIGH SCHOOL REUNION („Romy & Michele“, 1997) in Szene setzte.
Der Produzent und Autor der Show bzw. des Films weiter: „So konnte das erste Team sich in aller Ruhe von der Show zurückziehen und am Spielfilm schreiben, während das zweite Team die Fernseharbeit übernahm. Der Qualitätsstandard blieb so auf gleich hohem Niveau.“ 2001 kam man der Entstehung eines „Simpsons“-Films einen großen Schritt näher, als die gesamte Besetzung der Show einen neuen Vertrag unterzeichnete, der vorsah, dass sie auch in einer Kinoversion ihrem jeweiligen Charakter ihre Stimme leihen könnte. Jetzt blieb nur noch das Problem, eine geeignete Idee für einen Kinofilm zu finden und diese dann in ein verfilmbares Drehbuch umzuarbeiten. Im November 2003 begann man schließlich mit der Arbeit an einem Drehbuch zu einem „Simpsons“-Film. James L. Brooks: „Vier von uns beschlossen, jetzt ernsthaft das „Simpsons“- Spielfilmprojekt anzugehen. Wir fühlten, dass die Zeit einfach reif war.“ „Uns allen drängten sich dieselben kritischen Fragen auf“, erinnert sich Mike Scully. „Würden wir eine tragfähige Story für einen Kinofilm finden? Würde die Spielfilmproduktion die Qualität der Serie beeinflussen?“
Die Produzenten legten sich für die Arbeit, die nun folgen sollte, die Messlatte extrem hoch. „Wir fingen mit dem Drehbuchschreiben an und hörten nicht auf,“ fügt Brooks hinzu. „Wir gaben uns besonders mit dem richtigen Timing Mühe und wollten, dass alle Pointen unserer Witze auch saßen. Dabei galt es, unser Tagespensum einzuhalten und nicht zu verkrampfen. Humor kann man schließlich nicht erzwingen. Aber zu keiner Zeit dachten wir ans Aufgeben.“ Langsam entwickelten sich die Ideen für die Filmgeschichte. Dabei achteten die Produzenten darauf, dass sie nicht einfach das „Simpsons“-TV-Format kopierten, sondern eine ganz eigene Story für die große Leinwand fanden, dabei aber dem (Innen-)Leben der Figuren treu blieben. Al Jean: „Der Unterschied liegt darin, dass wir hier von der großen Leinwand und 90 Minuten Spielzeit sprechen. Wir erzählen nicht eine Geschichte, sondern mehrere. Jedes Mitglied der Simpson-Familie besitzt hier eine eigene Geschichte mit komplettem Spannungsbogen – sogar das Baby. Wir wollen unser Publikum bis zum Ende emotional bei der Stange halten, was eine wirklich große Herausforderung darstellt.
DIE SIMPSONS – DER FILM musste aufwändige Szenen, große Themen und tolle Schauplätze haben.“ Diese kreativ hochgesteckten Ziele erforderten das bestmögliche Autorenteam. Also suchten sich die Produzenten jene Autoren, die schon am Anfang der Serie mit dabei waren und auch solche, die die Show verantworteten. Sie alle waren mit der Serie und ihren Figuren bestens vertraut. Zum „All-Star“-Autorenteam um Brooks, Groening, Jean und Scully gehörten bei DIE SIMPSONS – DER FILM David Mirkin, Mike Reiss, George Meyer, John Swartzwelder und Jon Vitti. Ian Maxtone-Graham und Matt Selman, zurzeit Ausführende Produzenten der Serie, stießen erst später zum Schreibteam. Während sich die Autoren stets mühten, das bestmögliche „Simpsons“-Skript zu Papier zu bringen, nahm das „All Star“-Ensemble sich bei seiner Arbeit nicht besonders ernst. „Unsere Meetings waren wahrlich nicht immer spektakulär,“ lacht Al Jean. „Wie andere „All-Star“-Mannschaften hatten auch wir unsere guten und unsere schlechten Tage.“ Trotzdem gefiel es allen Beteiligten, an dem langgehegten Filmprojekt teilhaben zu können, den Figuren, die sie kreiert hatten, nun auf der Leinwand Leben einzuhauchen.
Für die Autoren, die das Buch zu DIE SIMPSONS – DER FILM schrieben, besaß die Arbeit eine sowohl emotionale als auch kreative Komponente. Mike Reiss dazu: „Es war toll, an einem Film zu arbeiten und eine Ehre, gerade für dieses Skript ausgewählt zu werden. Auch Jon Vitti sagt: „Und noch spannender als an einem Film mitzuarbeiten, war die Tatsache, in diesem Schreibteam mitwirken zu dürfen. Es war ein Privileg, jeden Tag all diese Leute zu sehen – und ein Albtraum, mit ihnen mithalten zu müssen.“ Ergänzend dazu David Mirkin: „Es war super, wieder zusammenzuarbeiten, diese prickelnde, spezielle Energie zu spüren, die da entstand. Eine Energie, die streckenweise aber auch recht krank war, wenn ich das sagen darf.“ Die Autoren waren so in ihre Charaktere vertieft, fühlten sich so verpflichtet, einen guten Kinofilm zu machen, dass sie, zumindest zu Beginn, Schwierigkeiten mit der ersten Drehbuchfassung hatten. Brooks sagt dazu: „Wir waren so eng mit unseren „Simpsons“ verbunden, dass wir uns beim Schreiben zunächst geradezu verkrampften. Es dauerte fast ein Jahr, bis wir uns so weit entspannt hatten, dass wir ohne Druck und mit dem nötigen Spaß an unseren Film herangehen konnten.“
Letztendlich legten die Autoren den Abriss eines Spielfilmbuchs vor, den Brooks absegnete. Dann wurde dieser Entwurf grob in sieben Teile aufgegliedert, die Jean, Scully, Mirkin, Reiss, Meyer, Swartzwelder und Vitti dann auf jeweils 25 Seiten ausarbeiteten. Einen Monat später trafen sich die Männer wieder und setzten die sieben Kapitel zusammen. Das Ergebnis war eine sehr rohe erste Drehbuchversion. Es folgten über zwei Jahre von Neu- und Überarbeitungen mit dem Ergebnis, dass man weit über 100 Drehbuchfassungen geschrieben hatte. Es war ein schmerzhafter, schwieriger und sich quälend lange dahinziehender Prozess. David Mirkin: „Obwohl der Film nur so lange wie drei TVFolgen ist„ war er 100 Mal schwieriger zu schreiben. „Wir zerkauten jede Menge Bleistifte und bestellten pausenlos Pizzas, um bei der Nachtarbeit wach zu bleiben,“ fügt Groening hinzu. „Es ging immer ums Schreiben und Neuschreiben, mit Schwerpunkt Neuschreiben. Wir haben dauernd am Skript herumgebastelt, haben immer versucht, einen noch besseren Witz, eine noch bessere Szene zu erfinden.“ „Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, so lange mit dem Neuschreiben weiterzumachen, bis die Animatoren starben,“ lacht Matt Selman. „Hätten wir keinen Starttermin einzuhalten gehabt, würden wir heute noch schreiben.“
Jedermann war froh, James L. Brooks mit an Bord zu haben. Er hatte die Show während ihrer frühen Jahre betreut und später die Autoren inspiriert und beraten. Dazu James L. Brooks: „Drei Jahre lang war die Show mein Ganztagsjob, dann wurde sie mein Teilzeitjob.“ Als es darum ging, den Kinofilm auf die Beine zu stellen, kam Brooks wieder mit den Charakteren in Verbindung, die er ursprünglich mit zum Leben erweckt hatte. „Jims Partizipation am Projekt ist das große Erfolgsgeheimnis,“ sagt Mike Reiss. „Er hat das Skript so oft nachbessern lassen, dass man es fast nicht mehr zählen kann. Das ist Jims Geheimnis – er feilt so lange, bis er das perfekte Drehbuch in Händen hält.“ „Wir mussten unseren Horizont erweitern,“ fügt Mike Scully hinzu. „Wir mussten uns in den Köpfen von der 22-Minuten-Struktur der Serie lösen, das Sitcom-Erzählsystem außen vor lassen. Und genau hier kommt Jim als Regisseur vieler toller Kinofilme ins Spiel.
DIE SIMPSONS – DER FILM setzte voraus, dass wir uns vom Rhythmus der TV-„Simpsons“ trennten und Jim hat uns auf diesem Gebiet immens geholfen.“ „Jim hat härter gearbeitet als alle anderen,“ behauptet John Swartzwelder, der mehr „Simpsons“-Skripts geschrieben hat als jeder andere Autor. „Es war unglaublich, ihm dabei zuzusehen wie er diese ungewöhnlichen Dinge erfand, die wir dann in den Film einarbeiteten und ausprobierten.“ „Es war einfach eine tolle Erfahrung, mit Jim Brooks zusammenzuarbeiten,“ subsumiert Al Jean. „Menschen wie ihn gibt’s nur einmal in einer Million. Ich wünschte, es gäbe mehr.“ Zahlreiche Autoren behaupten, dass Brooks besonderen Wert auf die emotionalen Aspekte der Story gelegt hat. Dem widerspricht Brooks jedoch, der sagt, dass sich Komödie, Action und Emotionen in etwa die Waage halten. Er erklärt: „Das „Simpsons“-Franchise lebt vom Gelächter der Zuschauer. Sie müssen so viel lachen wie möglich. Den Rest erledigen dann die Schauwerte und Sets. Genau das machte die Sache mit den Emotionen schwierig. Wir legen unsere Geschichten immer vom Humoraspekt her an. Dann fügen wir erst die Emotionen hinzu. Sie halten sozusagen die Witze zusammen – und so fangen die Zuschauer an, mit den einzelnen Charakteren zu fühlen, sich für oder gegen sie zu entscheiden.“
Vor allem suchte Brooks nach dem richtigen Klang, dem richtigen Ton des Films. „Der richtige Ton ist entscheidend,“ sagt Brooks. „Man wirft alles in einen Topf. Die Geschichte, die Emotionen, die Witze – mixt die Zutaten zusammen und muss damit schließlich den richtigen Ton treffen, den Ton, der den Film trägt. Das ist überhaupt das Schwierigste beim Filmemachen.“ Den richtigen Ton zu treffen dauerte weit mehr als zwei Jahre. Es ging schließlich nicht nur ums Schreiben und Animieren. Auch Hans Zimmer, der den Soundtrack zu DIE SIMPSONS – DER FILM komponierte, steuerte viel zum exakten Ton des Werkes bei. Brooks ergänzt: „Hans hat sich sehr in das Projekt hineingekniet, auch er hat nach dem richtigen Ton gesucht. Er hat frischen Wind in die Produktion miteingebracht. Sehr hilfreich, da wir ja schon Jahre an dem Film arbeiteten.“ In einem Zimmer voller Autoren, die am bestmöglichen Skript arbeiteten und feilten, mühte sich niemand mehr als Al Jean, der die Herkulesaufgabe zu bewältigen hatte, die Show am Laufen zu halten und als Autor bzw. Produzent des Kinofilms zu fungieren. „Ich glaube, niemand sonst hätte diese beiden Funktionen bewältigt,“ schwärmt Autor Ian Maxtone-Graham. „Es ist einfach Beweis für Als unglaubliche geistige Fähigkeiten. Er konnte gleichzeitig Storyboards zu neuen Show-Episoden begutachten und uns mit neuen Ideen für den Film füttern.“ Der unermüdliche Jean - der Einzige, der bei Serie und Spielfilm den Überblick bewahrte – achtete peinlich darauf, dass es zwischen beiden Projekten in punkto Story zu keinerlei Überschneidungen kam.
Das ging sogar so weit, dass das Drehbuch zum Film geheim gehalten wurde: „Wenn aber Autoren der Serie dennoch mit Ideen an mich herantraten, die denen von DIE SIMPSONS – DER FILM ähnelten, musste ich immer abwinken. Ich sagte: ’Nein, das können wir nicht machen. Ich kann aber nicht sagen. warum... .’“ Eine Geheimniskrämerei wie sie Al Jean bei diesem Film betrieb ist selbst für Hollywoodverhältnisse selten – bei aller Angst vor der grassierenden Internet-Piraterie. Die Filmemacher schlossen das Drehbuch im Wortsinn weg und selbst nachdem der Film abgedreht war und der Startermin sich näherte, wollte man keine Details zum Buch preisgeben. Ganz einfach, um dem Publikum den Spaß am Film nicht zu verderben, die vielen Überraschungen des Plots nicht zu verraten. Dennoch enthüllte ein früher Trailer ein Geheimnis: Die Simpsons hatten Zuwachs bekommen – in Form von Homers neuem Haustier, einem Ferkel. Und dessen Beitrag zur Gemeinde stellt tonnenweise „Dünger“ dar. Die Sache mit Schweine-Exkrementen kombiniert mit Homers Ahnungslosigkeit führt in Springfield zur Katastrophe. David Mirkin dazu: „Uns gefiel die Idee, dass Homer hier das Schlimmste anstellt, was er je getan hat. Und das führt ihn mitten hinein in ein moralisches Dilemma: Soll er die Stadt sterben lassen oder sie zu retten versuchen?“ Springfield selbst spielt im Spielfilm eine Schlüsselrolle - ein weiterer großer Unterschied zur Serie. Die Filmemacher zeigen die ganze Stadt, nützen dabei die Möglichkeiten des Kinos und der großen Leinwand. Darüber hinaus stellen sie quasi jeden Bürger Springfields vor; die meisten von ihnen tauchen in der großen Mob-Szene auf, die eine Schlüsselposition des Werks einnimmt.
Eine wichtige Rolle bei den endlosen Treffen der Autoren übernahm jemand, der selbst gar nicht der schreibenden Zunft angehört: Regisseur David Silverman. Er brach mit der Tradition, dass ein Regisseur von Animationsfilmen mit den Autoren nichts zu tun hat. Er arbeitete vielmehr eng mit ihnen zusammen, besprach den Look und den Schnitt. Man diskutierte wie die Witze am besten zu visualisieren seien und wie man das „Simpsons“-Universum idealerweise auf der Leinwand zeigen könnte. Ewig wurde am Drehbuch herumgefeilt, immer wieder mussten die Schauspieler ihre Texte neu sprechen. „Es war eine grausame und ungewöhnliche Strafe für David Silverman,“ witzelt Matt Groening. 6 Silverman, seit 20 Jahren bei den „Simpsons“ mit von der Partie, arbeitete schon bei den „Simpsons“-Kurzfilmen für die „The Tracey Ullman Show“ mit, ehe er zum Regisseur aufstieg und später als Regisseur und Produzent die Serie überwachte. Der Veteran liebt die Charaktere aus tiefstem Herzen: „Ich liebe es, sie zu zeichnen, etwas Neues zu kreieren. Etwas, was lustig ist, und so noch nie gemacht wurde.“
„David ist seit langem die Seele der ’Simpsons’“, sagt Brooks. „Als er an den ’Simpsons’- Kurzfilmen für die ’The Tracey Ullman Show’ arbeitete, sprach er mit so viel Herzblut über die Figuren und was er alles geben würde, um daraus eine eigenständige Serie zu machen, dass ich mich postwendend daran machte, die Show auf die Beine zu stellen.“ Silverman war auch maßgeblich für den Look der Serie verantwortlich. Groening präzisiert: „David legte eigentlich die Charakterzüge der Figuren fest, bestimmte wie sie auszusehen und sich zu bewegen hatten. Für mich ist Zeichnen ein intuitiver Prozess – ich zeichne, was ich spüre und dabei kommt dann das Richtige heraus. Aber David weiß, dass Barts Kopf elf Zacken zieren und Marges Gesicht neun Augäpfel hoch ist – all diese Dinge.“ Die Schwierigkeit bei DIE SIMPSONS – DER FILM bestand für Silverman darin, dass er einen Stil finden musste, der sowohl der Serie entsprach als auch auf der Leinwand funktionierte. Er nutzte dazu die ganze Leinwand, das gesamte 2,35:1-Breitwandformat.
Er füllte das Bild mit Personen, ließ in jedem Winkel etwas passieren. Jedes Bild sollte Überraschungen bieten, Emotionen ansprechen, durch kräftige Konturen und Farben sowie Hintergrundaction bestechen. „Ich wollte den graphischen Look der Serie beibehalten und gleichzeitig sämtliche Spielfilmmöglichkeiten ausschöpfen,“ erklärt Silverman. Um sich inspirieren zu lassen, schaute sich Silverman Filme wie BAD DAY AT BLACK ROCK („Stadt in Angst“, 1954) und IT’S A MAD, MAD, MAD, MAD WORLD („Eine total, total verrückte Welt“, 1962) erneut an. Ersteren, weil er einer der ersten Filme war, der das Breitwandformat für ein persönliches Drama nutzte, letzteren, weil er eine turbulente Komödie ist, in der eine Menge Schauspieler mitwirken. Das Breitwandformat bot dem Regisseur zahllose Möglichkeiten, barg jedoch gleichzeitig auch eine Fülle von Schwierigkeiten. So musste er etwa die Charaktere räumlicher, voluminöser darstellen als im Fernsehen, wo sie eher klein und zweidimensional wirken.
Hätte man sie einfach übernommen, würden die Simpsons auf vielen Leinwänden aussehen wie 20 Meter große Riesen. Darüber hinaus wollte Silverman die emotionalen Szenen stellenweise auch anders gestalten. Statt wie im Fernsehen einfach auf eine Nahaufnahme zu schneiden, versuchte er im Spielfilm, auch Gefühle in der Totale darzustellen. Um die Emotionen zu betonen, setzte Silverman fürs Kino auch Farben, Schattierungen und Schlagschatten ein, die im Fernsehen undenkbar gewesen wären. Zudem hatte die Kamera hier mehr horizontale Bewegungsmöglichkeiten, was man besonders in der Skateboardsequenz, der klassischen Verfolgungsjagd und der Mob-Szene sieht. Für die letztgenannte Szene, in der die Leute aufs Haus der Simpsons zumarschieren, bewegte er sich mit der Kamera sogar in die Menge hinein. „Normalerweise hat man zuerst eine Totale der Menge und schneidet dann auf einzelne Großaufnahmen,“ erklärt Silverman. „Ich wollte aber mehr Energie, mehr Bewegung, also tauchte ich mit der Kamera förmlich in die Menschenmasse ein.“ Ein inzwischen klassisches Poster, das das gesamte „Simpsons“-Ensemble zeigt, bildete die Grundlage für diese Szene. Silverman: „Ich stellte mir einfach vor, mit der Kamera in dieses Poster hineinzurennen.“
In Sachen Animation der Figuren behielt Silverman den Stil bei, den Groening 20 Jahre zuvor etabliert hatte – sprich, die „Simpsons“ schielen nicht und sehen auch im Gegensatz zu anderen Zeichentrickserien oder -filmen nicht wirklich schräg aus. Egal ob Kino oder Fernsehen, man soll sich mit ihnen identifizieren können. Silverman dazu: „Wir bestehen darauf, dass unsere Charaktere impulsiv sind und auf Dinge reagieren. Das macht sie menschlich und trägt zum Humor bei. Wir versuchen, die Figuren immer mit typisch menschlichen Verhaltensweisen auszustatten.“
Die größte Herausforderung für Silverman stellte aber wohl der enge Zeitrahmen dar. Neun Monate dauert es, bis eine „Simpsons“-Episode fertiggestellt ist – und der Regisseur hatte nur eineinhalb Jahre Zeit, um DIE SIMPSONS – DER FILM zu realisieren (für MONSTERS, INC. gestattete man ihm luxuriöse zwei Jahre!). Um den Zeitplan einhalten zu können, teilte Silverman die Produktion in verschiedene Teams auf, die unter verschiedenen Regisseuren arbeiteten. David Silverman selbst wiederum überwachte die Arbeit dieser Regisseure. Der erste Schritt bei einem Animationsfilm ist immer das Erstellen eines Storyboards. In einzelnen Bildern werden die Schnitte, die Kameraeinstellungen und die Positionen der Figuren festgelegt. Dann entwickelten Silverman und das Team die Bewegungsabläufe für die einzelnen Figuren, fertigten Zeichnungen und Layouts an. Die wurden in der Folge animiert, damit Rückschlüsse aufs richtige Timing und Tempo gezogen werden konnten. Anschließend wurde überprüft, ob die Witze zündeten und die Pointen saßen.
Nebenbei mussten Kostüme und Sets entworfen sowie neue Figuren eingeführt werden. Zu guter Letzt galt es, alles mit ungeheuerem Feingefühl zum funktionierenden großen Ganzen zusammenzufügen. Um Zeit zu sparen, ließ Silverman von Anfang an das Storyboard abfilmen, unterschnitt es mit fertiggestellten Sequenzen und unterlegte diese mit vorläufiger Musik. So entstanden kleine Filmrollen, Sequenzen und Episoden, die schon ganz früh einen Eindruck des fertigen Films vermittelten. Die Arbeit, die Silverman und sein Team bei diesem Spielfilm geleistet haben, lassen die weltweit so geliebten „Simpsons“ in einem ganz neuen Licht erscheinen. „David ist hier über sich hinaus gewachsen,“ sagt Matt Groening. „DIE SIMPSONS – DER FILM ist eine Ehre für alle Animatoren, die an diesem Werk mitgearbeitet haben. Sie haben ihr Bestes gegeben – und das sieht man auch auf der Leinwand.“ „Der Film hat viel mehr zu bieten als die Serie“, verspricht Silverman. „Es stecken im Kinofilm so viele Details, die es im Fernsehen nicht zu sehen gab.“ Und bezüglich Matt Groenings Wunsch, den „Simpsons“-Fans im Kino ein echtes Gemeinschaftserlebnis zu bieten, meint Silverman: „Ich liebe es, im Kino 800 Leute über den selben Witz lachen zu sehen und zu hören. Seit Jahren halte ich College- Vorlesungen, wo ich meinen zahlreichen Hörern bestimmte Clips aus Filmen vorführe. Und jedes Mal freue ich mich, wenn sie an den entsprechenden Stellen gemeinsam lachen.
Das hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich das mit meinem Team auch auf der großen Leinwand zu leisten im Stande bin. Das Gemeinschaftsgefühl (der Fans) trägt einfach zum Genuss bei!“ Al Jean betont, dass der Film nicht nur den „Simpsons“-Loyalisten, den langjährigen treuen Anhängern der Serie, gefallen wird: „Vier Jahre lang haben wir uns quergelegt, um einen Kinofilm herzustellen, der nicht nur den zahllosen Fans der Show gefallen wird, sondern auch all den anderen Leuten, die noch nie eine Episode der „Simpsons“ gesehen haben. Hätte ich noch mehr Druck verspürt, wäre ich jetzt ein Diamant.“ Von dem Riesendruck, der auf den Schultern der Macher von DIE SIMPSONS – DER FILM während der Produktion lag einmal abgesehen, räsonieren abschließend - kurz vor Filmstart - zwei der Schlüsselfiguren der Dauerbrennerserie über das „Simpsons“-Phänomen.
„Vor 20 Jahren hoffte ich einfach, dass die ’Simpsons’ so erfolgreich werden würden, wie ich mir das gewünscht hatte“, sagt Matt Groening. „Ich hätte aber in meinen wildesten Träumen nicht geglaubt, dass wir im Jahr 2007 einen Film zur Serie ins Kino bringen und gleichzeitig unsere 400. Episode feiern würden. Es war wirklich ein langer, wilder Ritt!“. „Während dieser Film entstand, während seines langen, schwierigen Entstehungsprozesses, und trotz allem Druck, der dabei mit im Spiel war, fand ich immer wieder Zeit, einen Blick auf die Leinwand zu werfen und Homer zuzusehen,“ sagt James L. Brooks. „Und immer noch, nach all diesen Jahren, fühle und bewundere ich ihn. Und wenn ich ihn so sehe, überkommt mich eine riesengroße Freude und alle Mühsal ist vergessen.“