Inventing Anna– Eine (mehrheitlich) wahre Geschichte (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 09.02.2022

Die Miniserie „Inventing Anna“ ist ab dem 11. Februar bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie von Shonda Rhimes.

inventing-anna-julia-garner-anna-chlumsky-Serie-Netflix 002Bild: Szene aus der Serie "Inventing Anna" (c) Netflix

Shonda Rhimes hat einen Vertrag mit Netflix. Die Erfolgsautorin und Produzentin (u.a. „Grey’s Anatomy“ und „How to Get Away With Murder“) entwickelte neue Formate. Ein solches ist die neunteilige Serie „Inventing Anna“, die auf einer wahren Geschichte basiert. Das wird auch am Anfang jeder Folge postuliert. Ebenso, wie man stolz darauf hinweist, dass der Rest frei erdacht ist. Denn nur in Hinblick auf die Hauptfigur hält sich die Serie an die Wahrheit.

Inventing Anna – Zur Handlung

Anna Delvey (Julia Garner) lebt auf großem Fuß, ist in der New Yorker High Society angekommen und plant ein gigantisches Unternehmen, für das sie aber auch enorme Finanzmittel benötigt. Sie gibt sich als deutsche Erbin aus, deren Treuhandfond aber noch nicht zur Auszahlung bereit ist. In Wahrheit ist Anna jedoch ein Habenichts. Eine Hochstaplerin, die es perfekt versteht, Menschen für sich einzunehmen. So lebt sie edel, muss aber nie etwas bezahlen.

Das fliegt ihr irgendwann um die Ohren. Die Gelegenheit für die Journalistin Vivian Kent (Anna Chlumsky), die hier die ganz große Story wittert und beginnt, mit Annas Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern zu reden.

inventing-anna-julia-garner-anna-chlumsky-Serie-Netflix 001Bild: Szene aus der Serie "Inventing Anna" (c) Netflix

Inventing Anna – Eine Kritik

Die Geschichte von Anna Delvey alias Anna Sorokin basiert auf der Wahrheit. Die Basis bildete ein Artikel von Jessica Pressler. Sie taucht so in der Serie nicht auf, denn Shonda Rhimes entschied sich, die Journalistin und ihr Leben als Gegenpol zu dem von Anna Delvey aufzubauen. Die Figur Vivian Kent ist darum weitestgehend fiktional, ebenso wie ihr Arbeitsumfeld und ihr Leben. Das erlaubt es der Show, die Dramatik anzuheizen.

Mit neun Folgen ist „Inventing Anna“ sehr ausführlich, auch und gerade, weil die meisten Folgen mehr als 70 Minuten Laufzeit haben, die finale Episode sogar Spielfilmlänge hat. Jede Folge ist vor allem einer Person vorbehalten, mit der Vivian spricht, so dass sich nach und nach wie einem Mosaik das komplette Bild ergibt. Aber was Anna Delvey ticken lässt, wird nie gänzlich klar. Sie ist eine Narzisstin, jemand mit soziopathischen Zügen, eine Frau, bei der man nie sicher ist, ob sie nicht längst begonnen hat, ihre eigenen Lügen zu glauben.

Die Geschichte um Anna Delvey ging 2017 um die Welt – als Deutsche russischer Herkunft stürzte man sich im hiesigen Blätterdschungel gerne auf das Thema. Es ist auch ergiebig, was die Serie zu nutzen weiß. Denn es geht nicht nur um eine Hochstaplerin, sondern auch um eine Gesellschaft, die Frauen anders behandelt als Männer, die Erfolg respektiert, egal, wie er gekommen ist, die aber auch jene verbrennt, die daran scheitern.

Julia Garner („The Assistant“) spielt Anna wahnsinnig gut. Als jemand, den man nicht mag, von dem man aber durchaus fasziniert ist. „My Girl“ Anna Chlumsky ist nicht minder gut, weil ihre Figur auf dem schmalen Grad wandert, alles über Anna zu wissen, aber dennoch an sie glauben will.

Fazit

Die neunteilige Miniserie ist niveauvolle Unterhaltung mit exzellenten Schauspielern, einem erzählerischen Flow, der auch die längsten Folgen wie im Flug vergehen lässt, und einer Geschichte, die auf mehr als nur einer Ebene funktioniert.

Bewertung: 4/5****

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Bild: Das Poster zur Serie "Inventing Anna" (c) Netflix