„Halo“ Serienkritik: Der holprige Start des Master Chief

  

von Heiner Gumprecht | 17.03.2022

Fans der Ego-Shooter-Spieleserie „Halo“ und alle Freunde von gepflegter Action, Science-Fiction und Szenen, in denen Leuten der Kopf weggeschossen wird, aufgepasst: Ab dem 24. März 2022 startet auf dem Video-on-Demand-Sender Sky die Live-Action-Serienadaption des gleichnamigen Hits von Publisher Microsoft, an dem bereits namhafte Studios wie Bungie, 343 Industries und Ensemble Studios mitgearbeitet haben.

Halo Staffel 1 Szene 001 ©Paramount GlobalBild: „Halo“, Staffel 1 (2022). ©Paramount Global


Wir durften uns bereits die ersten beiden Folgen des „Paramount+“-Originals anschauen und verraten euch in dieser Serienkritik, wie gut die Schöpfer Kyle Killen und Steven Kane die Vorlage umgesetzt haben, für wen sich die Serie Halo eigentlich eignet und was ihr im Groben zu erwarten habt. Und natürlich lassen wir euch auch wissen, wie gut sich Schauspieler Pablo Schreiber in der Rolle des eigentlich wortkargen Protagonisten Master Chief John-117 schlägt.

Halo: Zur Handlung

An erster Stelle sollte erwähnt werden, dass die Serie sich mehr als nur ein paar kreative Freiheiten gönnt. Bereits im Vorfeld haben die Schöpfer*innen dieses Werks verkündet, dass man in der Adaption eigene Wege gehen möchte, da sich die Handlung der Spielreihe nur bedingt für die TV-Landschaft eignen würde. Die ersten beiden Folgen machen bereits klar, dass es sich dabei nicht um leere Worte gehandelt hat, sondern eher um eine Philosophie.

Nichtsdestoweniger bleibt der grobe Handlungsrahmen bestehen. „Halo“ setzt vor den Ereignissen in dem Ego-Shooter Halo: Reach an und berichtet von einer frühen Zeit in dem Konflikt zwischen dem United Nations Space Command (UNSC) und der Covenant-Allianz, einem Zusammenschluss aus verschiedenen Alienrassen, die in der Menschheit eine blasphemische Spezies sehen, die aus dem Universum getilgt werden muss.

Abseits davon ist von der originalen Welt aber kaum noch etwas übrig geblieben. Obwohl sich die klugen Köpfe hinter dieser Vision durchaus Mühe gaben, einen hohen Wiedererkennungswert zu garantieren, und bereits in den ersten zwei Folgen allerlei Fanservice sowie Anspielungen auf die Videospielwelt eingebaut haben, wurden viele Details in der Handlung dennoch stark abgeändert, einige neue Figuren eingeführt und Persönlichkeiten von bereits etablierten Charakteren bis ins Groteske abgeändert.

Halo Staffel 1 Szene 002 ©Paramount GlobalBild: „Halo“, Staffel 1 (2022). ©Paramount Global

Halo: Eine Kritik

Und genau hier liegt auch der größte Schwachpunkt der Serie, die in Deutschland exklusiv auf dem VoD-Sender Sky zu sehen sein wird. Das Universum ist dank einer Vielzahl an Spielen sowie Büchern und gewissen Film- sowie Serienadaptionen bereits stark ausgearbeitet worden und konnte sich trotz großer Konkurrenz von ähnlichen Werken dank seiner reichhaltig konstruierten Welt und der komplexen Story durchsetzen.

Statt auf diese Stärken zu bauen, versuchen die Macher*innen hier etwas ganz Eigenes zu erzählen, haben aber in den ersten beiden Folgen mehr als nur gelegentliche Anlaufschwierigkeiten. Viele Figuren sind sowohl optisch als auch in Sachen Persönlichkeit kaum erkennbar, allen voran Hauptfigur Master Chief, der zwar tricktechnisch exzellent in Szene gesetzt wurde, mit seiner Vorlage aber kaum etwas gemeinsam hat.

Dieser Spartaner wirkt eher schwer von Begriff, redet deutlich mehr als seiner Figur zuträglich gewesen wäre und wenn er den Helm abnimmt, geht viel von seiner autoritären, beinahe schon einschüchternden Aura über Bord. Pablo Schreiber macht im Grunde keinen schlechten Job, doch wäre seine Performance bei jedem anderen, x-beliebigen Sci-Fi-Helden passender gewesen, da sie nur bedingt zu dem Helden passt, den wir aus so vielen Videospielen kennen und lieben gelernt haben.

Andere Figuren, die bereits in den Vorlagen etabliert wurden, sind ebenfalls teils sehr stark abgeändert worden, was sie zwar per se nicht zu schlecht ausgearbeiteten Charakteren macht, aber nicht wenigen Fans der Vorlage trotzdem sauer aufstoßen dürfte. Und die neu eingeführten Charaktere sind meist bestenfalls zweckdienlich, unterm Strich aber eher langweilig, teilweise sogar anstrengend.

Halo: Viel Fanservice, schwankende Qualität

Zumindest in einer Sache leistet die Serienadaption ganze Arbeit, nämlich dann, wenn es darum geht, Elemente der Vorlage mit einzubauen. Seien es die epischen Waffen des Halo-Universums, die Raumschiffe, Rüstungen oder auch die Details der Technologie die hier zum Einsatz kommt. Wenn die Kamera in die Ego-Perspektive des Chiefs wechselt, das markante Piepsen des aufgebrauchten Körperschildes ertönt oder ein Energieschwert zum Einsatz kommt, können Fanherzen aufgehen.

Bei der schwankenden Qualität der Kampfchoreografien und der Tricktechnik kann es aber auch ganz schnell wieder zugehen, denn hier bewegen sich die ersten zwei Folgen von „Halo“ zwischen unterhaltsamer, ansehnlicher Action und dem Niveau einer „Power Rangers“-Folge. Gleiches gilt für die Handlung, die im Ansatz zwar durchaus interessant ist, sich aber meist mit schrecklich klischeebeladenen und teils auch kitschigen Szenen über Wasser hält.

Letztendlich kann man nach zwei von insgesamt neun Episoden, die die erste Staffel umfassen soll, noch nicht sagen, wie gut oder schlecht die Produktion tatsächlich sein wird, der Start in das epische Abenteuer ist aber auf jeden Fall ziemlich holprig und es gibt einige Baustellen, die definitiv noch in den Griff bekommen werden müssen, damit die Serie der Vorlage auch nur annähernd gerecht werden kann.

Bewertung: 3/5***

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Bilder: „Halo“, Staffel 1 (2022). ©Paramount Global.