Filmkritik zu "Herz aus Stahl"

  

Wenn unterschiedliche Ansätze in der Erzählung im gleichen Genre aufeinandertreffen, kann das einen sehr erfrischenden Mix ergeben. Auf der anderen Seite kann ein solcher Mix aber auch zu Lasten beider Wege gehen. In seinem neuen Streifen „Herz aus Stahl“ (Originaltitel „Fury“) versucht Regisseur David Ayer („Sabotage“, „End of Watch“) sowohl das Drama um echte Männer in Zeiten des Krieges im altmodischen Stile von „Das dreckige Dutzend“ mit dem modernen Blickwinkel auf Krieg und den Verlust der Menschlichkeit von Filmen wie „Der Soldat James Ryan“ zu kombinieren.

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Blut und Explosionen

David Ayers neustes Werk „Herz aus Stahl“ muss sich direkt zu Beginn des Films einen Vergleich gefallen lassen, der dem Film sicherlich nicht gut tut. Aber der vorhersehbar und kalkuliert gewesen sein dürfte. Brad Pitt spielt in „Herz aus Stahl“ ein genauso markigen wie narbigen Veteran, der es als seine Mission — und die seiner Männer — ansieht möglichst viele Nazis tu töten. Schon in der erste Sequenz des Films, in der Sgt. Don "Wardaddy" Collier (Brad Pitt) auf einem scheinbar menschenleeren Schlachtfeld einen SS-Offizier tötet, lässt direkt einen Hauch von Quentin Tarantino's „Inglourious Basterds“ aufkommen. Aber eben nur einen Hauch. Wo „Inglourious Basterds“ ironisch und eben Tarantino ist, ist „Herz aus Stahl“ gradlinig und weitestgehend humorlos. An sich kein verkehrter Ansatz etwas so grausames wie Krieg ohne filmischen Humor darzustellen, sondern als das, was er eben ist: blutig und grausam, mit Charakteren, die eben gar keine Wahl mehr haben als weiter zu machen. Leider scheint sich David Ayer allerdings mehr Zeit dafür genommen haben, den Schlachtsequenzen das nötige Etwas zu verleihen, als sich auf die Handlung und die darin liegenden Charaktere zu konzentrieren. Was dabei entsteht ist ein technisch wirklich beeindruckendes, aber letztendlich blutleeres Drama. Blutleer im Sinne von blass bezieht sich in „Herz aus Stahl“ übrigens wirklich nur auf die Handlung. Auf der Leinwand fließt dafür das Blut literweise, gemischt mit angerissenen Körperteilen und Gesichtshälften.

Männerfreundschaft im Panzer

„Herz aus Stahl“ spielt in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges. Die alliierten Truppen sind schon weit ins deutsche Territorium eingedrungen und steuern langsam aber sicher auf Berlin zu. Das Naziregime aber mobilisiert auf den letzten Metern alle Kräfte, schreckt nicht davor zurück Kinder auf das Schlachtfeld zu schicken und geht gnadenlos auch gegen die eigene Bevölkerung vor. In mitten dieser grausamen, nichts desto trotz bekannten Szenerie, steht Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) als Kommandant eines Sherman Panzers mit 5 Mann Besatzung. Noch vor Beginn des Films hat das schlachterprobte Team ein Mitglied verloren und dies soll durch den jungen Grünschnabel Norman Ellison (Logan Lermann) ersetzt werden. Der bubihafte Feingeist hat bisher seinen Dienst als Sekretär hinter einem Schreibtisch verbracht, nie eine Waffe abgefeuert und einen Kampf nicht einmal von weitem gesehen. Die Crew das Panzers „Fury“ ist erwartungsgemäß wenig davon angetan jemandem an Bord zu haben, der den kommenden Schwierigkeiten gewachsen zu sein scheint und dieser Eindruck wird schnell dadurch bestätigt, wenn durch Ellisons Zögern der Tot eines Panzerkommandanten aus dem Zug den Filmhelden verursacht wird. Allerdings sind die restlichen Mitfahrer im Panzer auch ein wirklich besonderes Trüppchen. Neben „Wardaddy“ besteht die Einheit aus dem schwer religiösen Schützen „Bible“ (Shia LeBeouf), dem hispanischen Fahrer Gordo (Michael Peña) und dem latent psychopathischen Mechaniker „Coon-Ass“ (Jon Berenthal). In diese illustre Versammlung scheint Norman Ellison nicht wirklich gut zu passen. Er wirkt wie ein Fremdkörper in diesen wettergegerbten und vernarbten Gestalten, die sich äußerlich kaum von ihren Vehikeln unterscheiden. An allen hat der Krieg innerlich und äußerlich deutliche Spuren hinterlassen.

Die Handlung von „Herz aus Stahl“ ließe sich in wenigen kurzen Sätzen zusammenfassen und ist eine, die man in einem Film wie „Herz aus Stahl“ erwartet. Wo allerdings filmische Vorbilder der alten Schule wie „Das dreckige Dutzend“ oder „Agenten sterben einsam“ von einer nicht unbedingt massiveren Handlung, aber von einigen Wendungen und dem Spiel der Darsteller untereinander profitieren, bleibt „Herz aus Stahl“ auf einem gradlinigen Kurs wie das Gefährt der Hauptakteure. Aus den ganzen Widrigkeiten des Kriegs, den explodierenden und verbrennenden Soldaten auf beiden Seiten und einer extrem lauten Soundkulisse sticht einzig eine ruhige Szene mit zwei deutschen Frauen heraus, in der Ayer es schafft eine unterschwelligen Aura der Bedrohlichkeit, ausgehend von den Protagonisten zu installieren. Danach geht es allerdings weiter im Takt des Panzermotors dem Ende entgegen.

Viel Details, wenig Handlung

David Ayer ist nun nicht unbedingt dafür bekannt Filme mit einem unglaublichen Tiefgang zu erzählen, allerdings leben seine bisherigen Filme fast ausnahmslos von Geschichten um Männerfreundschaften in einem brutalen Umfeld. In diese Reihe fallen sein gutes Erstlingswerk „Harsh Times — Leben am Limit“, „Streetkings“, das Streifenpolizistendrama „End of Watch“ und der dümmlich-brutale „Sabotage“ mit Arnold Schwarzenegger. Im Vergleich zu seinen bisherigen Filmen ist „Herz aus Stahl“ ein mutiger und ambitionierter Sprung nach vorne. Schon in „Sabotage“ hat sich Ayer von seiner Lieblingskulisse Los Angeles verabschiedet, aber da wo seine bisherigen Filme häufig recht leer im Hintergrund wirken, legt Ayer in „Herz aus Stahl“ sehr viel Wert auf kleine Details und jongliert recht gekonnt mit einer großen Anzahl an Statisten und Nebendarstellern. In diesen Details brilliert David Ayer wirklich. Der Look von „Herz aus Stahl“ kommt überzeugend rüber und zeichnet ein realistisch wirkendes Bild der Zeit. Im Abspann des Filmes ist sogar zu sehen, dass viele der Szene auf Fotografien und Aufzeichnungen aus den 40er Jahren basieren. Auch das Zusammenschweißen von sehr gegensätzlichen Charakteren zu einer funktionierenden Einheit gelingt Ayer überzeugend. Selbst die Actionszenen sind spannend gehalten und wissen mitzureißen. Umso trauriger ist es, dass die Handlung einfach sehr schwach ist und „Herz aus Stahl“ immer wieder in die Quere kommt. Hier hätte dem Film das selbe Auge für Details, das Ayer in vielen anderen Bereichen zeigt, mehr als nur gut getan.

Auf schauspielerischer Seite lässt sich auch wenig Negatives über den Cast sagen. Sie arbeiten gut mit dem, was ihnen der Film an Material bietet, aber trotzdem erscheinen ihre Rollen recht flach und eindimensional. Leider aber lebt ein solcher Film nicht nur von der Kulisse, sondern im hohen Maße von einer Identifikation mit den Charakteren.

Fazit

„Herz aus Stahl“ ist kein schlechter Film. Aus technischer Sicht ist der Weltkriegs-Streifen sogar sehr beeindruckend. Aber unterm Strich ist „Herz aus Stahl“ einfach ein sehr beliebiges und charakterloses Werk. Ein wirkliches Interesse an den Akteuren kommt nur kurz auf, der Rest ist ein Feuerwerk aus Panzerschlacht und Heldentum auf den letzten Metern. Es bleibt zu hoffen, dass David Ayer in DC „Suicide Squad“ eine bessere Arbeit abliefern wird. Zumindest lässt sich über „Herz aus Stahl“ sagen, dass der Film nach „Sabotage“ eine deutliche Steigerung ist.

Bewertung: 3 von möglichen 5 Sternen. ***

Filmkritik von Julius, 10.12.2014

Mehr zum Film

Herz aus Stahl läuft am 01. Januar 2015 in den deutschen Kinos an. Neben unserer Filmkritik findet ihr auf KINOFANS.COM auch einen Eintrag in die Filmdatenbank, mit vielen Bildern, Postern und dem offiziellen Trailer.