Die Mumie Filmkritik — Alt und verstaubt

  

Dieser Anleser ist totaler Mist. Er dient eigentlich dazu, euer Interesse an Alex Kurtzmans Fantasy-Abenteuer zu wecken und soll eure Bereitschaft herauskitzeln, den Artikel komplett zu lesen. Aber leider ist er nun einmal … Mist. Woran das liegt, werde ich euch gleich verraten, zuvor solltet ihr aber wissen, dass dieser Film, der Tom Cruise als Hauptcharakter vor sich herhält wie eine Galeone seine Figur, diesem Absatz durchaus gerecht wird. Oder eben andersrum.

Mumie

Ich war nur einmal krank ...

Diese Kritik ist eine Premiere der traurigen Art, denn unter solchen Umständen habe ich noch nie einen Text verfasst und ich bin ja nun auch schon einige Jahre im Geschäft. Nichtsdestoweniger ist mein Kopf eine bleierne Fessel, die von meinem Körper lieb- und lustlos umhergetragen wird und ihre Gedanken lediglich wie zähflüssige Masse preisgibt. Immer wieder stark erhöhte Temperatur, Kopf-, Gliederschmerzen, Kreislaufabstürze … das volle Programm eben.

Und wie ihr wisst, sofern man den holden Bewahrerinnen des XX-Chromosoms Glauben schenken darf, liege ich damit im Sterben, also verzeiht, wenn meine Wortakrobatik heute nicht nur zu wünschen übrig lässt sondern sich bei euch auch just in diesem Moment der Gedanke herauskristallisiert: Worauf will der Pappenheimer eigentlich hinaus? Keine Sorge, diese Brücke werde ich gleich unmotiviert und mit einem Hustenanfall beantworten.

Um neun Uhr am frühen Vormittag habe ich mich gegen meinen Willen aus dem Bett gewürgt und bin irgendwie (einige Abschnitte der Reise fehlen leider) bei der Pressevorstellung von „Die Mumie“ gelandet. Nicht aufschreien, was ich habe ist nicht ansteckend und ich habe meine Körperfunktionen dank einer Unzahl an Tabletten halbwegs im Griff gehabt. Belästigt schien sich niemand zu fühlen.

Die große Frage war jedoch: was bekomme ich mit meinem dicken Kopf von diesem Werk überhaupt mit und wie sehr bin ich danach qualifiziert, meine professionelle Meinung mit der Welt zu teilen? Was, wenn in meinen Erinnerungen keine Details zum Film auftauchen, sondern nur der rote, brennende Kreis der Leere? Abermals umsonst gesorgt, denn die Produzenten dieses Reboots haben es mir dankbarerweise einfach gemacht und einen so anspruchslosen cineastischen Ausflug generiert, dass das Gehirn auch auf absoluter Sparflamme mithalten konnte.

I´m cruisin in sunshine, ohooo

Einen Schritt zurück. „Die Mumie“ von 2017 überhaupt als Reboot zu bezeichnen ist eine unerhörte Frechheit. Wenn dieser Film eine Neuauflage des 1999er Hits mit Brendan Fraser sein soll, dann war besagter Titel zu seiner Zeit auch ein Reboot aller Mumien-Filme, die vor einigen Jahrzehnten noch das Kino überschwemmt haben. Abgesehen von der Grundidee ist letztendlich nichts hängen geblieben und leider läuft auch kein schlanker Mann, mit Toilettenpapier umwickelnd umher und stöhnt sich die Seele aus dem Leib.

Stattdessen gibt es das, was in der Moderne unabdingbar geworden ist und fast in jedem Fantasyfilm der heutigen Tage eingesetzt wird: eine bildschöne, untote Magierin mit einer Mordswut im Bauch. Ich nehme mal an, dass fällt dann auch unter die Sparte „Gleichberechtigung“, auch wenn man mit solchen Entscheidungen nichts und niemanden „gleich“ berechtigt und der Wille, das schreiende, quäkende und nie zufriedene Publikum — auch als breite Masse der Kinogänger bekannt — zu besänftigen, meist zu Abzügen in der Filmqualität führt.

Hier liegt der Kern aber woanders und wird von der unglücklichen Sofia Boutella und ihrer eindimensionalen Rolle lediglich negativ unterstützt. Unglücklich, weil die gute Dame durchaus mit ihrem Spiel für Entzücken sorgen kann, aber ihre Rolle einfach nichts hergibt. Da freut man sich doch über Protagonist Tom Cruise, der gar nicht erst versucht, irgendwem in der großen, weiten Welt etwas vorzugaukeln, sondern einfach mal wieder seine Paraderolle spielt, die wir schon aus unzähligen anderen Titeln kennen.

Der gesamte Aufbau, neben diesen wirklich enttäuschenden Rollen, die wie ein nasses Taschentuch im Regen wirken — durchsichtig, schnell zerrissen und irgendwie traurig anzusehen -, hat nur ein Ziel vor Augen, das gleiche Ziel wie DC mit ihrem Extended Universe, welches mit „Wonder Woman“ kommende Woche eine Fortsetzung erhält. Man möchte sich ein eigenes Filmuniversum der Marke Marvel aufbauen. In diesem Fall zwar mit Monstern aus der klassischen Literatur, aber gleichsam wie mit dem Dampfhammer auf ein viel zu dünnes Holzbrett geschlagen.

Die Story geht runter ins Loooooch

Dieser Versuch ist so verzweifelt und so durchschaubar — und das nicht nur wegen Russel Crowes Rolle als Dr. Jekyll -, dass mir im Kino fast meine Krankheit entfallen wäre, weil ich so geschockt davon war, wie lustlos dieser Film als Auftakt dient, jedoch hinter der schönen Fassade nicht mehr ist, als eine Gelddruckmaschine. Billig zusammengeschustert (natürlich billig im qualitativen Sinne, nicht vom Budget her, oh, nein) und lediglich als Gedanke für die Reihe zu sehen, nicht jedoch als eigenständiger Film mit entsprechender Daseinsberechtigung.

Ich könnte mich jetzt über allerlei Dinge aufregen, euch am Ende ein/zwei Happen hinwerfen, die in diesem Werk durchaus in Ordnung waren und am Ende folgt `ne Wertung, die euch nur dann etwas bedeutet, wenn euch dieser Text gefallen hat. Aber bis dahin wäre mein Kreislauf wieder weg, die Tabletten würden aufhören zu wirken und bevor ihr beim Fazit angekommen seid verfällt der Schreibstil wahrscheinlich in eine Aneinanderreihung von mehreren Buchstaben, die in diesem besagten Moment meinem müden Haupt als Schlafplatz dienen.

Am Ergebnis würde das aber nichts ändern. „Die Mumie“ von Regisseur Alex Kurtzmann ist faul geschrieben, voller Logiklöcher, uninspirierten Schauspielern und einem Plot, den ich morgens, mit einer Tasse Kaffee in der rechten Hand, das Klo runterspülen würde. Auf kurze Sicht unterhaltsam, zumindest hier und dort, sicherlich keine Belastung für den Denkapparrat und im besten Fall Popcornkino.

So, nun wird es Zeit für mich, zurück auf die Couch zu fallen, mich zuzudecken, einen heißen Tee in mein Innerstes einzuladen und mich auf Netflix mit einem Marathon der Schlümpfe zu berieseln.

Fazit

„Die Mumie“, „Die alte Ägypten-Hexe, „Tom Cruise und die Suche nach einem Spiegel, in welchem er sich bewundern kann“. Nennt diesen Film wie ihr wollt, bekommen tut ihr so oder so den gleichen Rotz. Ein mit viel Budget und namhaften Schauspielern aufgeblasenes Konstrukt, welches sich mit einer schönen Fassade präsentiert und bei der kleinsten Beobachtung in sich zusammenfällt. Lustlos, ideenlos und lediglich ein Wegbereiter für noch folgende Teile dieser neuen Reihe, die sich da „Monsterverse“ schimpft. Wenn jemand, der gestern noch 39 Grad Fieber hatte, sich nicht einfach nur berieseln lassen kann, dann dürfte euch das auch schwer fallen, oder?

Die Mumie startet heute, am 08.06.2017 in den deutschen Kinos.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 08.06.2017