„Daddy´s Home 2“ Filmkritik 

  

Wisst ihr, wie diese jährlichen Familienkomödien zusammengeschustert werden? Es ist immer das gleiche Prinzip. Ein Muster aus sich bewährt gemachten Einzelstücken, leichten Abänderungen von Gags, wie sie seit Jahrzehnten schon zig Male zu sehen waren. Das wackelige Konstrukt meist durch nicht mehr als ein/zwei namhafte Schauspieler getragen. Der Rest ist die Hoffnungen, dass die Chemie zwischen den Darstellern soweit stimmt, dass dies allein die austauschbaren Faktoren vergessen wie verzeihen lässt.

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Mehr Väter, mehr Probleme!

Im Fall von „Daddy´s Home“ hat der Schuss ins sprichwörtliche Blaue sein Ziel im soliden Rahmen treffen können. Was eine Fortsetzung von jeher faktisch unabwendbar gemacht hat. Da die Funken, welche zwischen Will Ferrell und Mark Wahlberg übergesprungen sind, jedoch keinen ganzen Stadtteil versorgen können, muss der Kreis der involvierten Spaßmacher aus dem Hause Situationskomik vergrößert werden.

Mit Fokus auf die neue Komödie von Sean Anders („Der Chaos-Dad“, „Kill The Boss 2“, „Daddy´s Home“) konnte das nur eine Sache bedeuten, schließlich ist der US-amerikanische Regisseur nicht unbedingt dafür bekannt, sich die größten Ideen und Kniffe aus dem Ärmel zu ziehen. Sondern eher dafür, Altbewährtes aufzublasen, bis es platzt wie ein Frosch; eine unangenehme Metapher für eine unangenehme Art Filme zu machen.

Die Rede ist natürlich von den Vätern der Väter, die die gezeigten Persönlichkeiten ihrer Söhne noch einmal in maximierter Form zum Besten geben. Quasi die nicht verwässerten Originale, deren Abziehbildchen von Nachwuchs lediglich die Spitze des Eisberges darstellen. So darf der in Ungnade gefallene Mel Gibson dem Publikum geben, was es sowieso schon erwartet hat und gibt in „Daddy´s Home 2“ den unsympathischen aber dennoch äußerst beliebten Dad von Dusty Mayron, aka. Mark Wahlberg.

Und John Lithgow („Dexter“, „Interstellar“, „The Crown“) macht, was er eben am Besten kann und verkörpert ein ums andere Mal die Art von Person, die sonst niemand auf solch hohem Niveau verkörpern könnte. Schlichtweg, weil die meisten wirklich talentierten Schauspieler keinerlei Interesse für die Rolle aufbringen würden. So ist der Papa von Will Ferrell/Brad Whitaker die Personifizierung des verweichlichten Mannes, wie Hollywood glaubt, dass ihn sich US-Amerika vorstellt.

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Chemischer Sprengstoff

Was in jeglicher Hinsicht eine Maximierung dessen sein müsste, was wir bereits in „Daddy´s Home“ zu sehen bekommen haben, ist unterm Strich dann jedoch recht bodenständig, fast schon vorsichtig. Sean Anders geht abermals keine Risiken ein, bleibt zum Erstaunen meiner einer zusätzlich oft weit unter dem, was seine Figuren und die Situationen an Blödeleien, Ulk und Slapstick hätten aufbringen können.

Stattdessen steht der Fokus deutlich stärker auf die Gefühle der Figuren, auf ihrem Wachstum innerhalb dieser verqueren Situationen. Fast schon, als wollte der Regisseur die Betrachtungsweise von Mitgefühl und Nächstenliebe des Zuschauers manipulieren, statt auf Gedeih und Verderb in jeder Minute lustig zu sein. Ein fataler Fehler, der leider nicht zum anscheinend gewünschten Erfolg, sondern zu einer unterdurchschnittlichen Darbietung geführt hat.

Der eingeschlagene Weg die Fortsetzung zu erzählen, macht sie im gleichen Atemzug weniger lustig als ihren Vorgänger, während zusätzlich die Vorkommnisse unnötig und uninspiriert in die Länge gezogen werden. Zwischen den Gags haben wir einfach nur ein paar wirklich traurige Gestalten von halbwegs gescheiterten Vätern, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Während die Schläge auf den Lachmuskel äquivalent lasch ausfallen. Humor der Marke „Sketch Up“ trifft auf maßlose Übertreibung, bleibt gleichsam jedoch handzahm.

Erst zum Ende hin findet „Daddy´s Home 2“ seine Mitte und versteht sich besser darauf, seine Figuren auf solche Weise kollidieren und kooperieren zu lassen, dass diese wirklich unterhaltende, lustige Situation erschaffen. In den letzten Momenten gelingt es Anders zudem, den geneigten Zuschauer solider zu überraschen und sich mehr auf die Stärken der unweigerlich komisch wirkenden Gesamtsituation seiner Geschichte zu verlassen.

Mel gibt’s ihm

Dadurch, dass erst zum Ende hin wirkliche Harmonie im gestempelten Chaos herrscht, ist es die erste Stunde äußerst schwer analysieren zu können, wie gut sich die einzelnen Schauspieler in diesem Werk wirklich machen. Teilweise bleiben sie weit hinter dem zurück, was ihnen deutlich möglich gewesen wäre - auf der anderen Seite kann ich bei niemandem behaupten, dass er sich die Seele aus dem Leib gespielt hätte.

Selbst wenn der Aspekt wegfallen würde, dass jeder einzelne der cineastisch Anwesenden nicht mit dem Problem belastet gewesen wäre, dass seine/ihre Figur ein mit Klischee gesprenkelter Witz von einer echten Persönlichkeit ist, gibt es noch immer keine Ansatzstellen um das hier Gezeigte wirklich als gelungene Arbeitsdarbietung bezeichnen zu können. Lauwarm bis befriedigend sind hier wohl die ersten beiden Wörter, die mir im Zusammenhang mit dem Dargebotenen durch den Kopf gegangen sind.

Das Ganze wäre der Erwähnung in einem solchen Werk natürlich nicht wert, wenn wenigstens der Rest stimmen würde. Doch durch die detailliertere Betrachtung der Anwesenden, die hier stärker als stilistisches Mittel genutzt wird als es noch in Teil 1 der Fall war, bleibt es nicht aus, dass die unterforderten wie teils gelangweilten Schauspieler stärker ins Gewicht fallen und beim Fall der drohenden Filmreihe Mittäter sind.

So ist „Daddys Home 2“ nicht unbedingt viel schlechter als sein Vorgänger, jedoch um einiges langweiliger. Und das trotz Verstärkung an der Front der Leistungsträger. Alles in allem eine typische Komödie dieser Art, schaffen es hier doch nur selten Filmreihen, sich zu steigern oder wenigstens das angepeilte Niveau zu halten. Und so ist es auch hier der Fall, dass die Gewürze, die Teil 1 zu seinem finanziellen Erfolg verholfen haben, beim zweiten Aufguss beinahe schon verflogen sind.

Fazit

Die direkte Fortsetzung zum Plagiat eines Plagiates. Hundertfach gesehen und nur durch den regelmäßigen Austausch der Hauptdarsteller noch nicht als maskierter Eheschwindler in cineastischer Metapher verhaftet worden. „Daddy´s Home 2“ hat nun zusätzlich Mel Gibson und John Lithgow, macht sich aus diesem Umstand jedoch recht wenig und lässt beide leider nur im schwach beleuchteten Raum ein wenig mit ihrer Mimik spielen.

Die Geschichte dehnt sich im zweiten Teil deutlich uninspiriert in die Länge, während sich Drehbuchautor und Regisseur für cleverer halten als sie wirklich sind. Wendungen aus der Krabbelkiste, sowie Lacher aus der Dose. Spaß, den man sich geben kann und es im richtigen Moment, in der richtigen Stimmung vielleicht nicht einmal bereut. Doch das halbwegs anständige Finale macht die erste Stunde Langeweile nicht wieder wett.

„Daddy´s Home 2“ ist ab dem 07. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 06.12.2017