Filmkritik zu Terminator: Genisys

  

Promis wissen es aus leidvoller Erfahrung schon länger: Die omnipräsente „Cloud“ macht nur Ärger. In „Terminator: Genisys“ nun gefährdet sie nicht nur den Ruf mittels unachtsam abgelegten Nacktbildern, sondern bedroht das Überleben der menschlichen Gattung. Nur gut, dass Arnold Schwarzenegger zurück ist und sich mit allem anlegt, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist — inklusive seinem jüngeren Ich.

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Terminator: Genisys ist ab dem 09. Juli überall im Kino zu sehen. Mehr Infos, Bilder, Trailer etc gibt es hier für euch.

Alles Wölkchen?

Die praktische Verbindung zwischen allen nur erdenklichen elektronischen Gerätschaften, die unser Daseins soviel leichter machen soll, wird in „Terminator: Genisys“ nicht beim langweiligen und bekannten Namen genannt, die etherische Bedrohung heißt „Genisys“, geht 2017 in Betrieb, hat einen Countdown und schläfert mit bläulichem Geleuchte beruhigend ein. Im Vergleich zu den zivilisationskritischen Ansätzen des ersten und zweiten Teils der „Terminator“ Franchise mutet diese Bedrohung etwas überholt an, aber dahingehend kann sich „Genisys“ in prominenter Gesellschaft wissen. Denn da ist Arnold Schwarzenegger, der wieder einmal zu der Rolle zurückkehrt, die seinen Ruf vor 31 Jahren zementierte, wie regelmäßiges Training seinen noch immer beeindruckenden Bizeps. Im Gegensatz zum Cyborg unter menschlichem Chassis ist die Zeit aber weder an der künstliche gezüchteten Haut der umprogrammierten Terminators, noch an dem 67 Jahre alten Governator vorbei gegangen. Ihn aber spannt Regisseur Alan Taylor vor seinen Film, wie Don Quijote auf seinen alten Gaul Rosinante setzt. Beide leisten treue Dienste, aber so wirklich hilfreich sind sie nicht.

Schmetterlingseffekte

Was nun nicht bedeuten soll, das „Terminator: Genisys“ mal wieder einen Teil der Franchise vor die Wand fährt, als popkornige Unterhaltung mit freiwillig bis unfreiwillig komischen Momenten taugt der jüngste Teil der Reihe durchaus, aber er bewegt sich auch kaum über die verkrusteten Strukturen der letzten beiden Ableger hinweg. Zwar hat „Terminator: Genisys“ seine Momente. Zum einen dadurch, dass Alan Taylor (Thor — The Dark Kingdom) in liebevoller Kleinstarbeit ikonische Szenen aus den Cameron Filmen adaptiert und nachstellt, nur um dann zu einem etwas anderen Ergebnis zu kommen, zum anderen durch die Prämisse der Handlung selber. Denn in „Terminator: Genisys“ ist nun endlich das eingetreten, was längst hätte passieren müssen: Die Zeitlinie ist völlig verkorkst. Leider macht aber das Drehbuch von Laeta Kalogridis (Shutter Island) und Patrick Lussier (Drive Angry) auf halbem Wege zwischen all den Zeitlinien und daraus resultierenden, komplizierten Verknüpfungen schlapp, wie die Zeitmaschine, die Kyle Reese (Jai Courtney) zwar erneut in das Jahr 1984 und diese eine, schicksalhafte Nacht zurückwirft, in der das Schicksal der Menschheit zum ersten und wiederholte Mal noch vor der Geburt des großen Retters John Connor (Jason Clarke) durch Über- oder Ableben seiner Mutter Sarah Connor (Emilia „Khaleesi“ Clarke) entschieden werden soll. Aus augenzwinkernden Szenen und neuen Interpretationen entwickeln sich mehr und mehr Momente, die durch eine mangelnde Trennung von Zuschauer und Charakterwissen auf der Leinwand sich anfühlen wie die berühmten Karnickel aus den nicht weniger berühmten Hüten. Als Zuschauer fühlte ich persönlich mich um gute Stellen betrogen. Echten Fans der Reihe wird es sicher (leider) nicht anders gehen. Irgendwann spielt das dann aber auch keine Rolle mehr, denn „Terminator: Genisys“ läuft schlussendlich auf einen Kampf zwischen Terminatoren raus und lässt alles weitere fallen wie leergeschossene Handfeuerwaffen.

Mensch vs. Maschine

Dazwischen bricht dann natürlich mal wieder Zerstörungswut über Los Angeles herein. Mit konstant sehr ansehnlichen Effekten, ziemlich coolen Settings, die sich, glücklicherweise, nicht immer so ernst nehmen, wie sie es könnten, baut „Terminator: Genisys“ sogar eine gewissen Maß an Spannung auf und weiß die 3D-Technologie gut einzusetzen. Allerdings wird sich dabei dann, wie an vielen Stellen des Films, bei bereits Gesehenem bedient. Das trifft dann auch auf einen der beiden gegnerischen Terminatoren zu. Die Rolle von Robert Patrick bösen Flüssigmetalterminator fällt diese Mal dem koreanischen Superstar Lee Byung-hun (I Saw the Devil, R.E.D. 2) zu. Der weiß diese Rolle auch mit stoischer Gelassenheit abzuliefern, räumt aber, wie alle anderen, irgendwann das Feld für Schwarzenegger. An dessen Seite wiederum steht nun Emilia Clarke als Ersatz für die legendäre Linda Hamilton. Sie schafft es leider nur in Ansätzen die Härte in die Rolle als Sarah Connor zu tragen, die Hamilton (und ihre „Game of Thrones“ Kollegin Lena Headey in „Terminator: The Sarah Connor Chronicles) dem Charakter als Stempel aufdrückte. Zwar erinnert Emilia Clarke bisweil stark an die noch unbedarfte Sarah Connor aus dem ersten Terminator (und irgendwie würde dies sogar Sinn ergeben) mit ihrer Süße und der Leichtigkeit ihrer Person, aber das Zeitlinienchaos nimmt dem ab der ersten Minute ihres Auftretens sowohl Sinn als auch irgendwann Reiz. Schlussendlich wirkt sie schnell wie die Barbiepuppenversion der zähen Kriegerin Sarah Connor/Linda Hamilton.

Ihr Namensvetter Jason Clarke (Zero Dark Thirty, Planet der Affen: Revolution) wiederum gibt einen sehr guten John Connor ab. Er befreit ihn mit seiner Performance von dem prophetischen, ja heilsbringerischen Altlasten vorherigen Teile und verpasst ihm eine fesselnde und enigmatische Aura. Jai Courtney (Die Bestimmung I und II) spult sein übliches Sportprogramm ab, dieses Mal eben auf der Seite der Guten. Dabei wirkt, passend und angemessen, höflich und trotzdem attraktiv. Eben wie man es von Kyle Reese erwartet.

Und dann ist da Schwarzenegger. Es macht zunächst Spaß ihn wiederzusehen. Er versucht seine Rolle mit seinem üblichen Charme zu erfüllen und dem Terminator das gewohnte, auf menschlicher Basis ungeschickte, auf physischer Basis direkte und zielstrebige Verhalten zu verleihen. Das aber funktioniert zum einen im Kontext des Films nur bedingt, zum anderen merkt man Schwarzenegger dann doch sein Alter an. Irgendwann erscheint er mehr und mehr wie der alte Onkel, der einst als die Mitte jeder Party bekannt war, nun aber besser gen Mitternacht ins Taxi gesetzt wird, bevor er sich vor der versammelten Verwandtschaft übernimmt. Alles versinkt in Selbstparodie und Selbstreferenz.

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Fazit

Es ist Popcornkino. Es gibt eine Menge Terminatoren und es knallt ordentlich. Die Handlung ist schwach und verworren. Entweder lässt man sich drauf ein und freut sich auf ein Wiedersehen mit Schwarzenegger oder man hält es wie zuvor und sieht die Franchise mit „Judgement Day“ als beendet an. Wer bisher noch keinen einzigen Teil der Reihe gesehen hat, der oder die kann getrost und ohne Vorwissen den Film betreten. Kyle Reese erklärt praktischerweise alles. Allerdings empfiehlt sich danach eine Sichtung der ersten beiden Teile. Für mich bliebt die Hoffnung, dass es mit „Terminator: Genesys“ für zeitreisende Killerroboter nun endgültig heißt: „Hasta la vista, baby!“.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 06.07.2015