Die 20-jährige Berlinerin LENA (Karoline Herfurth) hält sich durch kleinere Diebstähle über Wasser. Beim nächtlichen Beutezug durch einen illegalen Club trifft sie auf die jahrhundertealte LOUISE (Nina Hoss). Die mondäne Erscheinung ist die Besitzerin des Clubs und zugleich die Anführerin eines weiblichen Vampir-Trios, dem auch die elegante CHARLOTTE (Jennifer Ulrich) und die abgedrehte NORA (Anna Fischer) angehören. Louise verliebt sich in die verwahrloste Lena und beißt sie in der ersten gemeinsamen Nacht. Fortan erfährt Lena den Fluch und Segen ihres neuen, ewigen Lebens. Sie genießt den Luxus, die Partys, die grenzenlose Freiheit, doch schon bald machen ihr der Blutdurst und die Mordlust ihrer neuen Freundinnen zu schaffen. Als sich auch noch die Berliner Polizei an die Fersen der Frauen heftet und Lena ihre Gefühle für den ermittelnden Kommissar TOM SERNER (Max Riemelt) entdeckt, geraten die Ereignisse völlig außer Kontrolle.
Mit WIR SIND DIE NACHT setzen der preisgekrönte Regisseur Dennis Gansel (NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER) und Erfolgsproduzent Christian Becker (WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER, HUI BUH – DAS SCHLOSSGESPENST, NEUES VOM WIXXER) ihre vielfach ausgezeichnete Zusammenarbeit fort: Auf den Fernsehthriller „Das Phantom“ (2000) und das Jugenddrama DIE WELLE (2007) folgt am 28. Oktober 2010 ein blutiges Großstadtabenteuer voller Leidenschaft, Lust und Spannung. Gemeinsam mit Autor Jan Berger (DIE TÜR, EINE ANDERE LIGA, FC VENUS) entwickelte Dennis Gansel die packende Geschichte einer ungewöhnlichen Vampir-Clique, die nach ihren eigenen Gesetzen lebt, feiert und mordet. Gedreht wurde von Oktober bis Dezember 2009 an faszinierenden Berliner Schauplätzen wie dem Teufelsberg, dem Plänterwald, dem Tiergartentunnel und dem Stadtbad Lichtenberg sowie in der Freizeitparkanlage Tropical Island.
Der Vampir beflügelt die Phantasie der Filmemacher wie kaum eine andere Figur aus der Literatur und der Sagenwelt. Glaubt man der Statistik, so trieben die nachtaktiven Untoten, die das Blut ihrer Opfer trinken, seit dem Jahr 1912 in mehr als 3000 Filmen ihr Unwesen. Darunter stilprägende Stummfilmklassiker, brutale Horrorstreifen, derbe Sexklamotten und blutzuckersüße Teenagerdramen. Am 28. Oktober 2010 kommt WIR SIND DIE NACHT in die Kinos. Dennis Gansels actionreiches Großstadtabenteuer über vier weibliche Vampire, die nach ihren eigenen Gesetzen in Berlin leben, feiern und sterben lassen, bringt das Beste aus vielen Epochen zusammen. Die vier Hauptfiguren repräsentieren unterschiedliche Zeitalter deutscher Geschichte, in denen sie gebissen wurden und zur Vampirin mutierten, doch auch der Film selbst ist wie eine Zeitreise: Er spielt im heutigen Berlin, in dessen moderner Partywelt und dessen sozialen Abgründen, huldigt zugleich aber auch vielen literarischen und filmischen Meisterwerken vergangener Jahrhunderte.
In ihrer verzweifelten Suche nach der richtigen Partnerin erinnert Louise, dargestellt von Nina Hoss, an die schöne Heldin einer Erzählung des irischen Schriftstellers Joseph Sheridan Le Fanu: Schon 1872 beschrieb er in „Carmilla“ eine lesbische Vampirin, die über hundert Jahre lang die Steiermark terrorisierte.Erst 15 Jahre später veröffentlichte der irische Journalist Bram Stoker seinen Erfolgsroman „Dracula“ und exportierte eine aus dem slawischen Volksglauben geborene Schreckgestalt samt ihrer ausgeprägten sexuellen Ausstrahlung in die prüde Gesellschaft des viktorianischen Englands. Bram Stokers „Dracula“ inspirierte im Jahr 1921 die damals weltweit führende deutsche Filmindustrie zu einem stilprägenden Wegbereiter für alle späteren Horrorfilme: NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS. Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilmschocker über den von Max Schreck gespielten Grafen Orlok entstand in Berlin, Wismar, Lübeck, Lauenburg, Rostock und auf Sylt, ferner in den Karpaten.
Murnau erfand für den 1922 uraufgeführten Film nicht nur eine eigene Filmsprache mit ungekannt intensiven Bildern und revolutionär vielen Schnitten (540!), er spann auch den Vampir-Mythos weiter: Dass die Nachtwandler bei Kontakt mit Sonnenlicht zu Staub zerfallen, wurde erstmals in NOSFERATU thematisiert. Fast ein Jahrhundert später hält WIR SIND DIE NACHT dramatisch und bildstark an Murnaus Idee fest. Noch im Uraufführungsjahr 1922 verklagte Bram Stokers Witwe Florence die Produzenten von NOSFERATU wegen Urheberrechtsverletzung. Die Berliner Justiz gab ihr Recht und verfügte im Juli 1925, dass sämtliches NOSFERATU-Filmmaterial inklusive aller Kopien zu vernichten sei. Glücklicherweise hatte der Film schon mit zu vielen Kopien seinen Siegeszug um die Welt angetreten, als dass die richterliche Entscheidung jemals komplett umgesetzt werden konnte. Bram Stokers Witwe verhandelte mit dem US-Filmstudio Universal über die Kinorechte an „Dracula“ und erhielt 40.000 Dollar. Tod Browning inszenierte 1931 den Film DRACULA als erste offiziell autorisierte Romanadaption.
Die Hauptrolle spielte der gebürtige Ungar Bela Lugosi, der schon 1920 in seiner damaligen Wahlheimat Berlin unter Friedrich Wilhelm Murnaus Regie den (heute verschollenen) Horrorfilm DER JANUSKOPF gedreht hatte. Fortan saugte Hollywood das Genre aus wie der Vampir seine Opfer. Auf DRACULA folgten DRACULAS TOCHTER (1936), DRACULAS SOHN (1943) oder DRACULAS HAUS (1945). Christopher Lee fletschte als neuer Dracula ab 1958 in neun Filmen die Zähne, Roman Polanskis TANZ DER VAMPIRE brachte 1967 bissigen Humor ins Genre, was spätere (deutsche) Auswüchse wie DRACULA BEISST JETZT IN OBERBAYERN (1979) nicht mal ansatzweise gelingen wollte. Francis Ford Coppola besann sich 1992 wieder auf die Werte und Ideen der Romanvorlage und drehte mit BRAM STOKERS DRACULA ein modernes, blutiges, sexgeladenes Popmärchen für die MTV-Generation. Kathryn Bigelows NEAR DARK – DIE NACHT HAT IHREN PREIS (1987), Robert Rodriguez’ FROM DUSK TILL DAWN (1996), Stephen Norringtons BLADE (1998) und John Carpenters VAMPIRES (1998) zeigten die Vampire noch einmal in ihrer ganzen Härte und Brutalität, doch Stück für Stück verkamen die einst gefürchteten Blutsauger zu familientauglichen Zahnfeen, die Kinder (DER KLEINE VAMPIR), Teenager („Buffy – Im Bann der Dämonen“) oder Musicalgänger („Tanz der Vampire“) unterhalten sollten. Gezähmt wurden die Vampire nicht zuletzt durch Schriftstellerinnen, denen Herzblut wichtiger ist als Blutorgien und die Herzschmerz mehr abgewinnen können als einem Holzpflock im Herzen.
Durch ihren Roman „Interview mit einem Vampir“, 1994 von Neil Jordan verfilmt, leistete Anne Rice wertvolle Vorarbeit, doch mit Stephenie Meyers „Twilight“-Romanen erreichte die Vampir-Verniedlichung ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Mormonin und dreifache Mutter aus Arizona schuf einen prüden Vampirkosmos, in dem Sex und Gewalt nicht geduldet werden. Während Dracula 1897 alle Moralisten schockte, die im Roman verfemte Sexualpraktiken wie den Cunnilingus zu erkennen glaubten, zelebrieren seine Urenkel im übernächsten Jahrhundert freiwillig die Enthaltsamkeit. WIR SIND DIE NACHT ist anders: Die Berliner Vampirinnen lieben den Blutrausch, den Kaufrausch, die Ekstase und die schnelle Befriedigung. „Wir fressen, saufen, koksen und vögeln so viel wir wollen und werden weder fett, schwanger noch süchtig“, bringt es Vampirin Nora, gespielt von Anna Fischer, auf den Punkt. Die Hauptstadt ist ihr Revier, die Nacht ist ihr Schutzschild, das Blut ihrer Opfer ist ihr Lebenselixier. Genau so, wie es die Pioniere des Genres vorgesehen hatten. Tradition verpflichtet – auch wenn sie manchmal ins Verderben führt. Wie auch in WIR SIND DIE NACHT...
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