Awake – Wenigstens keine Schlaftablette (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 09.06.2021

Der SF-Film „Awake“ ist seit heute bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Gina Rodriguez.

awake netflix Film szene 01Bild: Szene aus dem Netflix-Film "Awake" (c) Netflix

„Awake“ ist ein High-Concept-Film. Die lassen sich in der Regel in einem Satz zusammenfassen. Hier etwa: Was passiert, wenn niemand mehr schlafen kann? Eine interessante Idee, da nach zwei Tagen ohne Schlaf Menschen agieren, als wären sie betrunken. Je länger die Schlaflosigkeit anhält, desto fataler die Konsequenzen: Halluzinationen, Paranoia, Organversagen. Bei „Awake“ geht es also um nicht weniger als das Überleben der Menschheit.

Awake – Zur Handlung

Jill (Gina Rodriguez) ist mit ihren Kindern Noah und Matilda unterwegs, als die Elektronik des Autos ausfällt. Es kommt zum Unfall, der Wagen wird in einen See geschleudert und die drei überleben gerade mal so. Wie sich herausstellt, ist weltweit alle Elektronik ausgefallen. Was aber noch fataler ist: Schon in der ersten Nacht zeigt sich, dass niemand mehr schlafen kann.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Matilda. Die Ex-Soldatin Jill hadert nun damit, ob sie ihre Tochter in eine Forschungseinrichtung bringen soll, in der bereits eine Frau untersucht wird, die schlafen kann. Sie beide könnten der Schlüssel zum Überleben der Menschheit sein.

awake netflix Film szene 02Bild: Szene aus dem Netflix-Film "Awake" (c) Netflix

Awake – Eine Kritik

Das Problem bei High-Concept-Filmen ist häufig, dass das Konzept nicht gänzlich durchdacht ist. Das gilt auch für „Awake“, der ein echtes Problem damit hat, die Dringlichkeit des zeitlichen Ablaufs glaubhaft zu machen, aber auch an den Symptomen scheitert. Während Jill und ihr Sohn Noah die längste Zeit keine Symptome zeigen bzw. diese unheimlich sanft ausfallen (man kann sich Zahlenreihen schlecht merken), verfällt die Welt um sie herum in Wahnsinn. Besonders irritierend. Schon am ersten Tag nach der Schlaflosigkeit sind die braven Gläubigen in der Kirche bereit, Matilda als Blutopfer darzubringen. Einer bietet sich als Pontius Pilatus an, ganz so, als würde Matilda als Jesus-Ersatz für alle sterben und dann wird wieder alles normal. Könnte schon passieren, aber nicht nach nur einem All-Nighter. Da ist noch keiner irre wie eine Scheißhausratte, wie man so schön sagt. Überhaupt ist erstaunlich, wie schnell man darauf kommt, dass es eine weltweite Schlaflosigkeit ist, aber das lassen wir mal dahingestellt.

Ein paar Tage später treffen Jill und ihre Kinder am Straßenrand dann auf so etwas wie marodierende Kannibalen. Zumindest erscheinen die irren Angreifer so. Auch das eine Episode in diesem Film, die nicht so ganz fruchten will. Weil der logische Zusammenhalt fehlt. Das Drehbuch richtet sich das Stadium der Auswirkungen des Schlafentzugs immer so, wie das gerade nötig ist. Kohärenz sieht allerdings anders aus.

Am stärksten sind der Anfang und das Ende, der Mittelteil ist rasant, aber nur selten sinnig. Das heißt, dass man sich nicht langweilt, nur im Ganzen zerfällt der Film am Ende eben. Immerhin ist er in seinem Finale konsequent. Die Erklärung für das Wunder weckt Reminiszenzen an „Quiet Earth“, einen weit besseren Film, und das Happyge am Happy End ist dennoch, dass für die meisten Leute das Licht ausgeht.

Fazit

Die Geschichte ist hanebüchen, die Umsetzung aber zumindest unterhaltsam, zumal Gina Rodriguez als besorgte Mutter, die aber in ihrem Handeln sehr fähig ist, sehr zu gefallen weiß. Überhaupt ist der Film durch die Bank gut besetzt. Die Prämisse ist letztlich aber interessanter als die Umsetzung.


Bewertung: 3/5***

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Bild: Das Filmposter zum Netflix-Film "Awake" (c) Netflix