Filmkritik zu: Die Bestimmung - Insurgent

  

Es gibt Filme, die machen es einem nicht leicht, nachdem man sie gesehen hat zu ihnen eine Kritik zu schreiben. „Die Bestimmung — Insurgent“ ist so ein Film. In vorliegenden Fall liegt es nicht daran, dass der Film sonderlich schlecht wäre. Würde es so sein, wäre es eine vom Hass befeuerte Freude in die Tasten zu hauen. Sonderlich gut ist „Die Bestimmung“ allerdings auch nicht. Der Film ist unterm Strich ein seelenloses Produkt — und das macht sich in vielen, kleinen Details immer deutlicher bemerkbar.

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Erlöse und von dem Bösen

Fairnesshalber muss man allerdings beachten, dass das Problem nicht beim Film anfängt, sondern schon in der Romanvorlage aus der Feder von Veronica Roth liegt. Ihre Buchreihe für Jugendliche und sehr junge Erwachsene richtet sich an eben jene und bedient ein sehr beliebtes Feld. Die Gesellschaft ist ein ungerechte, etwas stimmt in ihr nicht und das führt, früher oder später zum Konflikt. „Die Tribute von Panem“ wählt dazu einen sehr fesselnden Weg, hat einen starken Cast, geht aber durchgehend mit dem Vorschlaghammer vor. Sonderlich subtil ist anders. „The Maze Runner“ gibt sich dann schon etwas metaphysischer. Es scheint nur noch Jugendliche zu geben, zunächst nur Jungen, die in einem Labyrinth eingesperrt sind und so gar nicht zu wissen scheinen warum dem so ist.

Die Suche nach dem Grund ihrer Gefangenschaft setzt Dinge in Bewegung, die ihr Überleben auf das Spiel setzen und die selbst erfundene Gesellschaft der jungen Männer ins Wanken bringt. Gemeinsam ist natürlich die Konzentration auf einen zentralen Hauptcharakter mit einem Erlöseraspekt. „Der Goldene Kompass“, als Film, sowie als erster Roman einer Trilogie mit sehr ähnlich gelagerter Thematik um Rebellion gegen Gesellschaft aus heranwachsender Sicht, löste diesen Aspekt sehr subtil auf, genau wie er den Aufstand gegen Systeme recht subtil probte, aber „Die Bestimmung — Insurgent“ macht es sich so einfach, dass man sich ernsthaft fragen muss, warum das Team um Regisseur Robert Schwentke (R.E.D., R.I.P.D.) mit Brian Duffield, Akiva Goldsman (Illuminati, Lone Survivor, Winter's Tale) und Mark Bomback (Total Recall (Das furchtbare Remake), Planet der Affen: Revolution) ganze drei Autoren umfasst. Denn selbst wenn sie versucht haben aus dem Jugendroman einen kohärenten Film zu schaffen, dann ist es bei dem Versuch geblieben. Tatsächlich verbleibt nach 2 Stunden „Die Bestimmung — Insurgent“ unterm Strich allein die Frage: Was zaubern sie denn in den nächsten Jahren aus dem Hut um diese Geschichte weiter zu erzählen? Hätte man die ersten beiden Filme auf einen zusammengestaucht, würde die Begeisterung vermutlich deutlich höher liegen.

Geh in Frieden

Im Gegensatz zum letzten Teil der „Hunger Games“ muss man „Die Bestimmung — Insurgent“ zu Gute halten, dass der Film abgeschlossen ist und nicht mit einem dramatischen Cliffhänger und einem offenen Ende aufwartet. Statt dessen wird dem Zuschauer aber gar kein Anfang geboten. Der Film setzt unvermittelt dort ein, wo der letzte begonnen hat. Ganz so, also hätte man gestern erst „Die Bestimmung — Divergent“ gesehen.Für die meisten Zuschauer bedeutet das aber: Hoffen, dass man sich noch an genug Details um die von einer Mauer umgebene Kastengesellschaft erinnert. Zum Beispiel, dass diese in Fraktionen unterteilt ist, in die jeder und jede eingeordnet wird auf Grund seiner charakterlichen und psychischen Eigenschaften. Diese Kasten erfüllen Kernaufgaben und jeder hat seinen Platz. Außer die „Divergent“ und die „Fraktionslosen“. Erste können alles und stellen einen unmittelbare Bedrohung für die bestehende Gesellschaft dar. Letztere sind am System gescheitert und existieren am Rande der scheinbar existenten Harmonie. Scheinbar existenten, der mit der war es ja im ersten Teil vorbei. Aber hier soll nicht gespoilert werden, vielleicht muss ja irgendwer noch den ersten Teil sehen um den zweiten zu verstehen. Soviel sein allerdings gesagt: Hauptcharakter Tris Prior (Shailene Woodley) ist natürlich eine der „Divergent“ und seit dem abrupten Ableben ihrer Mutter (Ashley Judd) und ihres Vaters mit wenigen Mitgliedern ihrer Fraktion, den kämpferischen „Dauntless“ und ihrem Bruder Caleb (Ansel Elgort) auf der Flucht.

Der Hintergrund des Films dreht sich dabei um eine mysteriöse Box, die eine Botschaft der mythischen Gründer der bestehenden Gesellschaft zu enthalten scheint. Die Antagonistin und Anführerin der „Erudite“ Fraktion Jeanine (Kate Winslet) weiß, dass nur ein „Divergent“ diese Box öffnen kann, schnell kommt raus, es muss sogar ein ganz besonderer sein. Schwer fällt es nicht zu erraten, wer das wohl sein mag. Sicher nicht Tris, denn auf die wird andauernd geschossen. Zumindest immer dann, wenn sie nicht grade weglaufen muss. Da helfen auch obskure Plotdevices nicht, die dem Zuschauer ohne viel Gedanken an den Kopf geworfen werden. Bei einem Angriff werden neben Tris diverse Unschuldige mit besonderen Kugeln beschossen. Diese töten niemanden (bis auf einen, oder wurde da sinnloser Weise noch scharf geschossen), verankern sich aber im Körper der Getroffenen. Diese können dadurch völlig wahllos kontrolliert werden. Mehr als von der nächstbesten Klippe zu fallen ist damit allerdings auch nicht drin. Und Divergent scheinen immun. Ein gewaltsamer Tod spielt übrigens im gesamten Film, bis auf einen Ausnahme (die im ersten Teil stattfindet) überhaupt keine Rolle. Tris wirft jemanden aus dem Zug unter den den Zug und dieser jemand stellt sich kurz darauf als ein Mitglied potentieller Verbündeter heraus? Macht nicht, passiert. Caleb erschlägt in der selben Sequenz jemanden mit einem Bleirohr? Auch kein Problem. Four (Theo James), Tris Lover und Ausbilder außer Dienst liquidiert Gefangene im Gebäude allerhöchster Rechtsinstanz? Auch nicht so wild.

Dieses „Naja, weiter geht's“ zieht sich leider sehr konsequent an vielen Stellen durch den Film und schafft so immer wieder Szenen, die mit Stirnrunzeln betrachtet werden. Caleb verlässt die Gruppe? Weiter geht’s. Kurz drüber reden, aber nicht draus lernen.

Fazit

Dabei fährt der Film einen recht beeindruckenden Cast auf. Kate Winslet, Naomi Watts, Miles Teller und Octavia Spencer in Nebenrollen haben Talent und die notwendige Größe. Aber der Film lässt niemandem Raum. Besonders schlimm erwischt es aber Shailene Woodley. Im ersten Teil schien sie noch die nötige, emotionale Bandbreite zu haben. Die Szene, wie sie ihre Mutter beweint war wirklich berührend, in „Die Bestimmung — Insurgent“ aber kommt sie rüber wie ein zweites Ersatzrad. Schwentke und sein Team werfen sie völlig verzweifelt in Szene um Szene um einen emotionale Verbindung zum Publikum aufzubauen und lassen damit Woodley und Tris immer hölzerner und dümmlich aussehen. So rasselt dann Szene in Szene und alles in allem wirkt „Die Bestimmung — Insurgent“ dadurch eher wie ein Sammlung von schnellen Clips als wie ein Film mit Zusammenhang. „Insurgent“ ist einer dieser filmischen Fehltritte, die einem Zuschauer über den kompletten Verlauf erzählen will, was auf der Leinwand stattfindet, anstatt es einfach zu zeigen.

Bewertung: 2 von möglichen 5 Sternen

Filmkritik von Julius, 18.03.2015

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