Saltburn – Über die Reichen und die Habenichtse (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 23.12.2023

Das Drama „Saltburn“ ist seit dem 22. Dezember bei Prime Video zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film von Emerald Fennell.

saltburn (c) Prime VideoBild: (c) Amazon Studios/MGM

Nach „Promising Young Woman“ ist „Saltburn“ der nächste Film von Emerald Fennell, die nicht nur inszeniert, sondern das Skript auch geschrieben hat. Inspiriert wurde sie von Romanen wie „Brideshead Revisited“ aber auch dem Werk von Patricia Highsmith. Es ist dennoch ein zutiefst eigenständiger Film herausgekommen, der auch als Satire funktioniert – mit einem Blick auf das Leben der Reichen.

Saltburn – Zur Handlung

Der bettelarme Student Oliver freundet sich mit Felix an, der aus reichem Hause stammt. Über die Sommerferien lädt Felix seinen Freund aufs Anwesen Saltburn ein, in dem seine Eltern residieren. Oliver wird freundlich empfangen, die Kluft zwischen Arm und Reich ist aber immer spürbar – durch Worte oder Taten, ob bedacht oder unbedacht.

Für Oliver ist dies ein Drahtseilakt. Er möchte bei den Reichen Fuß fassen, muss aber auch aufpassen, niemanden vor den Kopf zu stoßen. Kein leichtes Unterfangen, insbesondere, nachdem er mit Felix‘ Schwester herumgemacht hat …

Saltburn – Eine Kritik

Der Film ist in 4:3 gehalten und spielt im Jahr 2007 – er wirkt anachronistisch, als ob eine noch weit ältere Geschichte erzählt werden sollte. „Saltburn“ ist inspiriert von verschiedenen Romanen, insbesondere auch denen um Patricia Highsmiths berühmteste Figur Ripley – aber das ist etwas, das nur im Hintergrund lauert, das erst im Epilog wirklich spürbar wird. Bis dahin ist „Saltburn“ ein manchmal ins Theatralische abdriftender Film über die unwirkliche, vom Rest der Menschheit losgelöste Welt der adeligen Reichen. Sie schalten und walten auf eine Art, die für Oliver verheißungsvoll anmutet. Aber ob gewollt oder nicht, man lässt ihn immer spüren, dass er der Habenichts ist, der auf die Großzügigkeit anderer angewiesen ist.

saltburn (c) Prime Video 002Bild: (c) Amazon Studios/MGM

Es sind wiederkehrende kleine Sticheleien, die die Weltfremdheit der Reichen illustrieren, aber auch eine gewisse Antipathie gegen sie schüren. Immer hat man den Eindruck, dass Oliver nur das Spielzeug der Saison ist, der Bettelarme, den man sich in diesem Sommer leistet. Um sich gut zu fühlen? Großzügig zu fühlen? Oder einfach nur besser? Alles spielt da hinein, Fennell erschafft eine unwirkliche Erlebniswelt, die imposant ist. Zugleich ist praktisch allen Figuren eine enorme Leere inne. Sie sind alle nur Hüllen dessen, was ein Mensch sein könnte oder sein sollte.

Das ist durch die Bank exzellent gespielt. Barry Keoghan mag für den Part einen Tick zu alt sein, aber sein mal bewundernder, mal verletzter Blick ist enorm ausdrucksstark. Richard E. Grant und Rosamund Pike als privilegierte Adels-Eltern spielen mit herrlicher Nonchalance (Pikes Figur: „Es heißt, der Song ginge um mich, aber es geht um eine Frau, die sehr wissbegierig ist. Ich bin das Gegenteil. Ich will nichts wissen.“).

Das Ende mag ein bisschen überhastet wirken, im Sinne der Theatralik des Gebotenen passt es aber sehr gut. Keoghans nackter Tanz durchs Haus als finale Szene ist ein ziemlich schräger Rausschmeißer. Die Nacktheit machte dem irischen Schauspieler übrigens weniger Sorgen, als der Tanz und die Herausforderung, die Choreographie zu meistern.

Fazit

„Saltburn“ ist Satire, Drama und Komödie und auch ein bisschen Thriller zugleich. Ein starker Film.

Bewertung: 4/5****

saltburn (c) amazon studiosBild: (c) Amazon Studios/MGM