Filmkritik zu Poltergeist (Remake)

  

Es gibt gute und es gibt schlechte Gründe, die Filmstudios dazu bringen ein Remake eines kommerziell erfolgreichen Films mit Kultstatus in die Wege zu leiten. „Poltergeist“ gehört nun zu den Remakes, die irgendwie weder noch mit sich bringen. Vielleicht hatte das von, hinter und um Gil Kenan (Monster House, City of Ember) und Drehbuchautor David Lindsay-Abaire (Die fantastische Welt von Oz, Hüter des Lichts) einfach das Gefühl, dass es ja irgendwer machen muss. Immerhin stehen bereits die Remakes von „Freitag der 13.“ und „Nightmare on Elmstreet“ in den Produktionsstartlöchern.

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Aluhüte oder Kruzifixe?

Allerdings genau diesen Mangeln an künstlerischer Motivation ist „Poltergeist“ mehr als nur deutlich anzumerken. Zwar gibt es im Laufe des telekinetischen Besuchs aus der Anderswelt die ein oder andere gute Performance und sogar einen guten Ansatz auf genau die technophoben Ängste, die das Original antrieben, aber ansonsten mangelt es schlichtweg an Kreativität. „Dann machen wir das halt“, lud noch nie dazu ein sonderlich mitreißend auf ein Publikum zu wirken.

Zusätzlich erschwert wird die mangelnde Arbeitsleistung auf Seiten der Mitwirkenden hinter den Kulissen, wenn zwar auf „moderne“ Technik wie 3D gesetzt und damit geworben wird, diese allerdings in nicht einer Situation des Films sinnvoll eingesetzt wird. Wenn dazu dann noch extrem viel Angst vor einer Altersbeschränkung nach und nach zu latenter Dummheit und Albernheit in „Polterfeist“ führt, dann scheinen die Ängste der Bowens auf Tobe Hoopers originalem „Poltergeist“ sich bewahrheitet zu und das Fernsehen einen Teil der Bevölkerung tatsächlich verdummt zu haben.

In der Neuauflage nun ist die Angst vor Technologie und Fernsehen nun keine mehr, die auf dem einfach Niveau der 80er funktioniert. Technik ist überall und diese fundamentale Idee wird, zugegebenermaßen, auch im Remake von „Poltergeist“ konsequent umgesetzt. Denn wie die in den frühen 80er Jahren verbreitete Angst zu viel Fernsehen könnte tatsächlich zum Untergang der nächsten Generation führen, ist es heutzutage die Angst vor elektromagnetischen Schwingungen, den Auswirkungen von WLAN und anderer Anwendungen von Microchips und Elektronik. Diese sind nun im Leben der neuen Bowens überall. Wenn sich die Kamera also auf die hinter dem neuen Heim der Bowens stehende Spannungsmasten konzentriert, dann geschieht dies als Statement. Schade ist allerdings, dass genau diese eigentlich wichtigen Einstellungen irgendwie völlig außer der Reihe wirken und ihr betonender Effekt verpufft.

Ebenfalls klug ist der Ansatz im Remake von „Poltergeist“ eine Antwort auf die Frage zu liefern, warum die Bowens denn nicht einfach das offensichtlich verfluchte Haus verlassen. Hier haben sie einfach keine Wahl, denn wenn klar ist, was vor sich geht und einer der ihren sich bereits in den Klauen der übernatürlichen Mitbewohner befindet, ist es längst zu spät weitere Schlüsse zu ziehen und den taktischen Rückzug in ein Motelzimmer anzustreben. Es hilft nur noch die zerworfene Familie zu kitten und zum Rettungsmodus umzuschalten.

Familienangelegenheiten

Das Thema einer zerrütteten Familie, die auf zusammenfinden um einen der ihren zu retten war im Original ein weiteres wichtiges Element. Dies kommt auch im Remake von „Poltergeist“ überzeugend an, besonders dank der authentisch wirkenden Performance von Sam Rockwell als Eric Bowen und Rosemarie DeWitt als Amy Bowen gepaart mit guter Darbietung durch Kyle Catlett als Griffin, Kennedi Clements als Madison und Saxon Sharbino als Kendra.

Leider jedoch wirkt keines dieser tragenden Elemente in irgendeiner weise sonderlich neu oder frisch. Je dümmlicher und gelangweilter der Film sich über seine Laufzeit entwickelt, desto weniger kann auch die Leistung der Schauspieler über den Mangel an Begeisterung hinter den Kulissen hinwegtäuschen und desto weniger findet eine Bindung mit den neuen Bowens statt. Irgendwann ist der Aufbau aus dem ersten Akt vergessen und man hofft nur noch auf ein baldiges Ende.

Jener erste Akt ist auch wirklich der einzige Teil des Films, dem etwas Willen zur Unterhaltung anzumerken ist. In diesem werden wichtige Grundlagen gelegt, die aber einfach irgendwann lustlos liegen gelassen werden. Eric Bowen hat hier gerade seinen Job bei John Deere verloren und die Bowens sahen sich gezwungen umzuziehen. Die älteste Tochter Kendra ist davon wenig begeistert, Amy hat keine Zeit sich um den Zusammenhalt ihrer Familie zu kümmern, da sie einen neuen Job anfangen musste um irgendwie die Finanzen zum Unterhalt zusammenzukratzen. Griffin hört andauernd komische Geräusche und ängstigt sich vor Spukgestalten, die unter seinem Bett lauern. Madison schließlich ist ein etwas absonderliches und einzigartiges Mädchen, das mit ihren „imaginären“ Freunden etwas zu oft spielt. Noch bevor die Umzugskartons wirklich ausgepackt sind entwickelt sich alles von schlimm zu schlimmer. Störende Geräusche in Smartphones sind nur der Anfang und wenn wirklich die Hölle losbricht richtet sich „Poltergeist“ kurz zu seiner (noch immer geringen) Größe auf, um schnell wieder in sich zusammenzusacken.

Fazit

Vielleicht ist es die Repetition von ausschließlich bekannten Themen, die in „Poltergeist“ als „Trümpfe“ ausgespielt werden. Vielleicht bin ich auch nur zynisch geworden. Vielleicht sind es gute Grusel wie „It Follows“ oder intelligenter Schrecken wie in „Der Babadook“ die mich anspruchsvoll haben werden lassen in diesem Jahr. Wer unbedingt „Poltergeist“ sehen will, dem sei angeraten dies in 2D zu tun, denn 3D hilft dem Film in keinster Weise weiter und wird nicht einmal effektvoll eingesetzt.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.*

Filmkritik von Julius, 29.05.2015